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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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Minuten bis Ablauf der von Peter Campbell grob eingegrenzten Frist. Dass ihnen damit scheinbar noch alle Zeit der Welt zur Verfügung stand, stimmte Travis indes nicht unbedingt froh. Falls unten im Schacht alles gutlief – falls sie erkannten, was dort zu tun war und dazu auch imstande waren –, könnten sie das vermutlich ziemlich schnell über die Bühne bringen. Und falls es nicht glattlief – falls alles auf eine Art und Weise schiefging, die er sich jetzt noch nicht auszumalen vermochte –, würde auch das vermutlich verdammt schnell gehen.

    Sie machten sich auf den Weg nach unten.
    Der Abstieg auf der Treppe war kein Problem; sie war fest und solide konstruiert, und die Quecksilberlampen spendeten ausreichend Licht. Travis ging voran. Alle paar Absätze neigte er sich über das Geländer, um im Gehen einen Blick in die Tiefe zu werfen, auf den Boden unten in der Grube, dem sie sich nun beharrlich näherten. Noch immer keine Einzelheiten. Bloß das gemächlich pulsierende, rot-pinke Licht.
    Sie hatten etwa sechzig Meter zurückgelegt, als Travis weit unter ihnen, ungefähr sechzig Meter tiefer, eine sonderbare Veränderung im Muster der Treppe ins Auge fiel. Als wäre die viereckige Spirale an einem einzelnen Punkt um drei Meter zusammengedrückt worden. Wie ein senkrecht nach unten gehaltenes, vollständig aufgefaltetes Akkordeon, in dem aber eine Falte in der Mitte geschlossen war. Travis blieb kurz stehen, um hinunterzustarren, und erkannte dann, was es war: ein horizontaler Laufgang, dort, wo sich eigentlich eine Treppe hätte befinden müssen. Ein einzelner Steg, der zur Seite hin abzweigte, statt nach unten zu führen. Die Schachtwand an jener Stelle konnte er von dieser hohen Warte aus zwar nicht sehen – weil die Treppen darüber die Sicht darauf verstellten –, doch was sich dort befand, ahnte er auch so schon.
    Etwa fünfzehn Meter oberhalb des Laufgangs machten sie zu dritt abermals halt, und zwar auf einer Treppe an der Schachtwand gegenüber. Von dort aus konnten sie die Öffnung mühelos erkennen. Ein Tunnel zweigte seitlich von dem Schacht ab und führte in pechschwarze Finsternis.
    Nachdem sie einige Sekunden hinübergestarrt hatten, setzten sie ihren Abstieg fort, Windung für Windung, wobei Travis die dunkle Tunnelöffnung unterwegs nicht aus den Augen ließ. Er mochte es nicht laut aussprechen, aber etwas an dieser Öffnung beunruhigte ihn. Als würde in ihm eine Urangst erwachen, ein genetisches Erbgut aus prähistorischen Zeiten, die ihn warnte, vor dunklen Höhlen in einer Felswand auf der Hut zu sein. Auf dem letzten Treppenabschnitt vor dem Tunnel huschte seine Hand reflexhaft zum Griff der MP5, die er, ganz wie Paige und Bethany, am Halteriemen an der Schulter hängen hatte, ehe er sich vor Augen hielt, wie unsinnig das war. Sie befanden sich in einer stillgelegten Mine im Hier und Jetzt, nicht in der Olduvai-Schlucht vor Millionen von Jahren. Aus dem Dunkel würde keine klauenbewehrte Bestie geschossen kommen, die sie zu Mittag verspeisen wollte.
    Mit diesem Gedanken beruhigte er sich gerade, noch zwei Stufen oberhalb des Laufgangs, als aus der Finsternis auf einmal eine Männerstimme zu vernehmen war: «Stopp. Keinen Schritt weiter.»

30
    Keine Schusswaffe wurde klickend im Dunkel entsichert. Der Tonfall aber, der keinen Widerspruch duldete, ließ darauf schließen, dass der Mann bewaffnet war.
    Travis blieb stehen.
    Er hörte, wie Paige und Bethany vor Schreck der Atem stockte, als sie hinter ihm anhielten.
    «Lassen Sie schön die Finger von den Waffen», sagte der Mann.
    «Zu Boden lassen wir sie aber nicht fallen», entgegnete Travis. Vorsicht war das eine, Dummheit etwas ganz anderes.
    «Das verlange ich auch nicht von Ihnen», sagte der Mann.
    Gleich darauf war ein leises Knirschen zu hören, der Mann setzte offenbar gerade behutsam einen Fuß vor den anderen. Im Dunkel konnte Travis undeutlich eine Bewegung erkennen, Kleidung, auf die indirekt der schwache Schein der Quecksilberlampe drei Meter weiter hinten im Tunnel fiel.
    Dann sagte der Mann: «Sie sind Travis Chase.»

    Die absurde Unwirklichkeit der Situation lähmte Travis nur kurz, dann trat der analytische Teil seines Hirns in Aktion und stellte Fragen. Wer war noch am Leben, der ihn sowohl erkennen wie auch sich hier in der Mine befinden konnte? War ihm die Stimme irgendwie bekannt vorgekommen? Antworten fand er keine.
    «Wer sind Sie?», fragte Travis.
    «Sie werden sich an mich erinnern, glaube ich. Ich

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