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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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Füßen seines Zauberreiches lagen, breiteten sich vor seinen Augen aus. Doch würdigte er sie kaum eines Blickes. Stattdessen schritt er an der niedrigen Brüstung aus schwarzem Sandstein entlang, die den äußersten Rand der Hochebene säumte, bis er zu einem schmalen Felsvorsprung gelangte, der allzeit von einer großen, farblosen Wolke umhüllt wurde, die jegliche Aussicht auf die Landstriche, die sich unterhalb und jenseits der Wolke erstreckten, verbarg.
    Nur Maal Dweb allein wusste um das Geheimnis dieser Wolke, welche den Zutritt zu mannigfachen Dimensionen und tiefen Faltungen im Raumgefüge gewährte, die an ferne Welten grenzten. An der Spitze des Felsvorsprungs war eine silberne Zugbrücke angebracht. Wenn er den schmalen Steg in die Wolke hinabsenkte, konnte der Magier nach Belieben zu den entlegeneren Gefilden des Planeten Xiccarph gelangen oder sogar den leeren Raum zwischen den Planeten durchmessen.
    Nachdem er einige unsagbar komplizierte Berechnungen vorgenommen hatte, stellte der Hexer den Mechanismus der leicht gebauten Zugbrücke so ein, dass ihr anderes Ende in genau jenem Bezirk des Planeten Votalp aufsetzen würde, dem er seinen Besuch abzustatten wünschte. Er vergewisserte sich, dass die Berechnungen und die Einstellungen keinen Fehler enthielten. Anschließend betrat er den Silbersteg und drang in das dunkle, schwindelnde Chaos der Wolke ein. Beim Vorantasten durch den grauen, Sicht raubenden Nebel war ihm, als ob sich Leib und Glieder über endlose Schlünde spannten und um unmögliche Winkel gebogen wurden. Ein einziger Fehltritt, und er wäre in Abgründe des Raums gestürzt, aus denen all seine Zaubermacht ihm keine Wiederkehr ermöglicht hätte. Aber er hatte diese geheimen Pfade schon oftmals beschritten und bewahrte das Gleichgewicht. Der Übergang schien Jahrhunderte zu währen. Schließlich aber trat er aus der Wolke hervor und erreichte das andere Ende der Brücke.
    Vor ihm lag der Schauplatz, der sein Augenmerk auf Votalp gelenkt hatte: ein Tal von zum Teil tropischer Anmutung, das sich im Vordergrund als offene Ebene erstreckte, während die fantastische, vielgestaltige Vegetation nach hinten steil anstieg zu den Klüften und Steilhängen eines schwarzen Gebirgszugs, gekrönt von Hörnern aus blutrotem Fels.
    Der Morgen dämmerte erst. Doch die bernsteinfarbene Sonne schob sich bereits langsam hinter ihrer karminroten Schwester hervor und überhauchte die dunklen Schattierungen und Schatten des Tals mit einem eigentümlichen, orange- und kupferfarbenen Glanz. Die smaragdgrüne Sonne verharrte noch hinter dem Horizont.
    Das Ende der Silberbrücke ruhte auf einem moosbedeckten Hügel. Dahinter ballte sich die farblose Wolke, genau wie um die Felszunge auf Xiccarph. Maal Dweb schritt den Hügel hinab, ohne sich weiter um die Brücke zu kümmern. Bei seiner Rückkehr würde er sie genauso vorfinden, wie er sie zurückgelassen hatte. Sollten bis dahin irgendwelche der auf Votalp heimischen Lebewesen den Abgrund überqueren und zur Bergfestung des Hexers vordringen, erwartete sie ein grauenvolles Ende in den Fallen und Irrgängen des Labyrinths. Wo nicht, würden Maal Dwebs eiserne Domestiken sich der Eindringlinge annehmen.
    Während der Zauberer ins Tal hinabschritt, drang ein gespenstischer Klagegesang an sein Ohr, wie von Sirenen, die ein nicht wiedergutzumachendes Unglück beweinen. Das Singen stammte von einer Ansammlung höchst seltsamer Geschöpfe, die halb wie Frauen, halb wie Blumen aussahen und auf dem Talgrund am Ufer eines verträumt dahinplätschernden Flusses von purpurner Gewässerfarbe wuchsen.
    Die Zahl dieser lieblichen, zauberhaften Ungeheuer ging in die Dutzende. Ein jeder der frauenähnlichen, rosig-perlmuttweißen Leiber ruhte auf dem samtweichen, zinnoberroten Bett eines der wiegenden Blütenblätter, mit denen er verwachsen war. Die Blüten saßen auf einzelnen, mattenähnlichen Blättern und dicken, kurzen, fest im Boden verwurzelten Stängeln. Die Blumen waren in ungleichmäßigen Kreisen angeordnet, die zur Mitte hin dichter wuchsen, aber an den Außenrändern ausdünnten und breite Lücken aufwiesen.
    Maal Dweb näherte sich den Blumenfrauen nicht ohne Vorsicht, wusste er doch, dass sie Vampire waren. Ihre Arme liefen in lange Ranken aus, blass wie Elfenbein und schneller und geschmeidiger als peitschende Schlangen, mit denen sie die arglosen, von ihrem Gesang gelockten Opfer packten. Selbstverständlich hegte Maal Dweb, weise und vertraut mit den

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