Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
einen Stapel Leinentücher, eine kleine Fackel, einen Feuerstein, Zunder und einen Feuerschläger sowie etwas Proviant zusammengepackt. Ellen nahm das Tuch von Aelfgiva, das sie wie ihren Augapfel hütete, schmiegte ihr Gesicht daran und dachte voller Sehnsucht an die alte Kräuterfrau. Auch die anderen Stücke, an denen Erinnerungen hingen, packte sie ein: den Kamm, den Claire ihr geschenkt hatte, die kleine Christophorusfigur, die Jacques für sie geschnitzt hatte, die Stoffbänder für ihre Haare, die sie trotz Claires Drängen nie trug, und den glitzernden Stein aus Tancarville. Rose hatte ihn gleich bei ihrer Ankunft gefunden und ihn Ellen als Zeichen ihrer Freundschaft geschenkt. Obwohl Rose sie verraten hatte, trug Ellen ihn noch immer bei sich. Eine Träne rollte über ihre Wange. Ellen wischte sie schnell mit dem Ärmel fort und legte den Gürtel um, an dem das Messer von Osmond, der Wasserschlauch und eine Börse baumelten. Den Hauptteil ihres Geldes bewahrte sie unter ihrer Kleidung auf. In der Börse am Gürtel klimperten gerade genug Münzen für die kommenden Tage. Falls sie überfallen wurde, würden die Diebe hoffentlich annehmen, sie trage ihr gesamtes Geld am Gürtel.
In Tancarville hatte sie die leuchtend roten Haare immer in Ohrhöhe abgeschnitten, seitdem waren sie gewachsen und reichten ihr nun bis gut über die Schultern. Sie waren fest und lockig, fast kraus und genauso widerspenstig wie sie selbst. Bei der Arbeit fielen sie ihr ins Gesicht, also band sie sie mit einem einfachen Strick zu einem kurzen Zopf zusammen. Ein Lockenkranz kringelte sich um ihre hohe Stirn. Die wenigen Pünktchen, die sie als Kind auf der Nase gehabt hatte, waren zu richtigen Sommersprosseninseln geworden, die ihren hellen Teint frecher und ihr flächiges Gesicht zarter aussehen ließen. Unter den flaumigen roten Augenbrauen blitzten ihre grünen Augen hervor wie Smaragde in einer Kupferfassung.
Ellen seufzte. Obwohl sie seit Monaten an nichts anderes dachte als daran, weiterzuziehen, fiel es ihr schwer zu gehen.
»Du kannst es dir immer noch überlegen!«, sagte Claire, als sie sich verabschiedete.
Ellen schüttelte tapfer den Kopf. »Ich muss jetzt meinen eigenen Weg gehen!«
Fast drei Jahre war sie in Béthune geblieben. Claire und Guiot hatten sie nach der Hochzeit überredet, noch den Winter bei ihnen zu verbringen. Jetzt war es endgültig an der Zeit, sie zu verlassen.
»Sicher.« Claire nickte.
Ellen umarmte Guiot. »Pass gut auf sie auf, hörst du?«
»Du kannst dich auf mich verlassen, ich werde für sie sorgen«, antwortete Guiot ernst.
Ellen schluckte.
»Gott, das klingt, als wäre sie meine Mutter und nicht meine Freundin.« Claire seufzte.
»Sieh mal, Guiot, da kommt dein Vater!«, freute sich Ellen, als sie Jean in der Ferne ausmachte. Sie mochte den alten Mann, weil er sie an Osmond erinnerte.
»Ich wäre stolz gewesen, eine Tochter wie dich zu haben«, flüsterte er ihr ins Ohr, als er sie wenig später umarmte, und Ellen verlor den letzten Rest Fassung. Jean tätschelte ihr tröstend die Schulter.
»Seht mal, dort kommen Pferde, ich glaube, es ist Adelise de Béthune!«, rief Claire eine Spur zu laut und winkte.
Ellen blinzelte eine Träne weg und erkannte, dass Claire Recht hatte.
Die Dame von Béthune stieg ab, nahm Ellen in den Arm und sah ihr dann fest in die Augen. »Gib auf dich Acht, Ellen! – Gauthier, das Pony!«, wandte sie sich an ihren Begleiter.
Ritter Gauthier übergab Ellen die Zügel eines hübschen kleinen Pferdes. »Reiten ist bequemer, schneller und vor allem sicherer! Es hört auf den Namen Nestor, ist lammfromm und auch für eine ungeübte Reiterin geeignet«, sagte er lächelnd.
»Es gehört dir!«, bestätigte Adelise de Béthune und zwinkerteEllen verschwörerisch zu. Wir Frauen müssen zusammenhalten, schienen ihre klugen Augen zu sagen.
»Danke, Madame. Vielen Dank!«
»Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen. Dies hier hat mir mein Sohn mitgegeben, er wird dich nie vergessen, lässt er dir ausrichten, und damit es dir genauso geht, sollst du sie gut aufheben!« Adelise de Béthune holte ein Seidentuch hervor und faltete es auseinander. In dem Tuch lag eine dunkelbraune Haarlocke mit einem Rotstich. Ein kleines Bändchen hielt sie zusammen.
Ellen lächelte gerührt über das Kinderhaar.
»Gute Reise, Ellen!« Adelise de Béthune saß auf, grüßte alle mit einem grazilen Kopfnicken und ritt davon.
Claire umarmte Ellen ein letztes Mal und wollte sie gar
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