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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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unter weniger zufriedenstellenden Bedingungen wiederfinden würde.
    »Was ist hier los?« fragte er einen pickligen, ungeschickten jungen Mann, der an seinem Schreibtisch eilig Papiere durchging, die KACH-Unterlagen nicht geheimer Art zu sein schienen.
    Der junge Mann antwortete mit hoher Stimme: »Mit UN-W Natsek ist vereinbart worden, diese Büros im Erdgeschoß als Austauschplatz für Informationen zu verwenden.« Erklärend fügte er hinzu, froh, eine Tätigkeit ohne schöpferischen Wert unterbrechen zu können: »Die wahre Begegnung findet natürlich in Island statt, nicht hier. Bei uns handelt es sich nur um Routinematerial.« Sein mit Mitessern übersätes Gesicht zeigte den Widerwillen, den er gegenüber seinen neuen Aufgaben empfand. Nicht der fremde Satellit; das war es nicht, was ihn störte, diesen kleinen Angestellten im Beamtenuniversum. Es waren die monotonen Arbeiten, die ihm die Situation auferlegte – eine Situation, dachte Lars, die vorstellbarerweise diesem Jüngling vielleicht nicht mehr sehr viele Jahre unbefriedigender Tätigkeit aufzwingen würde.
    Die beiden Blöcke hatten Berge von wissenschaftlichen, technischen, kulturellen und politischen Artikeln ausgetauscht. Ost und West waren sich darin einig, daß es kaum lohnte, einem professionellen Spionageunternehmen wie KACH oder auch ihren eigenen nationalen Geheimpolizeibehörden hohe Honorare dafür zu bezahlen, daß sie Abschriften von Listen über die Sojabohnenproduktion in den Tundraregionen der nordöstlichen UdSSR hinausschmuggelten. Die Menge solcher nicht als geheim eingestufter Papiere innerhalb dieser Kategorie belief sich täglich auf die Flut, die drohte, die Brandungsmauer der Bürokratie selbst zum Einsturz zu bringen.
    »Mr. Lars!«
    Lars stand auf.
    »Mr. Kaminsky. Wie geht es Ihnen?«
    »Gräßlich«, sagte Kaminsky. Er sah mitgenommen aus, hektisch, überarbeitet, wie ein pensionierter, ehemals leistungsfähiger Automechaniker. »Das Ding da oben. Wer ist das? Haben Sie sich das gefragt, Mr. Lars?«
    »Ja, Mr. Kaminsky«, antwortete Lars geduldig. »Ich habe mich das gefragt.«
    »Tee?«
    »Nein, danke.«
    »Wissen Sie, was Ihr Fernsehen in den Nachrichten eben gebracht hat?« sagte Kaminsky. »Ich habe das in meinem Büro verfolgt; das Gerät gongte und schaltete sich ein.« Mit grauem Gesicht sah er Lars an und fuhr stockend fort: »Verzeihen Sie, Mr. Lars, daß ich böse Nachricht überbringe, wie der Spartaner von der Schlacht bei den Thermopylen. Aber – ein zweiter fremder Satellit befindet sich in einer Umlaufbahn.«
    Lars wußte nicht, was er sagen sollte.
    »Kommen Sie mit in mein Büro«, bat ihn Kaminsky und führte ihn durch den Wirrwarr in ein kleines Nebenzimmer. Kaminsky schloß die Tür und wandte sich ihm zu. Er sprach langsamer, kaum noch mit dem Unterton der Hysterie eines alten Mannes. »Tee?«
    »Nein, danke.«
    »Während Sie auf mich warteten«, sagte Kaminsky, »hat man den zweiten Satelliten in seine Bahn gebracht. Jetzt wissen wir, daß sie hinsetzen können, so viele sie wollen. Hunderte, wenn es ihnen beliebt. An unserem Himmel. Bedenken Sie. Nicht draußen um den Jupiter oder den Saturn, im Randbereich, wo wir nur Patrouillenschiffe und Satelliten haben, sondern hier. Das Einfache haben sie sich geschenkt.« Er fügte hinzu: »Vielleicht ist für sie auch das einfach. Die beiden Satelliten sind zweifellos von Raumschiffen aus gesetzt worden. Hinausgeworfen wie Eier, nicht abgeschossen und dann in einer Umlaufbahn angehalten. Niemand hat Raumschiffe gesehen. Kein Monitor hat etwas aufgefangen. Intersystem Fremde Fahrzeuge aus einem anderen System, Anti-Materie. Und wir dachten immer ...«
    »Wir dachten«, unterbrach ihn Lars, »daß UnterhautSchwammwesen von Titan, die wüßten, wie sie der Form nach Alltagsgegenstände imitieren müssen, unsere großen nicht-terranischen Gegner wären. Etwas, das aussieht wie eine Vase, und wenn man ihr den Rücken zuwendet, verschwindet sie in deiner Haut und wandert ins Darmnetz, wo es verbleibt, bis es durch einen chirurgischen Eingriff herausgeschnitten wird.«
    »Ja«, sagte Kaminsky, »dergleichen habe ich gehaßt; ich habe einmal so etwas gesehen, nicht als Simulation, sondern in Zystenform, wie Sie es schildern. Parat für Kobalt-Bombardierung.« Er sah krank aus. »Aber macht uns das nicht vieles klar, Mr. Lars? Wir kennen die Möglichkeiten. Ich meine, wir wissen vielmehr, daß wir nichts wissen.«
    »Die Roboter haben keine Hinweise auf die

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