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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Besessene bis Sonnenuntergang.
    Nur am Sonntag blieb ihr ein wenig Zeit, um Nestor zu besuchen, für den sie einen guten Platz in einem neu gegründeten Kloster gefunden hatte. Solange Ellen das Pony nicht brauchte, durften die Nonnen es benutzen, dafür fütterten und pflegten sie es.

    Seit ihrer ersten Begegnung in Michels Schmiede war bereits ein Jahr vergangen. Ellen arbeitete noch immer jeden Nachmittag bei Jocelyn und bekam seit dem Osterfest manchmal sogar einen Denar dafür. Eilig machte sie sich auf den Weg in die Goldschmiede. Den herrlich blauen Himmel und die wohltuende Wärme der Julisonne nahm sie nicht einmal wahr, so aufgeregtwar sie. Jocelyn arbeitete seit einer Weile an einem Altargefäß für das Kloster, in dem Nestor untergebracht war. Da die Nonnen über keine großen Reichtümer verfügten, hatte er das Gefäß aus Silber hergestellt und wollte es nun vergolden.
    Jocelyn schreckte hoch, als Ellen, über das ganze Gesicht strahlend, in die Goldschmiede stürzte.
    »Ich bin da, wir können anfangen mit dem Vergolden!«, rief sie erwartungsvoll, ohne den Goldschmied zu begrüßen.
    »Langsam! So schnell geht das nicht.« Jocelyn lachte.
    Er wusste nicht, ob es ihre Leidenschaft für das Handwerk war, ihre Geschicklichkeit oder ihre nicht alltägliche, etwas herbe Schönheit, die ihn so sehr anzog. Ellen merkte es nicht, aber manchmal beobachtete er sie, während sie arbeitete, und studierte aufmerksam ihr Gesicht, das bei feinen Arbeiten besonders konzentriert wirkte.
    »Wir fangen heute doch nicht an?«, fragte Ellen enttäuscht.
    Wie schön sie doch war! Schon nach der ersten Woche war er verrückt nach ihr gewesen, hatte sich aber nie etwas anmerken lassen.
    »Wenn es so einfach wäre, könnte es ja jeder, aber das Vergolden gehört zu den langwierigsten und schwierigsten Verfahren und bedarf einer Menge Vorbereitungen. Zuerst müssen wir uns ein paar Hilfsmittel herstellen.« Jocelyn seufzte und überlegte einen Moment. »Sieh mal in der kleinen Schublade im Schrank nach, da müsste ein ganzes Bündel Schweineborsten liegen. Wir umwickeln sie mit Eisendraht und machen vier fingerdicke Bürsten daraus. Zwei von ihnen brauchen wir, um die Schale zu verquicken, zwei zum Vergolden.«
    »Was bedeutet das, verquicken?«, fragte Ellen interessiert, während sie geschickt die Borsten bündelte.
    »Wir müssen das Silber vorbereiten, damit das Gold überhaupt darauf hält. Dazu streichen wir es mit einer Flüssigkeit ein, die wir Faber Quickwasser nennen.«
    »Und woher bekommen wir das?«
    »Wir müssen es selbst herstellen. Aber erst müssen wir das Vergoldungsamalgam machen. Und dafür müssen wir zunächst das Gold reinigen, das wir verwenden wollen.«
    Ellen schnaubte ungeduldig, als sie hörte, wie viele Schritte zur Vorbereitung nötig waren.
    Aber Jocelyn ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Das Wichtigste beim Vergolden ist die Reinheit des Goldes, das darfst du nie vergessen, sonst wird es nichts. Damit Kupfer, Silber und andere Zusätze aus dem Gold gelöst werden, müssen wir es zementieren. Im Grunde ist das nichts anderes als ein ziemlich aufwändiges Erhitzen des Goldes mit einem Mittel, das Zement genannt wird, und auch das müssen wir selbst herstellen.«
    Obwohl Ellen noch nicht alles verstanden hatte, nickte sie.
    »Du wirst es ja gleich sehen«, sagte Jocelyn. Er fand die kleine, nachdenkliche Falte auf ihrer Stirn einfach zu reizend.
    »Ich habe das Gold, das wir verwenden wollen, schon zu einem Streifen ausgeschmiedet und in gleich lange Stücke geteilt. Siehst du?«
    Ellen sah sich die Stücke genau an, maß mit den Augen Dicke, Länge und Breite sowie den Abstand der Löcher, die er hineingebohrt hatte.
    Jocelyn schmunzelte über ihre Gewissenhaftigkeit, die er so sehr schätzte. »Gib mal die Schmelzschalen rüber, die auf dem Tisch stehen, und auch das Schälchen mit dem roten Pulver. Ach ja, und das Salz hol auch noch her.« Jocelyn ging in seine Schlafstube und kam mit einem glasierten Tonfläschchen zurück.
    »Und jetzt?«, fragte Ellen gespannt.
    »Das rote Pulver ist gebrannter, zerstoßener Ofenton. Wir brauchen alles davon und vermischen es mit einem Teil Salz.«
    Ellen nahm das Pulver und wog es ab. Sie hatte sich am Anfang mit dem Wiegen nicht ganz leicht getan. Es erforderte Fingerspitzengefühl und vor allem Rechenkünste. Die Notwendigkeit hatte ihr eingeleuchtet, also hatte sie wochenlang jeden freien Augenblick geübt.
    »Und jetzt?« Ungeduldig reichte sie

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