Das Labyrinth des Maal Dweb
Gewiss ist die Erschaffung derartiger Bedingungen der Auftakt zu einer Invasion. Höchstwahrscheinlich können die Venuswesen ebenso wenig unter Umweltbedingungen existieren, die unsereins förderlich sind, wie ihre heimatlichen Umweltbedingungen für uns erträglich wären. Daher müssen sie, bevor sie zur Erde kommen, eine für sie verträgliche Umgebung erschaffen, in der ihre Kolonisten heimisch werden können. Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass der heiße, dampfende Boden und die dunstige Atmosphäre, die man derzeit in der Sahara und in Missouri antrifft, den Verhältnissen auf dem Planeten Venus entsprechen.«
Obwohl einige Menschen noch immer nicht glauben wollten, was geschah, oder es schlicht über ihr Begriffsvermögen ging, erfasste bei Bekanntwerden von Laphams Einschätzung eine Woge des Schreckens die Welt. Von nun an gingen die nüchternen Mutmaßungen Laphams und anderer Wissenschaftler einher mit Ausbrüchen rasender Angst und scheinbar aus dem Mittelalter stammender religiöser Hysterie unter den Volksmassen. Niemand wusste, wann und wo die unheimliche außerirdische Bedrohung als Nächstes zuschlagen würde, noch ließ sich das mögliche Ausmaß der Angriffe abschätzen.
So übte die schreckliche Erwartung einen zersetzenden und lähmenden Einfluss auf nahezu alle menschlichen Tätigkeitsbereiche aus. Die Männer der Wissenschaft – die Astronomen, die Chemiker, die Physiker, die Erfinder, die Elektrotechniker, die medizinische Zunft – bildeten die einzige Gesellschaftsgruppe, die ihrer alltäglichen Arbeit im Großen und Ganzen eher mit verstärkten, denn mit verminderten Kräften nachging. Fieberhaft forschte man in Laboratorien in aller Welt an medizinischen Wirkstoffen, die zur Bekämpfung der neuartigen, durch den Kontakt mit den Mineralen, der Luft, dem Wasser und den Pflanzenformen der Venus hervorgerufenen Krankheiten dienen konnten.
Trotz der beträchtlichen Gefahr wurden zahlreiche Exkursionen in die dampfverhüllten Gebiete unternommen, um die nötigen Proben zur Untersuchung in den verschiedenen Laboratorien zu beschaffen. Lang und traurig fiel die Chronik des Todes und des Leidens aus, die daraus erwuchs, und sie zeugte vom heldenhaften Mut menschlicher Wissenschaftler. Desgleichen verdoppelten zahlreiche Erfinder, die schon seit Langem versuchten, ein Verfahren zu entwickeln, mittels dessen die Moleküle und Atome im großen Maßstab aufgespalten und neu zusammengefügt werden konnten, ihre Anstrengungen in der Hoffnung, die Menschheit in die Lage zu versetzen, gegen die drohende Transformation weiterer Erdteile in außerirdische atomare Strukturen anzukämpfen.
Vier Tage nach der Veröffentlichung der jüngsten Voraussage Laphams traf die Nachricht von den drei neuen Stürmen ein, die er vorhergesehen hatte und die jeweils im Stundenabstand in weit auseinanderliegenden Gebieten einsetzten. Der erste Sturm ereignete sich im Zweistromland, und sowohl Bagdad als auch Mossul versanken in den himmelhoch aufragenden Säulen aus mikroskopisch kleinen Staubteilchen. Der Tigris floss noch immer ins Sturmgebiet hinein, doch an dessen Südende versiegte der Strom abrupt und mündete als trockenes Bett in den Euphrat.
Der zweite Sturm brach im Schwarzwald in Deutschland aus und der dritte in der gewaltigen Pampa Argentiniens. Ein neuer Trabant von schwefelgelber Farbe wurde von dem Observatorium in den Pyrenäen und von zahlreichen weiteren Sternwarten gesichtet, diesmal über Deutschland. Der Trabant oberhalb des Zweistromlandes befand sich zu weit östlich, das heißt außerhalb der Reichweite europäischer Teleskope. Die Astronomen zweier Sternwarten in den Anden vermochten allerdings, das über Argentinien schwebende Objekt auszumachen, das ebenfalls eine schwefelgelbe Färbung besaß. Dieser Farbton mochte, so meinten die Forscher, mit der Erzeugung und Anwendung des aufspaltenden Strahls in Zusammenhang stehen.
Die zunehmende Panik wurde von der Meldung zusätzlicher Stürme und Trabanten nur noch angefacht. Die Menschen flohen in hellen Scharen aus der Nachbarschaft der drei Staubstürme, und diese Massenabwanderung zog schwerwiegende soziale und wirtschaftliche Folgen nach sich. Einige Industriezweige lagen nahezu lahm, der Land-, Luft- und Seeverkehr versank im Chaos und der weltweite Aktienmarkt stand Kopf, wobei zahlreiche Standardpapiere über Nacht wertlos wurden. Bereits in dieser frühen Phase der Invasion von der Venus zeigten sich auf allen Gebieten irdischen
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