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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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offensichtlich wurde, dass sie sich verbündet hatten. Er hatte den Vorsprung ausgenutzt, den er auf dem vorhergehenden Brett gewonnen hatte, um eine kleine, dichte und beinahe uneinnehmbare Enklave aufzubauen. Darin verbarrikadierte er sich einfach zwei Tage lang und ließ die anderen dagegen anrennen. Ein mit aller Kraft geführter Angriff hätte ihn zerschmettert, aber seine Gegner gaben sich Mühe, ihre Aktion nicht zu sehr nach Absprache aussehen zu lassen, und deshalb attackierten ihn immer nur wenige gleichzeitig. Außerdem fürchteten sie, die eigenen Kräfte zu sehr zu schwächen, sollte einer ihrer Verbündeten über sie herfallen.
    Am Ende dieser beiden Tage sagten zwei der Nachrichtenagenturen, es sei unfair und unhöflich gegen den Fremden, sich gegen ihn zusammenzurotten.
    Flere-Imsaho – der inzwischen aufgehört hatte zu schmollen und wieder mit Gurgeh sprach – meinte, diese Reaktion könne unter Umständen echt und spontan erfolgt sein, doch wahrscheinlicher sei sie das Resultat eines Druckes von oben. Überzeugt sei er, das kaiserliche Amt habe die Kirche bekniet, die zweifellos den Priester instruiert wie auch seine Abmachungen mit den übrigen Spielern finanziert habe. Wie dem auch gewesen sein mochte, am dritten Tag blieben die massierten Angriffe gegen Gurgeh aus, und das Spiel nahm wieder einen normaleren Verlauf.
    Die Spielhalle war überfüllt. Es waren viel mehr zahlende Zuschauer da; eine Menge eingeladener Gäste hatte den Austragungsort gewechselt, um den Alien spielen zu sehen, und die Presseagenturen hatten zusätzliche Reporter und Kameras geschickt. Es gelang den Club-Spielern unter Führung des Schiedsrichters, die Menschenmenge ruhig zu halten, sodass die größere Zahl der Anwesenden für Gurgeh beim Spiel keine nennenswerte Ablenkung darstellte. Doch es war schwierig, sich während der Pausen in der Halle zu bewegen; dauernd machten sich Leute an ihn heran, stellten ihm Fragen oder wollten ihn sich nur ansehen.
    Pequil war die meiste Zeit da, kümmerte sich aber mehr darum, selbst vor den Kameras zu erscheinen, als Gurgeh vor den Leuten abzuschirmen, die mit ihm sprechen wollten. Wenigstens lenkte er die Aufmerksamkeit der Journalisten teilweise auf seine eigene Person, sodass Gurgeh sich auf das Spiel konzentrieren konnte.
    Während der nächsten beiden Tage fiel Gurgeh eine subtile Veränderung in der Art auf, wie der Priester spielte. In geringerem Maß traf das auch auf zwei weitere Teilnehmer zu.
    Gurgeh hatte drei Gegner zum Ausscheiden gezwungen; drei weitere waren ohne großen Kampf von dem Priester aus dem Spiel geworfen worden. Die noch übrigen beiden Apices hatten sich eigene kleine Enklaven auf dem Brett geschaffen und hielten sich weitgehend zurück. Gurgeh spielte gut, wenn auch nicht ganz auf dem Niveau, mit dem er auf dem Brett des Ursprungs gesiegt hatte. Er müsste den Priester und die anderen beiden ziemlich leicht schlagen können. Tatsächlich gewann er schrittweise die Oberhand, aber sehr langsam. Der Priester spielte besser als zuvor, besonders zu Beginn jeder Sitzung, was in Gurgeh den Verdacht erweckte, der Apex bekomme während der Pausen wertvolle Ratschläge. Das Gleiche galt für die anderen beiden Spieler, obwohl sie wahrscheinlich weniger ausführlich instruiert wurden.
    Doch als am fünften Tag des Spiels das Ende kam, geschah es plötzlich, und die Strategie des Priesters brach einfach zusammen. Die anderen beiden Teilnehmer gaben auf. Gurgeh bekam weitere aufdringliche Schmeicheleien zu hören, und die Nachrichtenagenturen äußerten sich in Leitartikeln besorgt darüber, dass jemand von außerhalb so gut abschnitt. Einige der sensationslüsterneren Blätter brachten sogar Geschichten, der Alien aus der Kultur benutze einen übernatürlichen Sinn oder illegale technische Hilfsmittel: Sie hatten Flere-Imsahos Namen herausgefunden und erwähnten ihn als die mögliche Quelle von Gurgehs unzulässigem Können.
    »Unglaublich! Sie nennen mich einen Computer!«, jammerte der Roboter.
    »Und mich nennen sie einen Betrüger«, sagte Gurgeh nachdenklich. »Das Leben ist grausam, wie man hier zu sagen pflegt.«
    »Hier hat man damit Recht.«
     
    Das letzte Spiel fand auf dem Brett des Werdens statt, auf dem Gurgeh sich am meisten zu Hause fühlte. Gurgeh gewann es mit links. Der Priester hatte vor Spielbeginn einen speziellen objektiven Plan bei dem Schiedsrichter hinterlegt, wozu er als der Spieler mit der zweithöchsten Punktzahl berechtigt war. Er

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