Das Kumo-Kartell
sich zu ihr zu setzen. Als er ihre Hand nehmen wollte, schob sie seinen Arm mit einer federleichten Berührung zurück.
»Erlauben Sie mir, Sie nach allen Regeln meiner Kunst zu verwöhnen, Saito-san.«
»Gern«, sagte er mit belegter Stimme. Schließlich hatte auch die Vorfreude auf den heißen Sex, den er gleich haben würde, etwas für sich.
Sie bot ihm tatsächlich eine Show, die ihresgleichen suchte. Wie eine Geisha spielte sie ihm auf einer Shakuhachi vor, der japanischen Achttonflöte, tanzte und sang und zelebrierte perfekt die Teezeremonie. Sie dichtete sogar ein haiku , eines jener Gedichte, die nur aus drei Zeilen zu je fünf, sieben und fünf Silben bestehen. Allerdings fand er den Inhalt ein wenig seltsam und unpassend für den Anlass.
Die Blume erblüht
ein letztes Mal voller Kraft.
Darauf folgt der Tod.
Doch als die Frau zu den »Extras« kam, verschwand Saitos Unbehagen. Sie lockte ihn zum Bett, zog ihm den Kimono aus und verpasste ihm eine erotische Massage nach allen Regeln der Kunst. Saito empfand eine sexuelle Spannung wie noch nie im Leben. Bei Gott, diese Kumiko verstand ihr Metier. Sie war die tausend Dollar wert, jeden Cent.
Als er meinte, es kaum noch auszuhalten, ließ sie endlich ihre eigenen Hüllen fallen. Saito bewunderte ihren perfekten Körper, die makellose Haut, die wunderschönen Beine mit den langen schlanken Muskeln einer Balletttänzerin.
Statt sich hinzulegen, drückte die Frau ihn aufs Bett, beugte sich über ihn und streifte ihm mit dem Mund ein Kondom über. Saito fühlte sich wie im siebten Himmel. Er stöhnte vor Lust, als sie sich über ihn kniete und sein Glied langsam in ihren Körper einführte, wobei sie ihn mit gezielten Muskelkontraktionen stimulierte und seine empfindlichsten Stellen streichelte. John Saito erbebte. Er hatte das Gefühl, in einem Meer aus purer Lust zu zerfließen, als sie ihr Becken langsam auf und ab bewegte. Er packte ihre Hüften, stieß in sie, strich über ihre Brüste, gab sich ihr hin, wie er sich nie zuvor einer Frau hingegeben hatte. Als er zum Höhepunkt kam, schloss er die Augen und genoss das Gefühl, sich endlos in sie zu ergießen. Es war wundervoll, so wundervoll, so …
Ein scharfer Schmerz in der Herzgegend ließ ihn nach Luft schnappen. Er riss die Augen auf und sah das lächelnde Gesicht der Frau. Sie hielt etwas Goldenes in der Hand, das aussah wie …
Saitos Blick wurde verschwommen. War das nicht ihr Ohrring? Er kniff die Augen zusammen, riss sie wieder auf. Ja, sie hielt den sternförmigen Ohrring in der Hand und lächelte auf eine Weise, die ihm einen kalten Schauder über den Rücken jagte. Reflexhaft riss er die Hand hoch, als er einen Stich am Hals spürte, und fuhr mit den Fingern über die Stelle. Als er die Hand vor die Augen hielt, sah er Blut.
Wieder durchzuckte greller Schmerz seinen Brustkorb und ließ ihn dumpf aufstöhnen. Er wollte schreien, brachte aber keinen Laut hervor. Bleierne Schwäche erfasste ihn.
»Wa…«
Ein noch heftigerer Schmerz durchraste vom Hals ausgehend seinen Körper. Gift , schoss es ihm durch den Kopf. Die Spitzen des Ohrrings waren mit Gift präpariert! Sie hatte ihn damit in den Hals gestochen. Die Blume erblüht ein letztes Mal voller Kraft. Darauf folgt der Tod. Jetzt begriff Saito, was die Frau damit gemeint hatte. Sie hatte von Anfang an geplant, ihn umzubringen.
»Warum …?«, brachte er mit ersterbender Stimme hervor.
Falls sie antwortete, hörte er es nicht mehr. Das Gift tat seine Wirkung. Nach einem letzten mörderischen Schmerz, der seinen Brustkorb zu zerreißen schien, hörte sein Herz auf zu schlagen.
*
Die vermeintliche Kumiko, die in Wahrheit Yuki hieß und alles andere war als eine Frau vom Escortservice, genoss John Saitos Todeskampf. Für sie war er wie ein weiterer, überwältigender Orgasmus. Ihr Atem ging keuchend, ihre Augen funkelten. Sie kostete das Gefühl aus, bis sein Körper erschlaffte. Dann schloss sie seine todesstarren Augen, löste sich von ihm und ging ins Bad, um ausgiebig zu duschen. Yuki war bewusst, dass sie in der ganzen Wohnung ihre Fingerabdrücke und DNA-Spuren hinterlassen würde, aber das störte sie nicht. Es gab keine Vergleichsproben, die man ihr hätte zuordnen können, weder bei der Polizei noch sonst wo, da man sie noch nie erwischt hatte. Außerdem kannte niemand ihre Identität, und das würde auch so bleiben.
Es lag jedoch sehr im Interesse ihrer Auftraggeber – ihrer wahren Auftraggeber –, dass die Behörden durch
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