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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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hermachte, auch nicht bei Tageslicht, umgeben von den Überresten eines Zauns. Unwahrscheinlich, dass irgendjemand, der zufällig des Weges kam, Interesse an der Bruchbude entwickeln würde – wobei es diesem Jemand zunächst einmal gelingen müsste, sich ihr dichter als bis auf fünfzig Kilometer zu nähern, ohne vorher abgefangen zu werden.
    Dieses trostlose Ödland war das am besten gesicherte Geländeareal auf der ganzen Welt. In einem Umkreis von über sechzig Kilometern gab es keine einzige Straße in der Gegend. Der Luftraum war für militärische ebenso wie für Zivilflugzeuge tabu. Sofern sich Geländefahrzeuge ins Sperrgebiet verirrten, was äußerst selten vorkam, wurden sie im Handumdrehen von Leuten wieder verscheucht, die aussahen wie stinkwütende Rancher. Rancher aber waren diese Leute keineswegs, sondern eher eine Art Soldaten, allerdings keine Angehörigen der US-Streitkräfte. Strenggenommen handelte es sich bei diesem nichtssagenden Flecken Erde im östlichen Wyoming nicht um amerikanisches Staatsgebiet, und dies schon seit 1978.
    Travis verlangsamte sein Tempo weiter, bis seine Schritte nicht mehr zu hören waren. Hin und wieder, wenn der Wind kurz nachließ, konnte er das ferne Grollen des Gewitters hören. Er war noch etwa achthundert Meter vom Aufzug entfernt, als ein Ton seines Handys ihm anzeigte, dass eine SMS eingetroffen war. Er zog es heraus, schaltete es an und warf mit verengten Augen einen Blick auf das hell leuchtende Display.
    NEUIGKEITEN. KOMM SCHNELL ZURUECK. KONFERENZRAUM. – PAIGE
    In der Ferne zuckte über den Bergen eine ganze Reihe von Blitzen hernieder, sodass die Gebirgskette für einen Moment in gespenstisch gleißendes Licht getaucht wurde. Travis schaltete das Handy wieder aus und spurtete los.
    Zweieinhalb Minuten später war er im Dunkel der Scheune angelangt und rang um Atem – bei einem schnellen Spurt geriet er nach wie vor außer Puste. Er trat vor die Aufzugtüren, riss die Augen auf und wartete, bis die biometrische Kamera ihn anhand seiner Iris identifiziert hatte. Nachdem ein rotes Aufflackern über die linke Seite seines Gesichtsfelds gehuscht war, glitten die Türen vor ihm auf, und kaltes weißes Licht fiel auf den Betonboden der Scheune.
    Er trat in die Kabine und richtete seinen Blick auf die Knöpfe. Einundfünfzig an der Zahl. Obwohl er nur selten Anlass hatte, den untersten Knopf zu drücken, fasste er ihn jedes Mal reflexhaft ins Auge, wie in dem Bewusstsein, was sich dort unten, im tiefsten Stockwerk, befand. Bisweilen, vor allem hier im Aufzug, hätte er schwören mögen, dass er die Pforte irgendwie spürte. In seinen Knochen womöglich. Ein dumpfes, rhythmisches Dröhnen, wie der Herzschlag eines Außerirdischen, der hundertfünfzig Meter unter der Erde in seinem festungsartig gesicherten Kokon ruhte.
    Er drückte auf den Knopf für das Stockwerk B12, worauf sich die Türen schlossen und die dunkle Wüste mit dem flüsternden Abendwind schlagartig seiner Wahrnehmung entzogen war. Er fuhr nach unten.
    Was mochte es für Neuigkeiten geben?
    Um ein neuartiges Objekt aus der Pforte konnte es nicht gehen. In diesem Fall hätte ihn Paige direkt ins Primärlabor bestellt, in das derlei Gegenstände – Entitäten  – nach ihrem Eintreffen stets gebracht wurden. Eine bahnbrechende neue Erkenntnis über eine alte Entität schied wohl ebenfalls aus. Weil ein solches Ereignis sich wahrscheinlich ebenfalls im Primärlabor oder einer anderen Räumlichkeit abgespielt hätte, in der Tests durchgeführt wurden.
    Im zwölften Stock unter der Erde öffneten sich die Türen, und Travis trat hinaus auf den Flur, der menschenleer war. Nicht anders sah es in nahezu allen Fluren im Gebäude aus, egal zu welcher Tageszeit. Border Town war riesengroß, zumal im Verhältnis zu der überschaubaren Anzahl seiner Bewohner: etwa einhundert Mitarbeiter, die gleichzeitig hier wohnten und einander, verteilt auf einundfünfzig Stockwerke, nicht allzu häufig über den Weg liefen.
    Travis bog um die Ecke, hinter der sich der Konferenzraum befand, und sah Paige im Flur vor der weit offenen Doppeltür stehen. Es schien, als würde sie ihn schon ungeduldig erwarten. Ihr Blick war zwar in den Raum gerichtet – von wo aus der Schein eines flimmernden Fernsehers auf ihre Augen abstrahlte –, doch sie wandte sich ihm sofort zu, als sie ihn näher kommen hörte. Der Geräuschkulisse nach zu urteilen, die Travis inzwischen wahrnahm, waren in dem Raum sehr viele Leute versammelt.

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