Das Labyrinth des Maal Dweb
gekippten Hang, ohne jedoch im Wasser aufzutreffen – gefolgt von einem Geröllhagel.
Nachdem er und Morris über die Kante der Rutschbahn hinausgeschossen waren, als würden sie in den rötlich-braunen Himmel geschleudert, der sich nunmehr unter ihnen befand, widerfuhr jedem von ihnen eine andere verwirrende Verkehrung des Gewohnten: Morris strampelte in einem winzigen Bergsee, in den der letzte Wasserfall sich schäumend ergoss und zur Ruhe kam. Markley hingegen lag, alle Glieder von sich gestreckt und benommen – jedoch mit heilen Knochen –, auf einer Bruchsteinhalde, wie sie sich gemeinhin am unteren Ende einer Felswand ansammelt.
Morris kletterte aus dem Wasser, das ihm nur bis zur Hüfte reichte, und half Markley auf die Beine. Die hier vorherrschende Schwerkraft wirkte nach irdischen Maßstäben beinahe normal. Und sämtliche Objekte, die über das reizlose Terrain hinweg himmelwärts gezogen wurden, gelangten zu einem jähen Halt, sobald sie das obere Ende erreichten. Kaum war der aufwärtsschäumende Wasserfall über die Kante hinausgesprudelt, da beschrieb er einen Bogen und ergoss sich kopfüber in den auf gleicher Höhe befindlichen Teich.
Nachdem die beiden Männer sichergestellt hatten, dass sie unverletzt geblieben waren, überprüften sie ihre Schutzanzüge und Helme auf mögliche Beschädigungen. Da die hiesige Atmosphäre noch unerprobt war und womöglich schädliche Eigenschaften besaß, hätte ein Riss in dem Ledermaterial schwerwiegende Folgen haben können. Doch zum Glück waren die Anzüge unversehrt, und die Schläuche, die den Männern den Sauerstoff aus den flachen Tanks auf ihrem Rücken zuführten, befanden sich in tadellosem Zustand.
Der Gipfel, den sie auf so ungewohnte Weise erklommen hatten, gehörte zu einer zerfurchten Hochebene, die offenbar das gesamte Tal umsäumte. Das Plateau wurde von lang gestreckten Anhöhen aus marmoriertem Erdreich und Gestein unterteilt, die in einer scheinbaren Entfernung von wenigen Kilometern allmählich zu kahlen Hügeln und niedrigen Bergen anstiegen.
Von ihrem gegenwärtigen Aussichtspunkt präsentierte das darunterliegende Tal sich den Männern als gewaltige Senke. Sie überblickten den gesamten Verlauf des windungsreichen Flusses, bemerkten die Geländeabschnitte mit der eigentümlichen Vegetation sowie das Glitzern eines metallischen Objektes, das sie für ihr eigenes Raketenflugzeug hielten. Der japanische Flieger war nicht auszumachen und womöglich durch eines der Wäldchen verdeckt. Eingedenk der optischen Verzerrungen und Verschiebungen, die sie unterwegs so häufig erlebt hatten, wussten sie natürlich nicht sicher, welche tatsächlichen Entfernungen zwischen den verschiedenen Bestandteilen dieser bizarren Landschaft herrschten – ob der Blickwinkel, aus dem sie sich darstellten, stimmte, und wie sie sich tatsächlich zueinander verhielten.
Die Männer wandten sich vom Tal ab und nahmen die Hochebene selbst in Augenschein. Hier strömte der Fluss normal und ruhig dahin, bis er in eine Schlucht einmündete und außer Sicht geriet. Die gesamte Landschaft kam ihnen unerträglich trostlos und abweisend vor und setzte sich aus den gleichen chaotischen Mineralstrukturen wie das Tal zusammen, doch fehlte hier die anomale Pflanzenwelt, um die tödliche Ödnis zu beleben. Die deformierte Sonne sank sehr schnell – falls nicht auch sie der fast allgegenwärtigen optischen Verschiebung unterlag – und hatte fast den halben Weg vom Zenit zu den unförmigen Höhenzügen, die den Horizont bildeten, zurückgelegt. Die Wolken hatten sich verflüchtigt, doch konnten die beiden Männer in weiter Ferne noch immer den mysteriösen schleierartigen Fleck am Himmel hoch über dem Tal ausmachen.
»Schätze, wir sollten langsam aber sicher zum Flieger zurückgehen«, sagte Markley. »Vorausgesetzt, wir verlieren nicht die Orientierung.« Er versuchte, eine Furcht zu bezwingen, wie sie eher ein verirrtes Kind verspürt, und suchte seine verwirrten fünf Sinne zusammen. »Wenn wir dem Rand der Senke folgen, müssten wir eine Stelle finden, an der uns die Schwerkraft nicht in die falsche Richtung zieht.«
Durch ihre befremdlichen Erfahrungen zu doppelter Vorsicht bewogen, machten sie sich entlang der Talkante auf den Weg. Über eine längere Strecke war der Boden von Geröll übersät, sogar mit losen Felsbrocken, die aufwärtsgerollt und am oberen Hangende zum Stillstand gelangt waren. Als sie das Ende des Trümmerfeldes erreichten, mutmaßten sie,
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