Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
kämpfte effektiv um den zweiten Platz; obwohl er aus der Hauptserie würde ausscheiden müssen, bestand für ihn die Chance, erneut in sie einzusteigen, wenn er die nächsten beiden Spiele in der zweiten Serie gewann.
    Gurgeh hatte den Verdacht, dies sei eine List. Er spielte anfangs sehr vorsichtig, wartete, ob entweder ein Massenangriff gestartet oder ein raffinierter Operationsplan von einem Einzelnen ins Werk gesetzt würde. Aber die anderen spielten anscheinend ziellos, und sogar der Priester machte die fast mechanischen Züge, die in dem ersten Spiel für ihn typisch gewesen waren. Als Gurgeh mit ein paar leichten Attacken vorfühlte, stieß er auf wenig Widerstand. Er teilte seine Streitkräfte in zwei Hälften und machte aus reinem Übermut einen Großangriff auf das Territorium des Priesters. Der Priester geriet in Panik, und danach gelang ihm kaum noch ein einziger guter Zug. Am Ende der Sitzung war er in Gefahr, ausgelöscht zu werden.
    Nach der Pause wurde Gurgeh von allen bis auf den Priester angegriffen, der sich, an den einen Rand des Brettes zurückgedrängt, verzweifelt abmühte. Gurgeh gab ihm Raum zum Manövrieren und ließ ihn zwei der schwächeren Spieler attackieren, damit er seine Position auf dem Brett zurückgewann. Das Spiel endete damit, dass Gurgeh die Herrschaft über den größten Teil des Brettes ausübte und die anderen entweder eliminiert oder auf kleine, strategisch unwesentliche Gebiete beschränkt waren. Gurgeh hatte kein besonderes Interesse daran, den Kampf bis zum bitteren Ende zu führen, und vermutete sowieso, dass die anderen, wenn er es versuchte, sich ihm vereint entgegenstellen würden, ganz gleich, wie offensichtlich das wäre. Sie überließen Gurgeh den Sieg, aber wenn er sich gierig oder rachsüchtig zeigte, würde er dafür büßen müssen. Man erklärte sich mit dem Status quo einverstanden; das Spiel endete. Der Priester schaffte mit knapper Not die zweithöchste Punktzahl.
    Draußen vor der Halle wartete Pequil und gratulierte Gurgeh von neuem. Gurgeh hatte die zweite Runde der Hauptserie erreicht; er war einer von nur zwölfhundert Ersten Siegern und der doppelten Zahl von Spielern, die sich qualifiziert hatten. In der zweiten Runde würde er jetzt gegen eine einzige Person spielen. Wieder bat Pequil, Gurgeh möge eine Pressekonferenz abhalten, und wieder weigerte Gurgeh sich.
    »Aber Sie müssen! Was haben Sie eigentlich vor? Wenn Sie nicht bald irgendetwas sagen, werden Sie die Journalisten gegen sich aufbringen. Mit dieser Geheimnistuerei kommen Sie nicht ewig durch, wissen Sie. Im Augenblick sind Sie der zu Unrecht Verfolgte; verscherzen Sie sich das nicht!«
    »Pequil«, erklärte Gurgeh und war sich voll bewusst, dass er den Apex mit dieser Form der Anrede beleidigte, »ich habe nicht die Absicht, mit irgendjemandem über mein Spiel zu sprechen, und was die Journalisten über mich sagen oder denken, ist irrelevant. Ich bin des Spiels wegen hier und aus keinem anderen Grund.«
    »Sie sind unser Gast«, stellte Pequil kalt fest.
    »Und Sie sind meine Gastgeber.« Gurgeh wandte sich von dem Beamten ab. Bei der Rückfahrt im Wagen herrschte vollständiges Schweigen, abgesehen von Flere-Imsahos Summen, das Gurgeh gelegentlich so vorkam, als tarne es ein Kichern.
     
    »Jetzt geht der Ärger los.«
    »Warum sagst du das, Schiff?« Es war Nacht. Die Hintertüren des Moduls standen offen. Gurgeh hörte das ferne Brummen des Polizei-Hoverplanes, der über dem Hotel stationiert war, um Fahrzeuge der Nachrichtenagenturen fern zu halten. Auch der Geruch der Stadt, warm und würzig und rauchig, wehte heran. Gurgeh studierte einen Operationsplan in einem Einzelspiel und machte sich Notizen. Dies war die beste Möglichkeit, mit der Begrenzungsfaktor trotz der Zeitverzögerung ein Gespräch zu führen: sprechen, abschalten und das Problem bedenken, während das Hyperraumlicht hin- und zurückflitzte, dann, wenn die Antwort kam, wieder auf Sprech-Modus einstellen. Es war fast wie eine richtige Unterhaltung.
    »Weil du jetzt deine Moral-Karten zeigen musst. Es ist das Einzelspiel, deshalb musst du deine grundlegenden Prinzipien, deine philosophischen Prämissen definieren. Du musst ihnen also einiges von dem verraten, an das du glaubst. Das könnte meiner Meinung nach unangenehm werden.«
    »Schiff«, sagte Gurgeh, studierte das Hologramm vor sich und schrieb etwas auf seine Notiztafel, »ich bin mir nicht sicher, ob ich an überhaupt etwas glaube.«
    »Ich denke doch,

Weitere Kostenlose Bücher