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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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überlegte einen Moment. »Dann sind wir uns einig!«, entgegnete er und streckte ihr die Hand hin.
    Er musste in ziemlichen Schwierigkeiten stecken, wenn er sie ohne weitere Nachfragen einstellte.
    »Ich bin übrigens Michel.«
    »Ellenweore!« Sie schlug ein und besiegelte damit den Vertrag.
    »Setz dich mit uns an den Tisch und iss!«, forderte Marie sie freundlich auf und verteilte die Suppe, die für die Familie gedacht war, auf eine Holzschale mehr.
    Die Portion war spärlich und die Suppe ein wenig dünn, aber sie schmeckte. Hoffentlich kochte Marie in Zukunft mehr! Wenn Ellen erst wieder mit dem Schmieden begann, würde ihr Hunger wieder anwachsen. Wehmütig dachte sie an die Zeit bei Donovan und Glenna zurück. Reichlich zu essen und ein richtiges Zuhause hatten sie ihr gegeben. Wie es ihnen wohl gehen mochte? Nicht wirklich satt, frierend und alles andere als glücklich schlief Ellen an diesem Abend ein. Sie hatte sich mehr von Beauvais erhofft, als Handlanger in einer drittklassigen Schmiede zu werden.

    In der ersten Nacht träumte sie von Osmond. Sie hatte den Geruch von warmer Ziegenmilch noch immer in der Nase, als sie im Morgengrauen in der noch fremden Werkstatt erwachte. Schweren Herzens machte sie sich an die Arbeit. Seit ihrer Flucht aus Tancarville war sie in keiner Schmiede mehr gewesen, aber ihr Handwerk hatte sie nicht verlernt. Schon am Mittag ihres ersten Arbeitstages kam es ihr vor, als habe sie nie mit dem Schmieden aufgehört. Sie hatte zwar weniger Kraft und Ausdauer als früher, aber die anstrengende Arbeit verschaffte ihr große Befriedigung. Trotzdem musste sie die lange Schmiedepause in den folgenden Tagen mit schlimmstem Muskelkater bezahlen. Auch ihre Hände waren die harte Arbeit nicht mehrgewöhnt, und sie hatte erneut die schmerzhafte Zeit der Blasen und Schwielen zu überstehen.
    »Ich bewundere dich«, sagte Marie eines Abends, als sie Ellens geschundene Hände erblickte. »Genau wegen dieser schrecklichen Blasen habe ich die Arbeit bei Michel in der Schmiede immer gehasst.«
    »Ja, ja, deshalb bekommt sie jetzt ein Kind nach dem anderen und behauptet, der Hammer sei zu schwer für eine Frau in ihren Umständen«, mischte sich Michel lästernd ein.
    »Natürlich, da sieht man es wieder, du hast gar keine Ahnung. Das Kinderkriegen hat der Herr uns Frauen wahrlich schwer genug gemacht. Das Leben mit dem dicken Bauch ist alles andere als leicht, und vom Gebären wollen wir gar nicht erst reden. Das würde ich nur allzu gern dir überlassen und dafür sogar die Schwielen an den Händen in Kauf nehmen«, erwiderte Marie beleidigt. Sie schien wirklich wütend auf ihren Mann zu sein. Aber schon einen Moment später küssten sich die beiden wie ein jung verliebtes Paar, und alles war wieder in Ordnung.
    Michel war Schmied geworden, weil auch sein Vater Schmied gewesen war und dessen Vater vor ihm. Er arbeitete ohne Leidenschaft und Ehrgeiz, trotzdem war er gut genug, um feste Kunden zu haben, die durchaus mit ihm zufrieden waren. Er hätte seine Familie bestens versorgen können und sich einen Zuschläger und einen Gesellen nehmen können, wenn er nicht jeden freien Augenblick im Wirtshaus beim Spiel mit den Würfeln verbracht und dort den größten Teil seines Geldes gelassen hätte.
    Marie fügte sich in ihr Schicksal, weil sie kein besseres Leben kannte. Michel schlug sie nicht, solange sie den Mund hielt, und das reichte ihr.

Juli 1170
    E llen wischte sich mit der Hand über die Stirn. Schwül war der Sommer dieses Jahr! Unter dem Dach der Schmiede staute sich die warme Luft und machte das Atmen schwer. Seit gut drei Monaten arbeitete sie schon für Michel, und immer häufiger verschwand er schon nach dem Mittag, um sich im Wirtshaus dem Würfeln zu widmen. Die Gesellen der anderen Schmiede verspotteten ihn, weil er seine Werkstatt einer Frau überließ. Sie beargwöhnten Ellen und waren eifersüchtig darauf bedacht, dass diese ihren Meistern nicht zu nahe kam.
    Ellen fragte sich, ob sie überhaupt in Beauvais bleiben sollte. Der Juli war ein guter Monat zum Reisen, vielleicht war es besser, das Bündel zu schnüren und den Amboss gegen den Wanderstab einzutauschen. Als Ellen noch darüber nachdachte, kam ein großer, schlanker Mann von vielleicht dreißig Jahren in die Werkstatt. Ellen hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Seine Augen waren von einem warmen Braun, genau wie seine gewellten, vollen Haare.
    »Ist Michel nicht da?«, fragte er mit leicht gerunzelter Stirn.
    »Tut mir

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