Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
gebe zu, ich bin nicht ganz unschuldig daran.« Er funkelte sie an. »Ich hab ihn nie leiden können! Und wenn der junge Henry erst den Krieg gegen seinen Vater verloren hat, dann wird Guillaume nie mehr an den Hof zurückkehren. Der alte König mag ihn nämlich nicht.«
»Henry wird nicht verlieren!«, widersprach Ellen und machte einen Schritt nach vorn.
»Oh doch, das wird er!« Thibault drängte sie wieder zurück. »Dafür werde ich sorgen, glaub mir. Und der alte König wird sich dankbar zeigen!« Thibault lachte auf. »Guillaume hat genügend Feinde hier. Es war so leicht, ihn in Verruf zu bringen! Zu viele erhoffen sich einen Vorteil aus seinem Verschwinden. Adam glaubt sogar, eines Tages seinen Platz einnehmen zu können, und denkt, ich werde ihm dabei behilflich sein. Aber er hat sich von dir hinters Licht führen lassen, dieser Dummkopf!«
Als der Name Adam fiel, wurde Ellen ganz heiß. Ob es etwa Thibault gewesen war, der durch ihn das Schwert in Auftrag gegeben hatte? »Ich bin wirklich beeindruckt!«, sagte sie herablassend, um Zeit zu gewinnen.
»Das solltest du auch! Du solltest mich endlich ernst nehmen und anfangen, dich vor mir zu fürchten. Aber du bist genauso stur wie Guillaume und genauso eitel, oder war das etwa nicht der Grund, warum du nicht warten konntest, bis Yquebœuf das Schwert abholt? Du musstest es unbedingt selbst zum König bringen, damit jeder sehen kann, dass du es gemacht hast, nicht wahr? Hat mich ein verdammtes Vermögen gekostet!«
»Du hast das Schwert also in Auftrag gegeben«, murmelte Ellen.
»Natürlich! Ich wusste, dass du für mich niemals eines schmieden würdest. Hingegen konnte ich sicher sein, dass du dir für den König besonders viel Mühe geben würdest! Und jetzt sehe ich den jungen Henry jeden Tag mit seinem Schwert, das eigentlich mir gehört, und koche vor Wut. Aber ich hole es mir zurück!« Thibault stemmte die Hand gegen die Wand des Holzschuppens.
Ellen saß in der Falle. Ihr Herz raste. Ich muss ruhig bleiben, ermahnte sie sich.
Je dichter Thibault jetzt an sie herankam, desto stärker brach ihr der Schweiß aus. »Baudouin!«, rief sie plötzlich erfreut aus.
Thibault drehte sich neugierig um.
Ellen nutzte die Gelegenheit, tauchte unter seinem Arm hindurch und rannte auf Baudouin zu. Entgegen jeder Gewohnheit hakte sie sich bei ihm unter und zog ihn mit sich fort.
»Ihr seid ja so blass, ist was passiert?«, erkundigte sich Baudouin.
Ellen sah sich um. Thibault war verschwunden. »Ich muss unbedingt mit Euch sprechen. Thibault …«, setzte sie an, ohne recht zu wissen, wie sie es Baudouin verständlich machen sollte.
»Was ist mit ihm?«
»Er hat gesagt, er würde dafür sorgen, dass der junge König gegen seinen Vater verliert.«
»Also ist Thibault tatsächlich einer der Verräter?«, zischte Baudouin. »Aber wie? Wisst Ihr, was er vorhat … und warum?«
»Er will Guillaume für immer aus dem Weg haben. Ich glaube, darum geht es.«
»Er macht das alles wegen Guillaume?« Baudouin sah Ellen ungläubig an. »Die beiden sind zwar nicht gerade die dicksten Freunde, aber warum sollte Thibault seinetwegen den jungen König verraten?« Baudouin hatte ganz offensichtlich große Zweifel.
»Na ja, eigentlich ist es meinetwegen«, gab Ellen zaghaft zu und sah beschämt zur Seite.
»Erst ist es Guillaumes Schuld und jetzt Eure?« Baudouin sah sie belustigt an. Sicher, sie hatte etwas Besonderes an sich, aber es gab so viele hübsche Frauen. Und Ellen war sicher schon um die dreißig, also nicht mehr die Jüngste. Thibault konnte jede Frau haben, das hatte er ihnen oft genug bewiesen.
»Seit der Zeit in Tancarville ist das so. Thibault ist besessen von dem Gedanken, dass ich ihm gehöre.« Ellen sah Baudouin eindringlich an. »Er hat nicht einmal davor zurückgeschreckt, den Goldschmied, den ich heiraten wollte, wie einen Hund erschlagen zu lassen. Er glaubt, mich zu lieben, aber eigentlich hasst er mich. Er hat Yquebœuf zu mir geschickt und das Schwert in Auftrag gegeben!«
»Seid Ihr sicher?« Baudouin runzelte die Stirn.
»Er hat es mir selbst gesagt!«
»Und die Intrige gegen Guillaume?«
»Er hasst ihn. Guillaumes Fall bringt ihm gleich mehrfachen Nutzen: Einfluss, Macht, aber vor allem Rache.«
»Vielleicht hat Thibault so auch dem alten König seine Loyalität bewiesen!«, spann Baudouin den Gedanken weiter. »Trotzdem verstehe ich ihn nicht. Irgendwann wird der junge Henry seinen Vater beerben.«
»Aber wenn der Verrat nicht
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