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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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worauf er abermals stehen blieb und sich zu ihr umdrehte.
    «Ihre Mobilnummer», sagte sie. «Ich werde die alten Mietunterlagen raussuchen.»
    Von draußen her waren Schritte und Männerstimmen zu vernehmen.
    Travis nannte ihr die Nummer mit lauter Stimme, wartete nicht einmal ab, um zu sehen, ob Jeannie alles notiert hatte, sondern stürzte weiter zu dem Lagerraum. Als er eben hineinschlüpfte, hörte er, wie die Restauranttür aufgestoßen wurde.
    Paige hatte das Fenster bereits geöffnet: ein altes Schiebefenster mit sichtlich schon zigmal lackiertem Rahmen. Es befand sich in der seitlichen Wand und ging auf den hinteren Teil der Gasse hinaus, die sie kurz zuvor entlangmarschiert waren. Bethany kletterte hindurch; der Untergrund draußen lag nur unwesentlich tiefer als der Zimmerboden. Travis bedeutete Paige mit einer dringenden Handbewegung, als Nächste hindurchzusteigen, und legte, als sie losließ, seine Hand unter das hochgeschobene Fenster. Gleich darauf folgte er ihr, setzte zunächst beide Füße auf den Asphalt und richtete sich dann auf, während er weiter die Fensterscheibe in die Höhe hielt.
    Er überlegte, ob er sie einfach oben lassen sollte – ein offenes Fenster in einem Lagerraum dürfte wohl kaum Verdacht erregen, falls die Männer aus dem Humvee in diesem Teil des Gebäudes nach dem Rechten sahen. Travis löste also leicht seinen Griff am unteren Fensterrahmen.
    Sofort glitt das Fenster etwa einen Zentimeter herab, wobei es seitlich leicht im Rahmen erzitterte. Falls er es ganz losließ, könnte es entweder bleiben, wo es war, oder schon nach fünf Sekunden in die Tiefe sausen und sich mit einem gewaltigen Knall schließen.
    Durch die Tür war vom Restaurant her Jeannies Stimme zu vernehmen. «Was genau verstehen Sie bitte nicht an ‹Scheren Sie sich zum Teufel›?»
    Eine tiefe Männerstimme, offenbar aus einem breiten Brustkorb dringend, erwiderte nur: «Wo sind sie?»
    «Vermutlich im Laden nebenan, wo sie den Inhaber gerade mit demselben Quatsch belästigen. Das sind doch Ihre Leute, warum rufen Sie sie nicht einfach an?»
    Keine Antwort. Bloß schwere Stiefel, die auf dem alten Dielenboden im Lokal umherpolterten.
    Travis lehnte sich wieder in den Raum zurück und hielt nach irgendetwas Ausschau, womit er das Fenster festklemmen konnte.
    Aber er entdeckte nichts annähernd Brauchbares.
    Er müsste es also schließen, und zwar behutsam. Links und rechts befanden sich langgezogene Abschabungen im Rahmen, wo es seit Jahrzehnten am Lack entlanggeschrammt war, zumal an feuchten Tagen vermutlich, wenn sich das Holz ausdehnte. Auch heute war so ein feuchter Tag.
    Er fing an, es sachte in die Tiefe zu ziehen, etwa drei Zentimeter pro Sekunde.
    «Haben Sie gesehen, in welche Richtung sie gegangen sind?», fragte die Bassstimme, noch immer irgendwo vorne am Tresen.
    Eine Antwort erfolgte nicht. Travis malte sich aus, wie Jeannie, schlicht zu genervt zum Reden, bloß mit der Hand irgendwohin deutete. Sie würde sie über die Main Street zurück in Richtung ihres Humvees schicken, damit sie gar nicht erst auf die Idee kamen, einen Blick in diese Gasse zu werfen.
    Inzwischen hatte er das Fenster halb geschlossen. Noch etwa fünfundzwanzig Zentimeter bis nach unten.
    Paige und Bethany standen gleich neben ihm und behielten den quälend langsamen Vorgang voller Ungeduld im Auge.
    Noch zweiundzwanzig Zentimeter. Noch neunzehn.
    «Entschuldigen Sie die Störung, wenn Sie so viel zu tun haben», sagte die Bassstimme, und dann entfernten sich die Stiefel in Richtung Ausgang.
    Noch fünfzehn Zentimeter.
    Dann war auf einmal Vogelgeschrei zu hören, irgendwo oberhalb von Travis. Er hob erschrocken den Blick.
    Ein Blauhäher, auf dem Gesims drei Meter über ihm, der laut krächzend vor sich hinschimpfte. Wahrscheinlich, weil er dort oben ein Nest hatte. Nach einigen Sekunden Gekrächze flatterte der Vogel schließlich in die Höhe und verschwand auf dem Dach, außer Sichtweite.
    Stille kehrte wieder ein. Draußen ebenso wie drinnen im Restaurant. Die Stiefel hatten auf ihrem Weg zur Tür haltgemacht.
    Dann setzten sie sich wieder in Bewegung und polterten eilig über den Holzboden, auf den Lagerraum zu.
    «Mist», flüsterte Travis.
    Und zog das Fenster hastig in die Tiefe, ungeachtet des Lärms, den er dabei verursachen könnte. Alles ging zum Glück lautlos über die Bühne.
    Paige und Bethany hatten bereits die drei oder vier Meter zur hinteren Ecke des Hauses gegenüber zurückgelegt, quer durch die

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