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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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und so stieß ich ihn und er sah mich mit seinem runden grinsenden schweißbedeckten Gesicht an und er keuchte und dann gab er mir eines in die Fresse und ich fiel ins Gras und in die Brennesseln und er war auf mir und grapschte und riß an meinen Kleidern und ich schrie und Himmel tat es weh und ich wollte mehr mehr … Aah. Ekel … Ich bin Nichts. Und der Nichts-Strom trägt das Nicht-ich aufwärts, weg von dem Traum einer Vergewaltigung. Weiter durch die rotschwarze Dunkelheit auf eine primelgelbe Kugel zu, die mit einer Kleinmädchenstimme spricht …
    Unter dem Apfelbaum in meinem neuen Seidenkleid Sonne auf meinen nackten Armen und der Duft von frisch gemähtem Gras der über das Feld in den Obstgarten weht. Und dann höre ich hinter mir einen raschelnden Laut. Die Sonne scheint immer noch aber ich spüre eine beißende Kälte auf den Armen und ich friere. Der Wind bläst jetzt durch und durch als wäre mein Körper durchlöchert wie ein Drahtgitter … und ich will mich umdrehen aber ich habe Angst. Und hinter mir das kalte Rascheln. Ich weiß was hinter mir ist auch wenn ich nicht wage mich umzudrehen. Hinter mir ist eine riesige Schlange die jeden Moment näher kommt und sie hat das Gesicht eines Mannes … der Mann den ich am besten von allen Männern der Welt kenne und wenn ich mich jetzt umdrehe sehe ich ihn … es … und ich muß sterben wenn ich hinsehe. Nicht umdrehen. Einfach dasitzen die Knie ans Kinn gezogen die Augen geschlossen … und so bleibe ich immer immer. Niemand kann mir wehtun solange ich so bleibe und die Schlange mit dem Gesicht des Mannes geht fort …
    Der Nichts-Strom trägt das Nicht-ich aufwärts, vorbei an der primelgelben Kugel, die die Welt eines kleinen Mädchens ist – eines Mädchens, mit dem ich nichts gemeinsam habe. Ich weiß, wenn ich auch nicht weiß, weshalb, daß das kleine Mädchen jetzt fünfzig Jahre alt ist, eine vertrocknete, gebeugte alte Jungfer, die immer noch in ihrer primelgelben, nach Heu duftenden Welt lebt. Und sie ist nicht ich …
    Wer bin ich dann? Und was sind die Stimmen – das Primelgelb und das Modergrün?
    Ich brauche keine Identität. Ich bin Nichts, ich werde Nichts sein … ich will Nichts sein. Mein Nicht-ich wehrt sich dagegen, wieder in das rote dunkle Nichts zu gleiten, weg von der Wahrnehmung, weg von der Identität. Die kostbare Anonymität weicht, und ich merke bereits, was ich nicht bin. Der modergrüne Vergewaltigungstraum gehört nicht mir, ebensowenig die primelgelbe Phantasterei der in sich Gekehrten. Ich kann sie in meinem Gehirn wahrnehmen, aber sie kommen von irgendwo außerhalb … Das Gehirn, in dessen rotschwarzer Dunkelheit ich mich wiederfinde – ist das mein Gehirn? Oder bin ich nur ein bläulich purpurner Selbstmordtraum, der in ein anderes Gehirn eindringt? Unbedingt muß ich eine Identität suchen, wenn ich weiterhin existieren will. Ich muß über die schwarzrote Dunkelheit blicken, wo das Nicht-ich noch das Ich war. Gab es so eine Zeit?
    Ja – ich erinnere mich an einen Mann, blond, lächelnd; ein freundliches Gesicht bis auf die Nase, die sah wie bei einem Boxer aus. Und der andere, der kleine Arzt mit den silbrigen Haaren – ein Arzt, das weiß ich, aber woher? Es ist gestern, heute, morgen, irgendwann, aber jenseits der rotschwarzen Dunkelheit, und die beiden Männer stehen wartend in einem Zimmer, als ich hereinkomme. Der jüngere Mann sieht mich an, seine graugrünen Augen sind fast liebevoll. In ihm ist Zärtlichkeit und eine Stärke, die ich brauche – ach Gott, wie notwendig ich sie brauche! Ich fühle das Lächeln in meiner Brust, es breitet sich in mir aus. Ein Wissen, daß er ein ganz besonderer Mann ist, daß er und ich zusammen sein können …
    Da ist ein wortloses Geräusch in meinem Kopf. Eine Explosion von unerträglicher Stärke; der gemeinsame Schrei von Millionen Stimmen; ein Geräusch, das zu Beginn freundlich und zärtlich gewesen sein mag, das aber an meiner Identität zerrt wie die Posaunen beim Weltuntergang.
    Ich schreie. Mein Kopf kann diese enorme Energie nicht fassen; er muß platzen wie eine reife Frucht, die jemand gegen eine Wand schmettert. Und ich bin in dem warmen Dunkel, und da ist der grüne Moder und das Primelgelb … Und ich bin …
    Ich bin Barbara Graham, einundzwanzig Jahre alt, und ich wurde nie vergewaltigt. Aber ich bin nicht mehr Jungfrau, wegen Roy, wegen seiner Tändelei und seiner glatten Worte. Es muß ja doch einmal sein, Liebling, warum willst du es nicht

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