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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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rekonstruieren.»
    «Merkwürdig», sagte Paige. «Bei dem ganzen Wust von Unklarheiten haben wir eine Frage bisher völlig außer Acht gelassen: Wie genau hat die Skalar-Ermittlung überhaupt funktioniert? Wie haben sie es angestellt, Wards Spur drei Jahre nach seinem Tod auch nur ansatzweise nachzuverfolgen?»
    «Wir wissen nur, dass sie tatsächlich diese Unmengen an Geld aufgewendet haben», stellte Bethany fest. «Wofür auch immer – anscheinend hat es funktioniert.»
    Damit ließen sie das Thema auf sich beruhen. Travis dachte im Stillen weiter darüber nach, während er fuhr.

    Ihre Fahrtroute hatten sie bereits vor der Landung mit Hilfe der Karte festgelegt. Die direkte Zufahrtsstraße nach Rum Lake kam aus naheliegenden Gründen natürlich nicht in Betracht, aber es gab noch andere Straßen, die in etwa einer halben Meile Entfernung durch benachbarte Täler an dem Ort vorbei verliefen, lediglich getrennt durch niedrige, bewaldete Bergkämme. Die nächstgelegene Route hieß Veil Road und war frei von Wachposten, wie sie auf der Satellitenaufnahme gesehen hatten.
    Kurz vor der Abzweigung gerieten sie unter die tiefhängende Wolkendecke und verstanden sofort, woher die Strecke ihren Namen hatte: «Schleierstraße». Zweispurig und asphaltiert führte sie in steilen Kurven und Kehren durch das ansteigende Tal stetig aufwärts und befand sich bereits nach einer Meile inmitten der Wolkenbank. Dort endlich sah Travis, worum es sich bei den Wolken tatsächlich handelte: um eine Schicht Küstennebel nämlich, der die Pflanzenwelt dieser Gegend mit Feuchtigkeit versorgte, vor allem die Mammutbäume hier in den Redwoods, die die Straße flankierten wie dreißigstöckige Hochhäuser.
    An einer Stelle, wo der Gebirgskamm der Karte zufolge am schmalsten war, parkten sie den Wagen abseits der Straße und machten sich zu Fuß auf den Weg, den Hang hinauf.

    Zwanzig Minuten später gelangten sie bei ihrem Abstieg auf der anderen Seite wieder in den Bereich unterhalb der Dunstschicht und konnten durch die Bäume hindurch die Stadt sehen, frisch und klar. Gepflegte Geschäftshäuser mit Backsteinfassaden säumten die Hauptstraße, alle wohl an die hundert Jahre alt oder älter. Die übrige Bebauung des Ortes bestand aus Wohnhäusern unterschiedlicher Art, teils aus Stein, teils im Blockhüttenstil. Sie waren auf der südlichen Hälfte an dem Abhang unterhalb des Gebirgsausläufers errichtet, auf dem sie jetzt standen, andere befanden sich auf der nördlichen Hälfte, zum Seeufer hin absteigend. Das Städtchen bildete eine Art natürliches Amphitheater, wobei der See die Bühne darstellte; gewiss gab es hier kein einziges Haus, das nicht über eine atemberaubende Aussicht verfügte.
    Die Anlage der Straßen stimmte perfekt mit dem Bild überein, das Travis sich von dem Satellitenbild mit der darübergelegten Karte eingeprägt hatte. Er entdeckte Allen Raines’ Haus auf Anhieb, hoch oben am nordöstlichen Rand des Talkessels, etwa ein Drittel der Strecke um den See herum. Es stand direkt unterhalb des Nebels, in derselben Höhe etwa, auf der sie sich gerade befanden. Die sechs Humvees standen unverändert davor, während auch die Männer noch immer geschäftig um das Haus herumschwirrten. Sicherlich waren sie gerade dabei, das Hausinnere auf der Suche nach dem Spickzettel in seine Einzelteile zu zerlegen, Dämmplatten herauszureißen, Teppichböden zu entfernen und Bodendielen aufzustemmen. Ein einzelnes Blatt Papier konnte an vielen Stellen versteckt sein. Bei diesem Gedanken kam Travis in den Sinn, dass es möglicherweise am unzugänglichsten Ort von allen versteckt gewesen war: im Kopf seines einstigen Besitzers. Weil Raines den Inhalt wahrscheinlich schon vor fünfundzwanzig Jahren auswendig gelernt und das Blatt selbst anschließend vernichtet hatte.
    Travis senkte den Blick zum Ortskern hinab und hatte das Lokal Zur Dritten Kerbe im Nu ausfindig gemacht. Es handelte sich um ein zweistöckiges Gebäude mit einer Fassade aus grün gestrichenem Holz mit weißen Zierleisten, alles ein bisschen altmodisch zwar, aber sichtlich liebevoll gepflegt. Humvees waren ringsherum nirgendwo zu sehen, auch keine Sicherheitsleute wie oben am Haus. Durch das große Fenster neben dem Eingang konnte Travis in dem Lokal einige Tische und Essnischen erkennen, die aber anscheinend alle unbesetzt waren. Er entdeckte eine Person mit einer Schürze, die offenbar gerade nicht viel zu tun hatte.
    «Wirkt ja wie ausgestorben», sagte Paige.
    «Das

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