Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
Baudouin. »Béthune! Dass Ihr erfreut wärt, wenn der Maréchal zurückkäme, weiß vermutlich jeder hier, aber wie steht Ihr zum Krieg mit meinem Vater?«
»Mein König!« Baudouin verbeugte sich tief. »Ich würde lügen, wenn ich behauptete, nicht für die Rückkehr des Maréchal zu sein. Aber nicht meine Verbundenheit mit ihm zählt hier, sondern seine Unersetzlichkeit als Euer Berater. Ihm solltet Ihr Eure Fragen stellen können, dann wäre alles viel einfacher.« Baudouin verbeugte sich nochmals.
Der junge Henry runzelte die Stirn. Baudouin war die Beantwortungseiner Frage geschickt umgangen. Er blickte zur anderen Seite. »Coulonces?«
Thomas de Coulonces sah zu Adam d’Yquebœuf und dann wieder zu seinem Herrn. »Ich muss Yquebœuf zustimmen, mein König. Ihr habt nicht die gleichen Mittel wie Euer Vater. Es ist ein großes Risiko. Auch der Maréchal ist nur ein Mensch und kein Garant für einen Sieg. Ihr werdet eines Tages Alleinherrscher sein, so oder so. Ich sehe keinen Sinn darin, Euren Vater jetzt über Gebühr zu erzürnen. Ich denke, Richard hat Euch mehr als einmal herausgefordert, weil er gewusst hat, er kann so Zwietracht säen. Ihr solltet Eurem Bruder diesen Triumph nicht gönnen! Lenkt ein!«
Der junge König krauste abermals die Stirn. »Lasst mich jetzt allein, ich werde über unser weiteres Vorgehen nachdenken.«
»Mein König, solltet Ihr Guillaume zurückholen wollen, ich weiß, wo er sich aufhält!«, sagte Baudouin leise, bevor er sich abwandte.
Der junge König nickte gnädig. »Geoffrey, mein Bruder, bleib!«, rief er, als der Herzog der Bretagne ebenfalls gehen wollte.
»Der Maréchal, immer wieder der Maréchal!«, stöhnte Adam d’Yquebœuf, nachdem sie den Raum verlassen hatten.
Thibault nickte beipflichtend.
»Ich verstehe nicht, warum Ihr dem jungen Henry zum Krieg ratet.« Adam schüttelte den Kopf. »Er wird verlieren, weil er und die Soldaten ohne ihren geliebten Guillaume nicht genügend Mumm in den Knochen haben!«
Thibault sagte nichts dazu und ließ ihn stehen. Natürlich hatte Yquebœuf Recht, aber ihm war ja bereits gelungen, was er wollte: die Lage für den jungen Henry zusehends schwieriger zu machen …
* * *In der königlichen Schmiede unterstellte man Ellen den gesamten Ablauf der Schwertherstellung. Die Schmiede waren nicht gerade begeistert darüber, einer Frau gehorchen zu müssen, auch wenn deren Ruf dieser bereits vorausgeeilt war und Athanor und Runedur in aller Munde waren. Ellenweore hatte keinen leichten Stand und verspürte nur wenig Lust, sich schon wieder die Achtung der Männer zu erkämpfen. Solange sie am Amboss stand, vergaß sie ihren Kummer, aber abends, wenn sie Zeit zum Nachdenken hatte, sehnte sie sich nach den sanften Hügeln Englands und nach Isaacs Zärtlichkeiten. Sie verstand nicht, warum man sie überhaupt nach Limoges geholt hatte. Die Schwertschmiede hier leisteten ordentliche Arbeit, und für einfache Soldaten brauchte man ohnehin keine Schwerter wie Athanor. Ellen wurde den Gedanken nicht los, dass noch etwas anderes dahintersteckte. Sie hätte Baudouin gern dazu befragt, aber der hatte sich schon seit einiger Zeit nicht mehr bei ihr blicken lassen. Ellen fühlte sich im Stich gelassen und unsäglich einsam.
An einem trüben Tag während der Fastenzeit hastete sie zur Schmiede. Sie hatte in der Nacht kaum geschlafen und war viel zu spät aufgewacht. Nun war sie in Eile und ein wenig verärgert, als sich ihr jemand in den Weg stellte.
»Du kannst mir nicht entkommen, mein Singvögelchen! Unsere Wege kreuzen sich immer wieder! Das ist dein Schicksal!«, raunte Thibault.
Ellen blieb erschaudernd stehen. Ein Ziehen in ihrem Bauch ließ ihre Hand schützend auf ihren sich bereits rundenden Leib fahren. Sie hatte von Thibaults Anwesenheit in Limoges gewusst, aber versucht, die dumpfe Furcht, sie könne ihm eines Tages begegnen, zu verdrängen. Trotzdem war es ein Schock, ihn nun breit grinsend vor sich stehen zu sehen.
»Du bist älter geworden, aber du bist immer noch schön!«, sagte Thibault mit rauer Stimme und drängte sie hinter einenHolzschuppen. Ihre Schwangerschaft schien er durch die Weite ihrer Kleidung nicht bemerkt zu haben.
Ellen sah sich Hilfe suchend um, aber keiner der Vorbeihastenden schenkte ihnen Beachtung.
»Was für ein Pech, dein allerliebster Guillaume ist gar nicht hier!« Thibaults Augen verengten sich. »Ist nicht mehr so beliebt wie früher, der Ärmste!«, fügte er spöttisch hinzu. »Ich
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