Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kuschelbett

Das Kuschelbett

Titel: Das Kuschelbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
hatte, beugte er sich zur Seite und
kurbelte die Scheibe herunter, damit er ein wenig Fahrtwind abbekam. Das half
allerdings nicht viel, und er war froh, als er zu seinem Hotel kam und in die
marmorkühle Halle flüchten konnte.
    »Berggren. Ich hatte telegrafisch ein
Einzelzimmer mit Bad bestellt.«
    Der Portier verbeugte sich und ließ den
Finger an den Reihen der Vormerkungen entlanglaufen.
    »Ja, das stimmt«, sagte er und holte
einen Schlüssel von der Tafel herunter. »Bitte sehr. Zimmer 520. Der Aufzug ist
links, fünfter Stock.«
    Ein Pikkolo eilte herbei und nahm
seinen Koffer. Der Fahrstuhl surrte aufwärts und blieb mit einem weichen
Schwanken im fünften Stock stehen.
    Das Zimmer lag nicht mehr als zehn
Schritte vom Aufzug entfernt, und sobald Roland drin war, gab er dem Jungen
eine Krone und schloß die Tür hinter ihm.
    Er warf einen Blick auf die Uhr. Zehn.
Jetzt begann der Kongreß. Da er sich sowieso schon verspätet hatte, entschloß
er sich, noch rasch unter die Dusche zu gehen. Schnell riß er sich die Kleider
herunter, stürzte ins Badezimmer und genoß in vollen Zügen den kühlenden
Wasserstrahl. Er trocknete sich ab, wechselte das verschwitzte Hemd und rieb
sich mit erfrischendem Eau de Cologne ab, bevor er sich auf den Weg machte.
    Dieses Mal sah er sich gar nicht erst
nach einer Taxe um, sondern ging gleich in die U-Bahn-Station hinunter. Er
hatte Glück. Der Zug, den er brauchte, kam nach zwei Minuten, und kurze Zeit
später stieg er in der Nähe des Kongreßgebäudes aus.
    Er beschleunigte seine Schritte und kam
halb laufend in der großen Empfangshalle an. Wie er ganz richtig vermutet
hatte, war man noch nicht zur Eröffnung gekommen. Eine Handvoll Delegierter
standen immer noch hinten bei der Informationsabteilung und warteten darauf,
von einer der Empfangsdamen des Kongresses bedient zu werden. Roland stellte
sich ebenfalls an und erhielt bald, zusammen mit einem reizenden Lächeln, eine
Mappe mit diversen Drucksachen und eine Anstecknadel mit seinem Namen. Er
befestigte sie am Aufschlag seiner Jacke, ging dann in die große Halle und sank
auf einem freien Eckplatz nieder.
    Er hatte sich kaum zurechtgesetzt, als
die Türen geschlossen wurden und die Lichter teilweise erloschen. Ein
Scheinwerfer wurde auf das Rednerpult vorne am Podium gerichtet, und unter
großem Applaus kam der Vorsitzende des Kongresses herein, um seine
Eröffnungsrede zu halten.
    »Herr Minister«, begann er und
verbeugte sich, »meine Damen und Herren. Es ist mir eine Ehre und ein
Vergnügen, den zehnten internationalen Villenbaukongreß zu eröffnen, in einer
Zeit wie dieser, wo praktisch der ganze Staat sich in einer heißen Debatte über
das Thema befindet, wie das zukünftige Wohnungs- und Freizeitwesen geformt
werden soll. Wir wissen alle, wie hart die Verschwendung früherer Generationen
mit den reichen Schätzen der Natur kritisiert worden ist. Wie ängstlich wir
wurden, als wir entdeckten, daß die Schätze der Erde nicht so reichlich sind,
wie wir es angenommen hatten. Diese Debatte geht durch alle
Gesellschaftsschichten und überquert alle Grenzen. Und wie wir wissen, hat die
Forschung unseres Landes...«
    Roland seufzte. Es war die gleiche
Rede, die er schon so oft gehört hatte. Die gleichen allgemeinen Phrasen, die
keine Stellung bezogen. Ändern würde sich nichts.
    Ihm wurde fast übel, deshalb ging er
dazu über, sich im Saal umzublicken, statt diesem Geschwafel zuzuhören.
    Er bemerkte, daß außer ihm noch andere
auf den gleichen Gedanken gekommen waren und da und dort sah er, wie sich Köpfe
auf der Suche nach eventuellen Bekannten drehten. Er selbst entdeckte sofort
einige alte Studienkameraden, und als es ihm mit Handbewegungen glückte, ihre
Aufmerksamkeit zu erregen, machte er Zeichen, daß sie sich in der Pause draußen
treffen wollten. Sie nickten zustimmend, und Roland wurde sofort fröhlicher. Er
fühlte sich nicht mehr allein. Dieser ganze Klimbim rollte immer nach dem
gleichen Schema ab. Vor der Eröffnungszeremonie setzten sich die Leute aufs
Geratewohl irgendwo hin, aber wenn sie später Bekannte entdeckten, gruppierte
sich die ganze Versammlung nach der ersten Pause um.
    »...und hoffe, daß dieser Kongreß in
diesem Geist seine Wirkung tun wird. Ich danke Ihnen!«
    Es war nicht festzustellen, ob der
fulminante Applaus auf die Rede des Vorsitzenden zurückzuführen war, oder auf
die Tatsache, daß sie vorüber war, jedenfalls hätte der Beifall jeder
internationalen Größe Ehre

Weitere Kostenlose Bücher