Das Labyrinth des Maal Dweb
menschlichen Sprache. Allerdings klangen die Worte kaum noch wie jene, die Kronous und Oron benutzten, denn sie wurden unter eigentümlicher Dehnung der Vokale und Konsonanten gebildet.
Gemeinsam hoben Oron, Kronous, Trogh und ich den noch immer bewusstlosen Altus auf und betraten mit unserer Last den Säulenvorbau des nahe gelegenen Hauses. Die Architektur wie auch das Material dieses Gebäudes kamen mir schöner als alles Vergleichbare vor, das ich je erblickt hatte. Vorherrschend waren arabeske Bögen und schlanke, schmuckvolle Säulen. Das Material, das an stark durchscheinenden Onyx erinnerte, war, wie Kronous mich wissen ließ, in Wahrheit ein synthetischer Stoff, der mittels atomarer Transmutation gewonnen wurde.
Im Hausinneren standen zahlreiche Sofas, die mit fremdartigen, luxuriösen, prachtvoll gemusterten Stoffen bezogen waren. Die geräumigen Zimmer verfügten über hohe gewölbte Decken. Abgeteilt wurden sie vielfach mittels Säulenreihen oder Bildteppichen. Die wunderschönen Möbel zeichneten sich durch geschwungene Linien aus, die mit der Architektur korrespondierten. Einige der Stücke bestanden aus edelsteinartigen Materialien und herrlichen Metallen, deren Namen ich nicht kannte. Zur Einrichtung gehörten Dutzende Gemälde und Skulpturen, meist in höchst bizarrer und fantastischer Ausführung, die von überragender Kunstfertigkeit zeugten. Ich erfuhr, dass einige der Bilder nach realem Vorbild gemalte Schauplätze auf fremden Planeten zeigten.
Wir betteten Altus auf eines der Sofas. Der Mann hatte sich in der Tat ernsthaft verletzt und sein Atem ging langsam und flach. Er schien eine nicht unwesentliche Gehirnerschütterung davongetragen zu haben.
Kronous brachte einen zwiebelförmigen Apparat zum Vorschein, der in einen Hohlkegel auslief und ein medizinisches Allzweckinstrument darstellte. Es erzeugte, wie mir Kronous erklärte, eine Universalkraft, die Orc genannt wurde. Hierbei handelte es sich um eine hyperelektrische Energie, die bei der Behandlung von Verletzungen wie auch Erkrankungen allgemeiner Art zum Einsatz kam. Orc besaß die geradezu allmächtige Fähigkeit, die normalen Körperfunktionen zu regenerieren und Genesung zu bewirken, egal worin die Störung bestehen mochte.
Sobald Kronous den Orc- Generator aktivierte, sah ich einen grün leuchtenden Strahl aus dem trichterartigen Ende austreten, der auf den Kopf des Verletzten traf. Altus’ Puls wurde kräftiger und der Patient regte sich leicht, doch erwachte er noch nicht aus seiner Ohnmacht. Nach einigen Minuten schaltete Kronous den grünen Strahl wieder ab. Er bat mich, die Wunde zu untersuchen. Ich tat es und erkannte, dass sie bereits verheilte.
»In zwei oder drei Tagen wird Altus wieder wohlauf sein«, bemerkte Kronous.
»Das eigentliche Problem«, fuhr er fort, »sind die Venusleute – und zwar nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen. Es war von Anfang an ein großer Fehler, sie auf die Erde zu bringen. Sie sind nicht nur ungezähmt und aufsässig, sondern auch erschreckend fruchtbar. Sie vermehren sich rasant, wohingegen wir Menschen immer weniger werden. Schon jetzt übertreffen sie uns zahlenmäßig um das Fünffache. Trotz unseres überlegenen Wissens und unserer modernen Waffen bin ich überzeugt, dass sie unsere schlimmste Bedrohung darstellen. Alles, was ihnen fehlt, ist ein Mindestmaß an Organisation.«
Kapitel III: Die schwarze Fäulnis
Der Abend war angebrochen. Trogh hatte sich in seine eigenen vier Wände zurückgezogen, welche etwas abseits der herrschaftlichen Villa lagen. Dort führte seine marsianische Ehefrau den Haushalt. Oron trug eine Mahlzeit auf, die hauptsächlich aus höchst delikater pflanzlicher Kost bestand. Die meisten der Obst-, Gemüse- und Pilzsorten waren neu für mich. Ich brachte in Erfahrung, dass es sich bei einem der Pilze um eine Trüffelart handelte, die von der Venus importiert wurde. Nachdem wir uns gesättigt hatten, kam ein starker, aromatischer Fruchtlikör auf den Tisch, dessen Geschmack entfernt an Pfirsiche und Ananas erinnerte und den wir aus hohen, schlanken Kristallgläsern tranken.
Kronous ergriff nun recht ausführlich das Wort. Er eröffnete mir, Oron bereits über die Zeitreise und mich selbst ins Vertrauen gezogen zu haben. »Dass ich meinen Ausflug in die Vergangenheit geheim halten wollte«, erläuterte er, »lag an dem technischen Prinzip, das sie ermöglichte und das von einem anderen Erfinder gestohlen oder nachgeahmt werden könnte.
Weitere Kostenlose Bücher