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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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zwischen Elfenbein und Zinn lag, brannten hellere Lichter. Stufenförmig angelegte Gebäude und an Wand oder Decke hängende Brücken säumten den Stollen, und ganze schmierig-graue Wandabschnitte waren von unregelmäßigen Löchern durchbohrt, die Fenster, Balkone, Terrassen und Türen darstellten. Fahrstühle und Flaschenzüge quietschten und rasselten, brachten Leute auf höhere Ebenen oder auf den wimmelnden Boden herab.
    »Hier entlang!«, sagte Za. Sie bahnten sich ihren Weg durch die engen Gassen des Stollens, bis sie die hintere Wand erreichten, und kletterten eine breite, aber wackelige Holztreppe hinauf. Eine schwere Holztür wurde von einem metallenen Fallgitter und zwei klobigen großen Gestalten bewacht, eine ein männlicher Azadier; die andere gehörte einer Spezies an, die Gurgeh nicht identifizieren konnte. Za winkte, und das Fallgitter hob sich, ohne dass einer der Wächter sich gerührt hatte. Die Tür öffnete sich schwerfällig. Gurgeh und Za ließen die Höhle hinter sich und traten in die verhältnismäßige Stille eines matt beleuchteten, holzgetäfelten, mit schweren Teppichen ausgelegten Tunnels ein.
    Das Höhlenlicht war jetzt ausgeschlossen; ein dunstiges, kirschrotes Glühen kam durch eine gewölbte Decke aus hauchdünnem Gips. Die polierten Holzwände wirkten dick, waren dunkel wie Kohle und fühlten sich warm an. Gedämpfte Musik erklang weiter vorn.
    Eine weitere Tür. Ein Pult in einem Alkoven, von wo zwei Apices sie beide verdrossen beäugten und sich dann herabließen, Za zuzulächeln, der ihnen einen kleinen Wildlederbeutel zuschob. Die Tür öffnete sich. Za und Gurgeh traten in das Licht und die Musik und den Lärm dahinter.
    Es war ein chaotischer Raum. Man konnte unmöglich entscheiden, ob es sich um eine einzige, verwirrend unterteilte Halle mit verschiedenen Ebenen oder einen Überfluss von kleineren Zimmern und Gängen handelte, die auf einen Haufen geworfen waren. Drinnen war es voll; hohe atonale Musik dröhnte. Nach dem dichten Rauch zu urteilen, hätte es brennen können, aber die Dämpfe rochen süß, beinahe parfümiert.
    Za führte Gurgeh durch Menschenmengen zu einer hölzernen Kuppel, die sich einen Meter neben einem überdachten Gang erhob und hinten auf eine Art gestaffelter Bühne hinausblickte. Die Bühne war von runden Schachteln wie auch von stufenförmigen Sitzen und Bänken umgeben. Alle Plätze waren besetzt, hauptsächlich von Azadiern.
    Auf der kleinen, ungefähr runden Bühne unten rang ein zwergenhafter Alien – nur vage panhuman – in einer Wanne voll von bibberndem, leicht dampfendem rotem Schlamm mit einer azadischen Frau, doch vielleicht kopulierten sie auch. Das Ganze wurde anscheinend in einem Feld niedriger Schwerkraft festgehalten. Die Zuschauer schrien und applaudierten und warfen ihre Trinkgefäße.
    »Oh, gut!« Za setzte sich. »Der Spaß hat begonnen.«
    »Ficken die oder kämpfen sie?« Gurgeh beugte sich über das Geländer und spähte zu den zappelnden, wogenden Körpern des Alien und der Frau hinunter.
    Za zuckte die Achseln. »Kommt es darauf an?«
    Eine Kellnerin, eine azadische Frau, die nichts als ein Stückchen Stoff um die Taille trug, nahm Zas Getränkebestellung entgegen. Das zur Federkrone frisierte Haar der Frau war von einem flackernden Hologramm gelb-blauer Flammen umgeben und sah aus, als brenne es.
    Gurgeh wandte sich von der Bühne ab. Die Zuschauer hinter ihm stießen Beifallsrufe aus, als die Frau den Alien abwarf, auf ihn sprang und ihn unter den dampfenden Schlamm drückte. »Kommen Sie oft her?«, fragte Gurgeh.
    Za lachte laut auf. »Nein.« Die großen grünen Augen blitzten. »Aber ich lasse eine ganze Menge hier.«
    »Suchen Sie hier Entspannung?«
    Za schüttelte energisch den Kopf. »Absolut nicht. Eine weit verbreitete irrige Meinung ist, Spaß sei entspannend. Wenn er das ist, machen Sie es nicht richtig. Dazu ist das Loch da, für Spaß. Spaß und Spiele. Es kühlt sich im Laufe des Tages ein bisschen ab, aber es kann auch ganz hübsch heiß werden. Die Trinkfeste sind für gewöhnlich am schlimmsten. Heute wird es wohl keinen Ärger geben. Recht ruhig.«
    Die Menge kreischte. Die Frau drückte das Gesicht des zwergenhaften Alien weiterhin unter den Schlamm. Er wehrte sich verzweifelt.
    Gurgeh richtete den Blick wieder auf die Bühne. Die Bewegungen des Alien wurden langsam schwächer, während die nackte, schlammverschmierte Frau seinen Kopf in die blasenwerfende rote Flüssigkeit zwang. »Sie haben also

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