Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
Vom Netzwerk:
aus dem Zeitraum Anfang bis Ende der Achtziger.»
    Paige nickte.
    «Das war eine Verwaltungsmaßnahme», sagte er. «Hatte mit dem Format der Videokassetten zu tun. Früher haben wir immer alles auf Standardbändern vom Typ VHS gefilmt, und dann sind wir zu VHS-C gewechselt – das war lange vor Aufkommen von Digitalkameras. Na ja, nach dem Systemwechsel haben wir jedenfalls entschieden, auch die gesamten alten Aufnahmen auf die kompakten Kassetten neuen Typs zu überspielen, der Haltbarkeit zuliebe. Wahnsinnig viel Arbeit, bei mehreren tausend Stunden Material. Hat gut und gern sechs Jahre oder länger gedauert, mit Unterbrechungen, bis alles komplett überspielt war.»
    Er zuckte die Achseln, wie in der Erwartung, dass sie sich mit dieser Erklärung zufriedengab.
    Sie erwiderte seinen Blick und überlegte, ob er ihr je zuvor eine so faustdicke Lüge aufgetischt hatte. Sicher, seine Arbeit für Tangent hatte er ihr verheimlicht, ihre ganze Kindheit hindurch, aber was blieb ihm damals anderes übrig? Das hier aber war etwas anderes. Und schwerer zu verdauen, als sie vermutet hätte.
    «War das alles, was du wissen wolltest?», fragte er.
    Nur eine Erinnerung. An diesem Gedanken klammerte sie sich fest wie an einer Brüstung am Rand einer hohen Klippe. Wenn sie ihn jetzt seiner Lüge wegen zur Rede stellte, würde sie ihm damit nicht wirklich weh tun. Weil er ja nicht real war.
    «Liebes?», hakte er nach. «Alles in Ordnung?»
    «Ich habe auch schon einige der anderen befragt, wegen Skalar», sagte sie. «Alle geben sich ziemlich einsilbig, aber um das Überspielen von Videobändern ging es dabei nicht, da bin ich mir ziemlich sicher.»
    Sein Lächeln gefror auf der Stelle.
    «Die Regierung war mit daran beteiligt», fuhr sie fort. «Und die Sache hat Hunderte Millionen Dollar gekostet. Ich möchte wissen, was das genau war.»
    Er blickte seltsam starr vor sich hin. Schien verschiedene Antworten sorgsam abzuwägen. Sein Tonfall, als er dann endlich sprach, war beschwichtigend, aber zugleich voller Angst – um sie. Als würde ihr jemand eine Pistole an den Kopf halten, während sie vor ihm stand.
    «Paige, aus dieser Angelegenheit solltest du dich wirklich besser raushalten.»
    «Ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren. Und ich mag es gar nicht, belogen zu werden.»
    «Du hast recht – das mit den Videokassetten war eine Lüge. Aber du bist auch nicht ganz ehrlich zu mir gewesen. Hier in Border Town kannst du von niemandem etwas über Skalar erfahren haben. Die Details, die du erwähnt hast, sind vielleicht einem halben Dutzend Leuten bekannt, und von denen hätte keiner darüber geredet, ohne das vorher mit mir zu besprechen. Mit anderen Worten, du hast mit irgendwem außerhalb von Border Town gesprochen. Und das jagt mir eine Wahnsinnsangst ein.»
    Kurz fühlte sie sich von seinen Worten so überrumpelt, dass sie nicht wusste, was sie darauf erwidern sollte.
    Ihr Vater stand von seinem Schreibtisch auf und kam zu ihr herüber. Er sah sie eindringlich an, mit einem Blick, aus dem weiter diese sonderbare Mischung aus Angst und Vorsicht sprach.
    «Mit wem hast du gesprochen?», fragte er.
    «Verrate mir erst, was Skalar ist.»
    «Paige, das hier ist ungleich ernster, als du dir vorstellen kannst. Falls du mit den falschen Leuten gesprochen hast, könntest du damit vielleicht bereits eine Kettenreaktion in Gang gesetzt haben, die wir nicht mehr stoppen können. Mit unabsehbaren Folgen.»
    «Dann erzähl mir die Wahrheit. Alles.»
    Er schüttelte den Kopf. «Wer Kenntnis über Skalar hat, gerät dadurch in Gefahr. Nie im Leben würde ich dir auch nur eine Silbe darüber verraten. Und jetzt muss ich wissen, mit wem genau du gesprochen hast. Es ist mein bitterer Ernst. Also sprich.»
    «Falls hier noch andere über die Sache Bescheid wissen, sollte ich ja wohl auch erfahren, worum es dabei –»
    Er packte sie am Arm und zerrte sie auf sich zu, so grob, dass sie dabei um ein Haar ins Straucheln geraten wäre. «Mit wem hast du geredet?» , herrschte er sie an.
    Sie machte sich von ihm los, wandte sich um und ergriff die Flucht. Rannte durch die Tür und den Flur entlang, wo die Leuchtkörper über ihr vorüberglitten und sie hinter sich die Schritte ihres Vaters hörte, die ihr in raschem Stakkato folgten. Während sie dahinrannte, schloss sie die Augen. Rief sich den menschenleeren Flur auf B42 vor Augen, wo sie mit Travis zusammensaß. Es war nicht so leicht, sich jetzt darauf zu konzentrieren.
    «Paige!»
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher