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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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genießen? Komm, entspann dich! Ich wußte damals nicht, daß es für ihn nur das gab. Gott weiß, eine Zeitlang, nach dem ersten Entsetzen, war es wunderschön, weil ich es mit meinen Sehnsüchten verbrämte. Aber das ist vorbei – zu Ende, und Roy ist wieder bei seiner Betty, seiner leidgewohnten Betty. Erst als er mich bat, wieder zu ihm zu kommen, merkte ich, wie wenig mir an ihm lag. Damals erkannte ich, daß er mir in Wirklichkeit kaum etwas bedeutet hatte. Ich brauchte Wärme, Gesellschaft, und er war eben – zur Hand. Habe ich ihn dann verführt? So wie der grüne Moder seine Erfüllung in einer Traumvergewaltigung findet und das Primelgelb in der Unverletzlichkeit der Trancewelt?
    Grüner Moder und Primelgelb sind Stimmen – und Stimmen sind Gehirne. Wie ein schlechtes Transistorgerät empfängt mein Gehirn diese Gehirn-Stimmen – wahllos und ohne Trennmöglichkeit. So sehen also meine Halluzinationen aus, meine Wahnträume! Jeanne-d’Arc-Stimmen! Nein! Das ist unmöglich. Solche Dinge stoßen normalen Menschen nicht zu. Ich muß verrückt sein. Ich habe mich umzubringen versucht. Nur ein Verrückter kann Vergeltung beim gleichgültigen Universum suchen; trotz der Leere und Kälte, die meine Nächte erfüllte; trotz des Bettes, auf dem ich früher meinen Körper gespürt hatte. Einsamkeit, unerfülltes Verlangen – und die Stimmen. Deshalb der Gasherd …
    Dennoch, ich lebe. Wie durch irgendeine längst verwischte Erinnerung weiß ich, daß das alles abgeschlossen und vorbei sein kann, wenn ich nur den Schlüssel finde. Ich bin am Rande einer neuen Erkenntnis, die meine ganze Anschauung vom Universum erschüttern muß. Aber ich muß mich entspannen. Vielleicht sollte ich zurückgehen – zurück zu diesem lautlosen Schrei. Dann muß alles verständlich werden. Ich muß ihn wiederfinden, den Mann mit dem blonden Haar und dem sanften Gesicht – Peter. Peter … woher weiß ich seinen Namen? Weil ich ihn während der Explosion hörte. Ich muß ihn finden, und ich bin sicher, daß er mir hilft, dieses neue Wissen zu schöpfen.
    Aber wo ist Peter? Er lebt nicht in dieser rotschwarzen subjektiven Welt. Wenn ich ihn finden will, muß ich zurück ins Bewußtsein und in jene andere Welt, die mich vernachlässigte und mir Schmerzen bereitete.
    Zwei neue Gehirne nähern sich der Grenze meines Empfangsbereiches. Eines ist weiblich. Die dazugehörende Person hat einen festen, derben Körper und schwarz behaarte Beine. Sie riecht nach Karbol und hat sich abgehärtet – als sei Weiblichkeit etwas Ekelerregendes. Und das andere – silbrig, filigranhaft, aber dennoch männlich. Gedanken wie ein Kaleidoskop mit einem ganzen Spinnennetz von Assoziationen. Mein Name kommt darin vor, in Verbindung mit gutem Willen, Mitleid …
    »Barbara – können Sie mich hören, Barbara?« Eine Stimme – eine echte Stimme diesmal.
    Der grüne Moder und das Primelgelb haben sich zurückgezogen und werden überschattet von den beiden anderen Gehirnen. Ich weiß, daß sie neben meinem Bett stehen – die große, schwarzhaarige irische Krankenschwester und Doktor Glendale. Er hat zu mir gesprochen.
    »Barbara – ich weiß, daß Sie mich hören, Barbara. Bitte, öffnen Sie die Augen.«
    Und ich gehorche. Der grüne Moder und das Primelgelb sind verschwunden. Glendale lächelt auf mich herab, das alterslose Gesicht hängt über altmodischer Krawatte. Weiter hinten steht die Krankenschwester und sieht mich mit sturer Gutmütigkeit an.
    »Wie fühlen Sie sich nun?« fragt Glendale.
    »Gut – glaube ich.« Meine Stimme klingt fremd und dünn, als hätte ich lange nicht mehr gesprochen. Mein Kopf liegt zu tief, und die Bettücher erdrücken mich beinahe. Ich kämpfe mich hoch. Die irische Krankenschwester ist sofort da und hilft mir mit überraschend sanften Händen.
    »Gut – gut«, sagt Glendale. »Ich bin sicher, Sie sind jetzt über dem Berg. Schwester Murphy bringt Ihnen gleich etwas Warmes zu trinken, und dann können Sie sich ausruhen.«
    Im Sitzen kann ich den Raum besser überblicken. Es ist ein großes, luftiges Krankenzimmer mit blaßgrünen Wänden und einer rosa Decke. Gegenüber meinem Bett ist ein Fenster, und trotz der Dunkelheit kann ich die feinen Eisblumenmuster am Glas erkennen. Es sind außer meinem Bett noch drei weitere da. Das neben mir ist leer, aber die beiden gegenüberliegenden sind besetzt.
    Der grüne Moder liegt gleich neben der Tür. Ihr schwarzes Haar ist lang und feucht wie fauliger Seetang. Es umrahmt

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