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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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durch Ketten oder sonstige Hilfsmittel schwebte ein Gefüge aus verschiedenen Kugeln, das die drei Sonnen, die sechs Planeten und die dreizehn Monde darstellte, deren Beherrscher Maal Dweb war. Die miniaturisierten Sonnen strahlten bernsteingelb, smaragdgrün und karmesinrot und übergossen ihre auf verschlungenen Bahnen kreisenden Planeten mit einem Licht, das stets den Tages- und Nachtzeiten des realen Solarsystems entsprach. Die winzigen Trabanten wahrten ständig ihre dazugehörigen Umlaufbahnen und passenden Positionen.
    Der Zauberer durchquerte das Gemach, als schreite er über einem bodenlosen, nachtschwarzen Abgrund dahin, unter sich die Gestirne und die Galaxien. Einer nach dem anderen wichen die Globen der Planeten Mornoth, Xiccarph, Ulassa, Nouph und Rhul auf Schulterhöhe an ihm vorbei. Keinen davon würdigte er eines Blickes. Erst vor Votalp, dem fernsten Planeten, blieb er stehen. Er befand sich in jenem Moment am Saalende auf dem äußersten Punkt seiner Umlaufbahn.
    Votalp, ein großer, mondloser Planet, drehte sich kaum merklich um sich selbst, während Maal Dweb ihn in Augenschein nahm. Der Hexer bemerkte, dass eine Hemisphäre des Planeten im Schatten einer totalen Sonnenfinsternis lag, weil die gelbe Sonne gerade vollständig von der karminroten verdeckt wurde. Dennoch, und trotz seiner größeren Entfernung von den drei Sonnen, schien Votalp genügend hell erleuchtet. Sonderbare Farbsprenkel überzogen ihn wie einen großen, trüben Opal. Diese bunten Flecken verkörperten winzige Meere, Inseln, Berge, Urwälder und Wüsten.
    Sobald er genauer hinsah, als spähe er in eine Kristallkugel, erblickte der Hexer Ausstülpungen und Einbuchtungen in dem Planetenmodell. Fantastische Szenerien stachen in raschem Wechsel hervor, gewannen die Deutlichkeit und das Aussehen realer Landschaften, ehe sie wieder mit dem bunt schillernden Gefleck verschwammen. Flüchtige Blicke auf wimmelndes, vielgestaltiges Leben, auf unfassbare Szenen und ungeheuerliche Begebenheiten boten sich Maal Dweb, während er wie ein Kundschafter aus himmlischer Höhe darauf hinabsah.
    Doch schien es, als fände er in dem bizarren Treiben und den extravaganten Wundern nur wenig, was ihn zu fesseln und zu zerstreuen vermochte. Bild um Bild stieg vor ihm empor, beliebig heraufbeschworen und wieder verworfen, als durchblätterte der Hexer die Seiten eines ihm bis zum Überdruss vertrauten Buches. Nichts von dem, was er erblickte, lud ihn zum Verweilen ein. Schlachten zwischen gewaltigen Drachen. Paarungen zwischen halb pflanzlichen Ungeheuern. Sonderbare Algen, die ein ganzes Meer mit ihren lebendigen, in ständigem Umbau begriffenen Labyrinthen überzogen. Die unfasslichen Ausgeburten, die aus einigen polaren Gletschern geboren worden waren … all dies ließ weder einen Glanz noch ein Glitzern in das tiefschwarze, matt-müde Augenpaar treten.
    Doch endlich gewahrte er auf jenem Teil der rotierenden Planetenkugel, der gerade aus der mondlosen Nacht in die zweifache Morgendämmerung überging, ein Ereignis, das seine Aufmerksamkeit weckte, förmlich fesselte. Erstmals bequemte er sich, den genauen Längen- und Breitengrad eines Schauplatzes zu berechnen.
    »Dort«, sprach er zu sich selbst, »geht etwas vor sich, das des Interesses nicht gänzlich entbehrt. Wahrhaftig, die ganze Angelegenheit erscheint mir bizarr und wunderlich genug, um meine Einmischung zu rechtfertigen. Ich werde mich auf den Planeten Votalp begeben.«
    Maal Dweb verließ das Planetarium und traf Vorkehrungen für seine anberaumte Reise. Er tauschte seine schwarz-rote Robe, den Ornat seines Ranges, gegen einen Mantel aus grober Wolle und entledigte sich aller Amulette und Talismane, die er am Leib trug – abgesehen von zwei magischen Medaillons, die noch aus seiner Lehrzeit stammten. Anschließend ging er hinaus in den Garten seines Gebirgspalastes. Er hinterließ keinerlei Anweisungen für die zahlreiche Dienerschaft, die ihm zu Gebote stand. Denn diese Lakaien waren Automaten aus Eisen und Messing, und automatisch würden sie ihren verschiedenen Obliegenheiten nachkommen, bis er zurückkehrte.
    Er durchquerte den sonderbaren Irrgarten, aus dem niemand außer ihm selbst wieder herausfand, und erreichte den Rand der steil abfallenden Hochebene, wo Lianen, dick wie Pythonschlangen, über furchtbaren Tiefen schwangen und metallische Palmbäume die schimmernde Wehr ihres Laubwerks gegen die weiten Horizonte des Planeten Xiccarph reckten. Königreiche und Städte, die zu

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