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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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kann.«
     
    Am Nachmittag verwendeten sie zwei der kleineren Bretter für eine Anzahl von Einzelspielen, in denen die Reihenfolge bestimmt wurde. Gurgeh wusste, dass er in beiden Spielen gut war, und schlug die anderen mühelos. Nur dem Priester war anzumerken, dass er darüber aufgebracht war. Zum Dinner gab es wieder eine Pause, in der Pequil inoffiziell auf seinem Heimweg vom Büro vorbeischaute. Er verlieh seiner freudigen Überraschung Ausdruck, dass Gurgeh so gut abschnitt, und klopfte ihm sogar auf den Arm, bevor er ging.
    Die Sitzung am frühen Abend war eine Formalität. Es geschah nichts weiter, als dass ihnen von den Funktionären – Amateuren aus einem Club der Stadt unter der Leitung eines kaiserlichen Beamten – für den folgenden Tag die genaue Zusammenstellung und die Reihenfolge der Spiele auf dem Brett des Ursprungs mitgeteilt wurde. Wie jetzt offenbar wurde, würde Gurgeh mit einem beträchtlichen Vorsprung an den Start gehen.
     
    Gurgeh saß mit Flere-Imsaho hinten im Wagen, war mit sich selbst recht zufrieden und sah die Stadt im violetten Licht der Dämmerung vorüberziehen.
    »Gar nicht schlecht, denke ich«, sagte der Roboter, der neben ihm auf dem Sitz lag, und summte nur ein bisschen. »Ich würde heute Abend Verbindung mit dem Schiff aufnehmen, wenn ich Sie wäre, um zu besprechen, was Sie morgen tun sollen.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Sie werden alle Hilfe brauchen, die Sie bekommen können. Die anderen werden sich morgen gegen Sie verbünden; sie haben gar keine andere Wahl. Dann geht es Ihnen an den Kragen. Wäre einer von ihnen in dieser Situation, würden sie einen oder mehrere der weniger gut dastehenden Spieler ansprechen und mit ihnen das Abkommen treffen, dass…«
    »Ja, aber wie Sie offenbar niemals müde werden, mir unter die Nase zu reiben, würden sie sich alle etwas vergeben, wenn sie mir diesen Vorschlag machten. Doch andererseits, wenn Sie mich auf diese Weise ermutigen und die Begrenzungsfaktor mir hilft, wie kann ich dann verlieren?«
    Der Roboter blieb stumm.
     
    Gurgeh nahm an diesem Abend Kontakt mit dem Schiff auf. Flere-Imsaho hatte erklärt, er habe sein Gehäuse satt; er hatte es abgelegt und war, unsichtbar mit seinem dunklen Körper, hinausgeflogen, um in einem Park Nachtvögel zu beobachten.
    Gurgeh sprach seine Pläne mit der Begrenzungsfaktor durch, aber die Zeitverzögerung von beinahe einer Minute machte die Unterhaltung mit dem fernen Kriegsschiff mühsam. Es hatte jedoch ein paar gute Vorschläge. Gurgeh war überzeugt, zumindest in diesem Stadium werde er von dem Schiff weit bessere Unterstützung erhalten als seine augenblicklichen Gegner von ihren Beratern und Mentoren. Wahrscheinlich hatten nur die etwa hundert Top-Spieler, die von den führenden Kollegien gefördert wurden, Zugang zu solchen Informationsquellen. Der Gedanke verstärkte Gurgehs Hochstimmung, und er ging glücklich zu Bett.
    Drei Tage später, gerade als man nach der frühabendlichen Sitzung Schluss machen wollte, warf Gurgeh einen Blick auf das Brett des Ursprungs und erkannte, dass er vor dem Ausscheiden stand.
     
    Anfangs war alles gut gegangen. Zufrieden hatte er sich gesagt, dass er die Figuren geschickt behandelte und ein tieferes Verständnis für die strategische Balance des Spiels gewonnen hatte. Seine überlegene Position, die auf seinen Erfolgen in den ersten Spielen beruhte, hatte ihn zu dem Glauben verführt, dass er siegen und in der Hauptserie bleiben werde, wo in der zweiten Runde die Einzelspiele an der Reihe waren.
    Am dritten Morgen kam ihm dann zu Bewusstsein, dass er zu selbstsicher gewesen war und seine Konzentration nachgelassen hatte. Was bei den meisten Spielern wie eine Folge von nicht miteinander in Verbindung stehenden Zügen ausgesehen hatte, wurde plötzlich zu einem koordinierten Massenangriff, den der Priester anführte. Gurgeh war in Panik geraten, und sie hatten ihn fertig gemacht. Jetzt war er tot.
    Die Sitzung war vorüber. Gurgeh saß immer noch auf seinem hohen Schemel, blickte auf das Trümmerfeld nieder, das das Brett bot, und zerbrach sich den Kopf, was schief gelaufen war. Der Priester trat zu ihm und fragte, ob er bereit sei aufzugeben. Das sei das übliche Verhalten, wenn jemand an Figuren und Territorium so weit hinten liege, und das ehrenhafte Eingeständnis einer Niederlage sei eine geringere Schande als die sture Weigerung, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen, wodurch das Spiel für die Gegner nur in die Länge gezogen werde. Gurgeh sah den

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