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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ein Ende des Spektrums unwahrscheinlicher Möglichkeiten dar, die sie in der vergangenen Nacht habe umreißen wollen. Sie gratulierte ihm. Er habe besser gespielt, als sie es für möglich gehalten habe. Außerdem verlangte sie zu wissen, warum er nicht hatte hören wollen, welchen Ausweg sie sehe.
    »Ich wollte nur wissen, ob es überhaupt einen Ausweg gab.«
    Wieder die Verzögerung, das Gewicht der Zeit, während seine abgestrahlten Worte die von Materie gesprenkelte Oberfläche durchstachen, die der Realraum ist.
    »Aber ich hätte dir helfen können«, wandte das Schiff ein. »Ich hielt es für ein schlechtes Zeichen, als du meine Hilfe zurückwiesest. Langsam gewann ich den Eindruck, du hättest im Kopf, wenn auch noch nicht auf dem Brett, aufgegeben.«
    »Ich wollte keine Hilfe, Schiff.« Er spielte mit dem Orbital-Armband, dachte müßig darüber nach, ob es eine bestimmte Welt porträtiere – und wenn ja, welche. »Ich wollte Hoffnung.«
    »Ich verstehe«, erklärte das Schiff schließlich.

»Ich würde sie nicht annehmen«, erwiderte der Roboter.
    »Sie würden was nicht annehmen?« Gurgeh sah von dem Hologramm eines Spielbrettes hoch.
    »Zas Einladung.« Die kleine Maschine schwebte näher. Sie hatte jetzt, wo sie sich wieder im Modul befanden, ihre klobige Verkleidung abgelegt.
    Gurgeh sah sie kalt an. »Mir ist nicht aufgefallen, dass sie auch an Sie gerichtet war.« Shohobohaum Za hatte eine Botschaft gesandt, in der er Gurgeh gratulierte und ihn einlud, am Abend mit ihm auszugehen.
    »Nun, das war sie nicht. Aber man erwartet von mir, dass ich alles beobachte…«
    »So, tut man das?« Gurgeh wandte sich wieder dem Hologramm zu. »Sie können hier bleiben und beobachten, was immer Sie wollen, während ich heute Abend mit Shohobohaum Za ausgehe.«
    »Sie werden es bereuen«, warnte der Roboter ihn. »Sie haben sich bisher vernünftig verhalten, Sie sind drinnen geblieben und haben sich in nichts verwickeln lassen. Aber Sie werden es zu büßen haben, wenn Sie anfangen, sich herumzutreiben.«
    »›Herumzutreiben‹?« Gurgeh fixierte den Roboter und merkte erst jetzt, wie schwierig es ist, jemanden von oben bis unten zu mustern, wenn er nur ein paar Zentimeter hoch ist. »Was sind Sie, Roboter – meine Mutter?«
    »Ich versuche nur, in dieser Sache vernünftig zu bleiben.« Die Maschine hob die Stimme. »Sie befinden sich in einer fremden Gesellschaft; Sie sind nicht der Weltgewandteste aller Leute, und Za entspricht gewiss nicht meiner Vorstellung von…«
    »Überheblicher Schrotthaufen!«, brüllte Gurgeh, stand auf und schaltete den Holoschirm ab.
    Der Roboter vollführte mitten in der Luft einen Sprung; er zog sich hastig zurück. »Nun, nun, Jernau Gurgeh…«
    »Hören Sie auf mit Ihrem ›Nun, nun‹, Sie herablassende Addiermaschine! Wenn ich einen freien Abend wünsche, nehme ich ihn mir. Und, offen gesprochen, der Gedanke, zur Abwechslung einmal menschliche Gesellschaft zu haben, kommt mir immer verlockender vor.« Er stach mit dem Finger nach der Maschine. »Unterlassen Sie es, meine Post zu lesen, und machen Sie sich nicht die Mühe, Za und mich heute Abend zu eskortieren!« Er ging schnell an dem Roboter vorbei zu seiner Kabine. »Jetzt werde ich duschen. Warum gehen Sie nicht Vögel beobachten?«
    Der Mann verließ den Wohnraum des Moduls. Der kleine Roboter blieb noch eine Weile in der Luft hängen. »Hoppla!«, sagte er schließlich zu sich selbst. Mit einem Wackeln, das einem Achselzucken entsprach, flog er davon. Seine Felder glühten schwach rosig.
     
    »Nehmen Sie einen Schluck«, sagte Za. Der Wagen fegte unter dem abendlich verfärbten Himmel die Stadtstraßen entlang.
    Gurgeh griff nach dem Flachmann und trank.
    »Nicht ganz so gut wie Grif«, meinte Za, »aber es erfüllt seinen Zweck.« Er nahm die Flasche wieder an sich. Gurgeh hustete ein bisschen. »Haben Sie den Grif bei diesem Ball an sich herankommen lassen?«
    »Nein«, gestand Gurgeh. »Ich habe ihn sofort wieder ausgeschieden; ich wollte einen klaren Kopf behalten.«
    »Verflixt«, kommentierte Za niedergeschlagen. »Sie meinen, ich hätte mehr davon trinken können?« Er zuckte die Achseln. Sein Gesicht hellte sich auf, er tippte Gurgeh am Ellbogen an. »Ich habe Ihnen noch gar nicht dazu gratuliert, dass Sie das Spiel gewonnen haben.«
    »Danke.«
    »Sie haben es ihnen gezeigt. Donnerwetter, haben Sie ihnen einen Schock versetzt.« Za schüttelte voller Bewunderung den Kopf. Sein langes braunes Haar umwallte den

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