Das Kumo-Kartell
ihr feinen Pinkel zurückkommt und unsere Ergebnisse einkassiert. Statt uns mal zu sagen, was Sache ist, sind wir die Letzten, die von euch was erfahren.«
Decker lächelte. »Sie haben es erfasst, Joe. Genauso läuft’s. Übrigens: Der Fall gehört uns. Unsere Leute müssen jeden Moment hier sein. Händigen Sie ihnen bitte Ihre bisherigen Ergebnisse aus.«
Brandenburg brummte etwas, das sich wie »Ihr könnt mich mal« anhörte, und drehte ihnen demonstrativ den Rücken zu.
»Um wie viel wollen wir wetten, dass diese Kumiko heute nicht zur Arbeit erschienen ist und überraschend gekündigt hat?« Decker sah Cotton auffordernd an.
Er grinste. »Um nichts. Die Wette gewinnen Sie.«
»Ich bin gespannt, was Lady Celia uns zu sagen hat.«
*
Lady Celia’s Events Management residierte in einem Geschäftsgebäude in der Park Row. Bereits im Eingangsbereich zeugten Poster und lebensgroße Fotos davon, welche Events für teilweise berühmte Persönlichkeiten die Agentur bereits ausgerichtet hatte. Auf einem posierte der Bürgermeister auf einer Benefizparty, auf einem anderen war Ken Follett bei einer Lesung zu sehen; daneben hing das Plakat dieser Veranstaltung, die schon ein paar Jahre zurücklag. Oberflächlich sah alles nach einer ganz normalen Eventagentur aus. Der Name – »Lady Celia’s« – sagte aber jedem einschlägigen Kunden, dass er hier nicht nur Events bestellen, sondern auch Sex kaufen konnte.
Lady Celia war sofort zu sprechen, kaum dass Cotton und Decker am Empfang ihre FBI-Ausweise vorgezeigt hatten. Es stellte sich heraus, dass die blonde, elegant gekleidete Mittvierzigerin gebürtige Britin und tatsächlich eine Lady war: Sie hieß Lady Cecilia Collingsworth, lebte allerdings schon seit zwanzig Jahren in den Staaten und war längst eingebürgert.
»Ich kann mir gar nicht vorstellen, was das FBI von mir will«, betonte sie, nachdem sie Decker und Cotton in ihr Büro geführt hatte. Mit einer Handbewegung bot sie ihnen Platz an. Sie selbst setzte sich hinter einen monströsen Schreibtisch aus glänzendem Holz. »Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich eine ehrbare Eventagentur führe und dass hier keine kriminellen Machenschaften stattfinden, die das FBI oder eine andere Behörde interessieren könnten. Wir organisieren für unsere Klienten sowohl Großevents wie auch private Kleinveranstaltungen oder kulturelle Einzelunterhaltungen. Meine Damen und Herren sind handverlesene Experten auf dem Gebiet, die Kunden zu unterhalten und ihnen einen angenehmen Abend oder auch einen ganzen Tag zu bereiten. Und zwar ausschließlich in kultureller Hinsicht.«
Cotton lächelte spöttisch. »Selbstverständlich. Ich bin sicher, dass eine Überprüfung Ihrer Bücher und Ihrer Kunden diese Aussage bestätigen wird. Hören Sie, Ma’am, wir sind nicht an Ihrem Geschäft interessiert und auch nicht daran, Ihnen das Leben schwer zu machen.«
»Beschäftigen Sie eine Frau namens Kumiko?«, warf Decker ein, bevor Lady Celia Cotton antworten konnte.
»Ja.« Ihr Gesicht wurde besorgt. »Ist ihr etwas zugestoßen?«
Weder Decker noch Cotton gingen darauf ein. Stattdessen fragte Decker: »Ist sie heute zur Arbeit erschienen?«
Lady Celia lächelte. »Sie haben eine völlig falsche Vorstellung davon, wie meine Agentur arbeitet.« Sie deutete zur Tür zum Großraumbüro, durch das sie gekommen waren. »Hier koordinieren wir nur die Einsätze unserer Angestellten und beraten die Klienten. Die einzigen Mitarbeiter, die hier in der Zentrale zur Arbeit erscheinen, sind die Berater und die Operators. Die übrigen Angestellten kommen nur einmal die Woche zu den Nachbesprechungen und Briefings.«
»Was ist mit Kumiko?«, fragte Cotton mit Nachdruck. Es war offensichtlich, dass Lady Celia durch ihre Abschweifungen versuchte, ihn und Decker davon zu überzeugen, dass ihr Etablissement ehrenwert sei und keinen gesetzeswidrigen Aktivitäten nachging.
Die Frau maß ihn mit einem strafenden Blick, ehe sie etwas auf ihrem Computerbildschirm aufrief. »Kumiko hatte gestern Abend einen Auftrag, dessen Beginn und Abschluss sie bestätigt hat. Ein neuer Klient wünschte eine originalgetreue japanische Teezeremonie. Kumikos nächste Buchung ist für morgen Nachmittag angesetzt. Ich erwarte nicht, vor morgen Mittag von ihr zu hören.« Sie blickte von Cotton zu Decker. »Würden Sie mir endlich erklären, was Ihre Fragen sollen? Ist Kumiko etwas zugestoßen?«
»Ihr wohl nicht, aber ihrem Kunden John Saito«, antwortete Decker.
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