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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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ein blasses, rundes, ausdrucksloses Gesicht, in dem nur ein winziger, trotziger Mund auffällt. Sie muß noch sehr jung sein, aber ihre Jugend wird von ihrem aufgedunsenen, fetten Leib verwischt. Die Augen sind geschlossen, und ich schätze, daß sie immer noch ihren armseligen, obszönen Traum träumt.
    Neben dem Fenster, wie ein zerrupfter kleiner Vogel zusammengekauert, liegt die Primelgelbe. Zwei dunkle Augen brennen wie Säureflecken in einem leeren, knochigen Gesicht, das von wirrem, grauem Haar umrahmt ist. Sie scheinen in meine Richtung zu sehen, aber ich weiß, daß sie nach innen gerichtet sind, in die verwundene Welt der Schizophrenen. Der zuckende schmallippige Mund spricht nur zu sich selbst.
    Das sind die anderen Patienten – die Verrückten. Ich bin nicht verrückt, das weiß ich jetzt. Mein Gesichtskreis hat sich erweitert. Ich kann mehr sehen und hören als mit den normalen Sinnen. Und doch – ein Frösteln überkommt mich, als ich erkenne, daß ich Doktor Glendale nichts davon erzählen darf. Er würde es nur als psychische Verirrung auslegen. Ich darf ihm nichts sagen.
    »Schlafen Sie gut, Barbara«, sagt Doktor Glendale. »Sie sind hier vollkommen sicher, und Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.«
    »Ja, Doktor«, sage ich, aber gleichzeitig packt mich eine eisige Furcht. Ich muß die ganze lange Nacht in diesem dunklen Raum verbringen, und mein Gehirn ist weit offen für die Träume des grünen Moders und der Primelgelben. Der freundliche, mitleidige Doktor Glendale verurteilt mich ohne sein Wissen zu dieser Folter. Und ich kann es ihm nicht sagen – ich wage es nicht.
    »Gut – gut!« Glendale nickt ermutigend. Er sieht die Schwester an. »Schwester, morgen um elf Uhr dreißig Schocktherapie.« Er bleibt einen Moment lang wie ein zierlicher kleiner Tänzer mitten im Krankenzimmer stehen und sagt dann: »Gute Nacht, Barbara.«
     

 
9
     
    Der Telefonanruf war eine willkommene Abwechslung zu dem langweiligen Abendessen im Olde Englishe Grille Roome des Roten Löwen.
    »Es hat keinen Sinn, Peter. Er gibt um keinen Zoll nach.« Havenlakes Stimme war hart vor Ärger. »Er betrachtet unsere Arbeit hier als ein Zwischending aus Zirkustrick und Hexensabbat, und er weigert sich glatt, uns seine Patientin auszuliefern.«
    »Das habe ich befürchtet«, sagte Peter. »Wo ist sie jetzt?«
    »Sie hat ein Beruhigungsmittel bekommen. Glendale will morgen mit der Behandlung beginnen.«
    »Elektroschock?«
    »Ich vermute es.«
    »Das dürfen Sie nicht zulassen, Havenlake – auf keinen Fall!«
    »Was, in Gottes Namen kann ich tun?« Havenlakes Ärger brach durch. »Ich habe nicht die Macht, ihm etwas zu befehlen. Er kann die Therapie anwenden, die er für die günstigste hält.«
    »Selbst nachdem Sie ihm erklärt haben, welche Wirkung der Elektroschock auf ihre telepathischen Fähigkeiten hat?«
    »Er hört nicht auf meine Erklärungen – du weißt ja selbst, was er von Espern hält.«
    »Es muß einen Weg geben«, sagte Peter. »Er darf Barbaras Fähigkeiten nicht zerstören. Aber wie können wir ihn zwingen?«
    »Es wäre vielleicht möglich, wenn ich das Ministerium zu einer Intervention bringe, aber selbst da würde er sich auf die Hinterbeine stellen und eine eingehende Untersuchung fordern. Eigentlich wollte ich Powell aus dem Spiel lassen, aber er ist der einzige, der mit dieser Situation fertig wird.«
    »Haben Sie mit Powell gesprochen?« Peter klammerte sich an jeden Strohhalm.
    »Nein – leider nicht. Er ist als Beobachter der Weltgesundheitsorganisation in Paris. Aber er soll in aller Frühe zurückkommen, und seine Sekretärin hat versprochen, sich dann sofort mit mir in Verbindung zu setzen.«
    »Aber das ist zu spät!« protestierte Peter. »Verstehen Sie denn nicht? Das Mädchen kann ihre Fähigkeiten noch nicht kontrollieren, und sie ist übersensibel. Wir können nicht zulassen, daß sie die ganze Nacht von den Gedanken der Irren um sie bombardiert wird und sich nicht dagegen zu schützen weiß.«
    »Ich weiß, Peter – der Gedanke daran ist unerträglich. Aber wir können nichts tun.«
    »Bis morgen früh ist sie nicht mehr bei Verstand«, sagte Peter. »Warum versuchen Sie nicht, mit dem Minister selbst zu sprechen? Er könnte doch etwas tun.«
    »Ich habe mich bereits erkundigt. Er ist bei der Nachwähl-Versammlung in Ashford, und es wäre möglich, ihn zu erreichen. Aber ich bezweifle, daß er etwas ohne Powell unternimmt.«
    Peter kam zu einem Entschluß. »Dann liegt es

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