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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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hat?»
    «Das überlege ich ständig», erwiderte Travis. «Jedes Mal, wenn irgendetwas Neues passiert, frage ich mich, ob es jetzt losgeht. Früher oder später wird die Antwort einmal ja lauten.»
    Das Thema war komplex, aber Travis versuchte, es sich in möglichst schlichten Begriffen begreiflich zu machen. Wie bei einer PowerPoint-Präsentation mit säuberlich aufgelisteten Stichpunkten. Oder so, als würden ihm einzelne schwarze Fliegen um den Kopf schwirren.
    Das erste Stück des Puzzles stand fest. Irgendwann in der Zukunft würde Tangent ein Verfahren entwickeln, mit dem durch die Pforte Botschaften in die Vergangenheit geschickt werden konnten – wobei die Botschaften von diesem Ende aus in den Tunnel gesandt wurden, unter Überwindung der gleich hinter der Öffnung herrschenden Widerstandskraft, und zwar auf eine solche Weise, dass sie wieder daraus auftauchten, ehe sie abgeschickt wurden. Dessen war Travis sich sicher, weil bereits zwei Botschaften zurückgekommen waren. Eine andere, künftige Paige und ein anderer, künftiger Travis hatten beide ihr Leben geopfert, um sie abzusenden – der technische Vorgang dieser Aktion war für den Absender in jedem Fall tödlich.
    Es gab eine Reihe Indizien, die aber alle auf dasselbe hindeuteten: Etwas Schlimmes würde geschehen. Ein Ereignis, bei dem etwa zwanzig Millionen Menschen ums Leben kommen würden. Etwas, wofür Travis persönlich verantwortlich sein und um das er womöglich nicht herumkommen würde, weil es noch fatalere Folgen hätte, wenn er untätig bliebe.
    Paige in ihrer künftigen Version hatte seine Tat – worin immer sie bestehen mochte – verhindern wollen, womöglich, weil sie nur unzulänglich darüber Bescheid wusste. Ihre Botschaft in die Vergangenheit hatte aus einer rückwirkenden Anweisung – an sich selbst – bestanden, Travis zu töten, in der Hoffnung, das Geschehen so von vornherein zu vereiteln.
    Travis hatte ihren Zug gekontert, indem er ebenfalls eine Botschaft absandte – oder einen Botschafter vielmehr: einen unvorstellbar hochentwickelten, sogar mit einem Bewusstsein ausgestatteten, kugelförmigen Computer namens Blackbird , der den meisten Beteiligten unter der Bezeichnung Flüstern bekannt war. Das Flüstern war in einem noch früheren Jahr der Vergangenheit aus der Pforte zum Vorschein gekommen als Paiges Botschaft an sich selbst und hatte sogleich angefangen, Menschen zu manipulieren und die Geschichte sozusagen umzuschreiben, damit Travis sich genau zu dem Zeitpunkt an der Pforte aufhielt, wenn dort Paiges Botschaft eintrudelte.
    So hatte er sie, dank des Flüsterns, rechtzeitig abfangen können.
    Worum genau es bei diesem Verwirrspiel eigentlich ging, das war das große Rätsel, vor dem Travis und Paige in der Gegenwart standen. Ihre zukünftigen Versionen hatten einander völlig widersprechende Botschaften in die Vergangenheit gesandt, die ihnen beiden jeweils wichtig genug war, um dafür ihr Leben zu opfern. Einzig mit dem Unterschied, dass Travis seine Botschaft erst nach Paige abgeschickt hatte – das lag auf der Hand, da er damit ja auf ihre Botschaft reagiert hatte. Hatte er ihr gegenüber irgendeinen Vorsprung an Wissen gehabt?
    Hier endeten die Indizien. Weitere Einzelheiten hatte jener Travis der fernen Zukunft ihnen vorenthalten, in der Sorge vermutlich, dass sie sein jetziges Ich komplett in die Flucht schlagen würden. Travis blieb also nichts anderes übrig, als schicksalsergeben auf irgendein Zeichen zu warten, dass es angefangen hatte. Auf das erste Glied in der Kette, die ihn am Ende hinab in die Finsternis ziehen würde.
    Seinem noch unbekannten Schicksal entgegen.
    «Zerbrechen wir uns nicht allzu sehr den Kopf darüber», riet Paige ihm. «Sorgen wir uns jetzt noch nicht darum, was morgen sein wird, einverstanden? Mit etwas Glück werden wir es ohnehin nicht mehr miterleben.»

    Der Mann in dem weißen Parka hatte einen Namen – Dominic –, aber den kannten seine Auftraggeber nicht. Vielleicht hatten sie einen Spitznamen für ihn, oder, noch wahrscheinlicher, eine Nummer, schwer zu sagen, denn mit Namen sprachen sie ihn nie an. Tatsächlich sprachen sie ihn überhaupt nicht direkt an. Sie riefen einfach nur an und übermittelten ihm über das blaue Handy, dessen Nummer nur sie kannten, Anweisungen.
    Jenes Handy hatte am Vorabend geklingelt, als Dominic gerade die Wände des kleinen Arbeitszimmers in seiner Eigentumswohnung in Santa Fe strich. In einem satten Dunkelgrün, das sehr schön

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