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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Gurgeh, und Gurgeh folgte seinem Blick. Vor sich hatte er sein eigenes dunkles Gesicht, das Haar wirr; er war halb ausgezogen. Za sprang über das Bett und trat in das Spiegelbild.
    Die Wand zersplitterte in einem Chor von Schreien. Das Spiegelglas flog nach allen Seiten und enthüllte dahinter einen dunklen, flachen Raum und eine kleine Maschine auf einem Stativ, die auf den Spiegelraum ausgerichtet war. Inclate und At-sen sprangen vom Bett und eilten hinaus; Inclate schnappte sich unterwegs ihr Kleid.
    Za nahm die winzige Kamera von ihrem Stativ und sah sie sich an. »Nur ein Aufzeichnungsgerät, dem Himmel sei Dank, kein Sender.« Er stopfte die Maschine in die Tasche, dann drehte er sich um und grinste Gurgeh an. »Steck ihn zurück ins Halfter, Spieler! Wir müssen laufen!«
    Sie liefen. Den Jade-Flur hinunter auf die gleiche Wendeltreppe zu, die At-sens Entführer benutzt hatte. Za bückte sich im Laufen, nahm die Waffe auf, die der Apex fallengelassen und an die Gurgeh gar nicht mehr gedacht hatte. In zwei Sekunden war sie überprüft, ausprobiert und weggeworfen. Sie erreichten die Wendeltreppe und sprangen die Stufen hoch.
    Ein weiterer Korridor, in dunklem Rostbraun. Za kam rutschend zum Halten, als zwei große Apices auf sie zurannten. »Hoppla«, sagte Za und machte kehrt. Er schob Gurgeh zur Treppe zurück. Sie rannten weiter nach oben und kamen in einen dunklen Raum voll hämmernder Musik. Auf der einen Seite flammte Licht. Schritte trampelten die Treppe herauf. Za drehte sich um und trat mit einem Fuß nach unten, was einen explosiven Aufschrei und ein plötzliches Poltern zur Folge hatte.
    Ein dünner blauer Strahl durchbohrte die Dunkelheit. Er kam aus dem Treppenhaus und endete irgendwo über ihnen in einer gelben Flamme und orangefarbenen Funken. Za duckte sich. »Verdammt noch mal, die haben tatsächlich Artillerie.« Er wies mit dem Kinn an Gurgeh vorbei auf das Licht. »Ab durch die Mitte, Maestro.«
    Sie liefen zu der Bühne, die in sonnenhellem Licht dalag. Auf ihr stand ein stämmiger Mann, der sich wütend umdrehte, als sie aus den Kulissen donnerten. Das Publikum buhte. Dann wechselte der Gesichtsausdruck des beinahe nackten Bluterguss-Künstlers von Verärgerung zu sprachloser Überraschung.
    Gurgeh wäre beinahe gefallen. Immerhin blieb er wie angewurzelt stehen.
    Wieder sah er sein eigenes Gesicht.
    Es war, doppelt lebensgroß, in einem Regenbogen von Blutergüssen auf den Torso des wie vom Donner gerührten Darstellers gedruckt. Gurgeh starrte es an, und sein Ausdruck spiegelte die Verwunderung auf dem Gesicht des stämmigen Künstlers wider.
    »Wir haben jetzt keine Zeit für die Kunst, Jernau.« Za zog ihn weg, zerrte ihn an die Rampe, warf ihn hinunter und hechtete hinterher.
    Sie landeten auf einer Gruppe protestierender azadischer Männer und warfen sie zu Boden. Za zog Gurgeh auf die Füße und fiel beinahe wieder hin, als ein Schlag seinen Hinterkopf traf. Er drehte sich, trat mit dem Fuß aus und wehrte einen weiteren Schlag mit dem Arm ab. Gurgeh fühlte sich herumgerissen und sah sich einem großen, wütenden Mann mit Blut auf dem Gesicht gegenüber. Der Mann riss den Arm nach hinten, ballte die Hand zur Faust – sodass Gurgeh, das Elemente-Spiel im Sinn, Stein dachte.
    Der Mann schien sich sehr langsam zu bewegen.
    Gurgeh hatte Zeit nachzudenken, was er tun solle.
    Er stieß dem Mann das Knie in die Lenden und schlug ihm den Handballen ins Gesicht. Er befreite sich aus dem Griff des fallenden Mannes, wich dem Schlag eines zweiten aus und sah, dass Zas Ellenbogen im Gesicht eines dritten Azadiers landete.
    Dann sprinteten sie von neuem los. Za, der einem Ausgang zustrebte, brüllte und wedelte mit den Händen. Gurgeh musste den Drang unterdrücken, darüber zu lachen, aber die Taktik funktionierte. Die Menschenmenge teilte sich vor ihnen wie Wasser vor dem Bug eines Bootes.
     
    Sie saßen in einer kleinen, nicht überdachten Bar tief im Irrgarten des Hauptstollens unter einem festen Himmel aus kalkiger Perlfarbe. Shohobohaum Za demontierte die Kamera, die er hinter dem falschen Spiegel entdeckt hatte, und nahm ihre empfindlichen Bestandteile mit einem summenden Instrument von der Größe eines Zahnstochers auseinander. Gurgeh betupfte einen Kratzer auf der Wange, den er sich zugezogen hatte, als Za ihn von der Bühne warf.
    »Meine Schuld, Spieler. Ich hätte es wissen müssen. Inclates Bruder ist bei der Sicherheit, und At-sen hat eine kostspielige Gewohnheit. Nette

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