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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Priester an, dann Flere-Imsaho, dem man, sobald das Spiel beendet war, erlaubt hatte, in den Saal zu kommen. Die Maschine wackelte ein bisschen hin und her, summte gewaltig und sprühte förmlich vor statischer Elektrizität.
    »Was meinen Sie, Roboter?«, fragte Gurgeh müde.
    »Ich glaube, je eher Sie aus diesen lächerlichen Klamotten herauskommen, desto besser«, antwortete die Maschine. Der Priester, dessen Robe eine protzigere Version von Gurgehs Gewand war, sah die summende Maschine wütend an, sagte jedoch nichts.
    Gurgeh betrachtete von neuem das Brett, dann den Priester. Mit einem tiefen Seufzer holte er Atem und öffnete den Mund. Doch bevor er sprechen konnte, fuhr Flere-Imsaho fort: »Deshalb finde ich, Sie sollten ins Hotel zurückkehren, sich umziehen und entspannen und sich Gelegenheit zum Nachdenken geben.«
    Gurgeh nickte langsam, rieb sich den Bart und hielt den Blick auf das Chaos ineinander verwickelter Geschicke gerichtet, das sich ihm auf dem Brett des Ursprungs darbot. Er sagte dem Priester, er werde ihn morgen wiedersehen.
     
    »Ich kann nichts mehr tun, die anderen haben gewonnen«, sagte Gurgeh zu dem Roboter, sobald sie wieder in dem Modul waren.
    »Wenn Sie meinen. Doch warum fragen Sie das Schiff nicht?«
    Gurgeh setzte sich mit der Begrenzungsfaktor in Verbindung, um ihr die schlechte Nachricht mitzuteilen. Das Schiff bedauerte ihn, aber statt ihm mit irgendwelchen hilfreichen Einfällen unter die Arme zu greifen, erklärte es ihm genau, wo er etwas falsch gemacht habe. Dabei ging es bis in die letzten Einzelheiten. Gurgeh gelang es gerade noch, Haltung zu bewahren und ihm zu danken. Niedergeschlagen ging er zu Bett. Er wünschte, er hätte aufgegeben, als der Priester es ihm vorschlug.
    Flere-Imsaho war wieder unterwegs, die Stadt zu erkunden. Gurgeh lag im Dunkeln. Das Modul um ihn war still.
    Er fragte sich, warum man ihn wirklich hergeschickt hatte. Was erwartete Kontakt von ihm? Sollte er sich demütigen lassen, um das Kaiserreich zu überzeugen, die Kultur stelle keine Bedrohung dar? Das kam ihm ebenso wahrscheinlich vor wie irgendeine andere Mutmaßung. Er konnte sich vorstellen, wie die Chiark-Nabe Zahlen über die kolossale Energie herunterrasselte, die für seine Reise verbraucht worden war… und sogar die Kultur, sogar Kontakt würde es sich zweimal überlegen, ob all dieser Aufwand gerechtfertigt war, um einem einzigen Bürger einen besseren Abenteuerurlaub zu verschaffen. Die Kultur benutzte Geld als solches nicht, aber sie wünschte auch nicht, durch extravagante Verschwendung von Materie und Energie – wie unelegant! – Verdacht zu erregen. Andererseits, um das Imperium in dem Glauben zu wiegen, die Kultur sei nichts als ein Witz, sei keine Bedrohung… wie viel war das wert?
    Gurgeh drehte sich im Bett herum, schaltete das Schwebefeld ein, justierte seinen Widerstand, versuchte zu schlafen, wälzte sich hin und her, justierte das Feld von neuem, fand es immer noch nicht bequem und schaltete es deshalb schließlich ab.
    Neben seinem Bett leuchtete das Armband, das Chamlis ihm geschenkt hatte. Er nahm den dünnen Reif und drehte ihn in den Händen. Das winzige Orbital war hell in der Dunkelheit, beschien seine Finger und die Bettdecke. Gurgeh betrachtete die Tagseite und die mikroskopischen Wolkenwirbel über blauem Meer und braunem Land. Er müsste Chamlis wirklich schreiben und sich bedanken.
    Erst jetzt erkannte er, wie raffiniert das kleine Schmuckstück hergestellt war. Er hatte angenommen, es sei nichts als ein illuminiertes, unbewegliches Bild, aber das war es nicht. Er erinnerte sich, wie es ausgesehen hatte, als er es zum ersten Mal betrachtete, und jetzt war die Szene anders. Die Umrisse der meisten Insel-Kontinente auf der Tagseite hatten sich verändert, obwohl er zwei von ihnen, in der Nähe der Morgendämmerungslinie gelegen, wiedererkannte. Das Armband war die sich bewegende Darstellung eines Orbitals, möglicherweise sogar eine einfache Uhr.
    Gurgeh lächelte in der Dunkelheit, wandte sich ab.
    Alle erwarteten sie, dass er verlor. Nur er wusste – beziehungsweise, er hatte es gewusst –, dass er ein besserer Spieler war, als sie dachten. Und jetzt hatte er die Chance zu beweisen, dass er Recht und sie Unrecht hatten, weggeworfen.
    »Dummkopf, Dummkopf«, flüsterte er vor sich hin.
    Er konnte nicht schlafen. Er stand auf, schaltete den Modul-Schirm an und befahl der Maschine, sein Spiel zu zeigen. Das Brett des Ursprungs erschien als Hologramm vor

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