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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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›sprachlos‹ erkannt hätte, verließ die Halle ohne den am Ende einer Partie üblichen Austausch von Höflichkeiten, während die anderen Teilnehmer entweder sehr wenig sagten oder sich in peinlicher Weise wortreich über Gurgehs Leistung ausließen.
    Eine Menschenmenge umgab ihn, die Club-Mitglieder, ein paar Leute von der Presse, andere Spieler und als Gäste anwesende Beobachter. Gurgeh reagierte merkwürdig ungerührt auf die schwatzenden Apices. Sie drängten sich in seine Nähe und hüteten sich trotzdem immer noch davor, ihn zu berühren. Irgendwie gab ihre Zahl der Szene einen Anstrich von Unwirklichkeit. Gurgeh wurde mit Fragen überschüttet, doch er konnte keine einzige beantworten. Er war schon kaum fähig, sie auseinander zu halten; die Apices sprachen alle zu schnell. Flere-Imsaho kam über den Köpfen der Leute angeflogen. Er versuchte, sie zu überschreien, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch alles, was er an sich zog, war ihr Haar – mit seiner statischen Elektrizität. Gurgeh sah, dass ein Apex versuchte, die Maschine aus dem Weg zu stoßen, und einen offensichtlich unerwarteten und schmerzhaften elektrischen Schlag erhielt.
    Pequil bahnte sich einen Weg durch die Menge und drang bis zu Gurgeh vor, doch statt ihn zu retten, erzählte er ihm, er habe noch zwanzig Reporter mitgebracht. Er packte Gurgeh, anscheinend, ohne darüber nachzudenken, und drehte ihn in die Richtung einiger Kameras.
    Weitere Fragen folgten, doch Gurgeh ignorierte sie. Er musste Pequil mehrmals bitten, gehen zu dürfen, bis der Apex einen Weg zur Tür und dem wartenden Wagen frei gemacht hatte.
    »Mr. Gurgee, lassen Sie sich auch von mir gratulieren«, sagte Pequil im Wagen. »Ich hörte es im Büro und kam geradenwegs her. Ein großer Sieg.«
    »Danke.« Langsam beruhigte Gurgeh sich. Er saß in den üppigen Polstern des Wagens und sah auf die sonnenbeschienene Stadt hinaus. Anders als die Spielhalle hatte der Wagen eine Klimaanlage, doch erst jetzt merkte Gurgeh, dass er schwitzte. Er erschauerte.
    »Von mir auch«, meldete sich Flere-Imsaho. »Sie haben noch gerade rechtzeitig losgelegt.«
    »Danke, Roboter.«
    »Sie haben aber auch ein verdammtes Schwein gehabt, das muss man sagen.«
    »Sie werden mir doch erlauben, eine richtige Pressekonferenz zu arrangieren, Mr. Gurgeh«, sagte Pequil eifrig. »Ich bin sicher, Sie werden nach diesem Sieg ordentlich berühmt werden, ganz gleich, was während des restlichen Turniers noch geschieht. Himmel, Sie teilen sich heute Abend die Führungsspitze mit dem Kaiser!«
    »Nein, danke«, wehrte Gurgeh ab. »Arrangieren Sie gar nichts.« Er konnte sich nicht vorstellen, dass er den Leuten irgendetwas Vernünftiges zu sagen hätte. Was gab es denn zu sagen? Er hatte das Spiel gewonnen; er hatte die Chance, das ganze Match zu gewinnen. Wie dem auch sei, ihm war ein bisschen unbehaglich bei dem Gedanken, dass sein Bild und seine Stimme im ganzen Kaiserreich verbreitet und seine Geschichte, zweifellos sensationell aufgebauscht, von diesen Leuten erzählt und weitererzählt und verzerrt werden würde.
    »Oh, aber Sie müssen!«, protestierte Pequil. »Jedermann wird Sie sehen wollen! Anscheinend ist Ihnen nicht klar, was Sie getan haben. Selbst wenn Sie das Match verlieren sollten, hätten Sie einen neuen Rekord aufgestellt! Niemand hat je einen so großen Rückstand aufgeholt! Das war brillant!«
    »Trotzdem.« Gurgeh fühlte sich plötzlich sehr müde. »Ich möchte nicht abgelenkt werden. Ich muss mich konzentrieren. Ich muss schlafen.«
    »Ich verstehe Ihren Standpunkt«, gab Pequil geknickt nach, »aber ich warne Sie, Sie begehen einen Fehler. Die Leute werden hören wollen, was Sie zu sagen haben, und unsere Presse gibt den Leuten immer, was sie wollen, ganz gleich, welche Schwierigkeiten es macht. Man wird einfach etwas erfinden. Sie sollten lieber selbst etwas sagen.«
    Gurgeh schüttelte den Kopf, betrachtete den Verkehr auf dem Boulevard. »Wenn Leute Lügen über mich verbreiten wollen, müssen sie das mit ihrem Gewissen abmachen. Wenigstens brauche ich nicht zu ihnen zu sprechen. Nichts könnte mich weniger interessieren als das, was sie sagen.«
    Pequil wandte Gurgeh sein erstauntes Gesicht zu, antwortete jedoch nichts darauf. Flere-Imsaho übertönte sein Summen mit einem kichernden Geräusch.
    Gurgeh sprach es mit dem Schiff durch. Die Begrenzungsfaktor meinte, das Spiel hätte wahrscheinlich eleganter gewonnen werden können, aber was Gurgeh getan habe, stelle

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