Das Labyrinth des Maal Dweb
die gesamte wissenschaftliche Zunft. Und so wurde eine große Gelehrtenschar – Chemiker, Metallurgen, Astronomen, Astrophysiker und Biologen – aufgeboten, um das unbekannte Objekt aufzusuchen und in Augenschein zu nehmen. Später am Tag der Landung veröffentlichten die anliegenden Observatorien eine Bekanntmachung, der zufolge man das Flugobjekt in der vorangegangenen Nacht beim Anflug auf die Erde aus dem Weltall jenseits der Mondumlaufbahn gesichtet hatte. Somit stand sein außerirdischer Ursprung in den Augen der Mehrheit unumstößlich fest. Der Meinungsstreit verlagerte sich nunmehr auf die Frage, ob der Besuch von der Venus, dem Mars, dem Merkur oder einem der größeren Planeten stammte – oder ob es sich sogar um einen Vagabunden aus einem fremden Sonnensystem handelte.
Die Mehrheitsmeinung gab in dieser Auseinandersetzung freilich den näher gelegenen Planeten den Vorzug, speziell dem Mars. Denn soweit diejenigen, die den Anflug mitverfolgt hatten, es ermitteln konnten, stellte die Fluglinie des Objekts eine Bahnkurve dar, die zum Roten Planeten verlief.
Nun entflammten hitzige Debatten. Die Lokalblätter sowie die Presse der gesamten zivilisierten Welt brachten Extraausgaben mit aberwitzig spekulativen und fantastischen Schlagzeilen heraus. Die Öffentlichkeit schwankte zwischen Furcht und Neugier. Und die mit der Überwachung des Besuchers betrauten Soldaten und Bomberpiloten hielten weiterhin nach Anzeichen möglicher Feindseligkeit Ausschau.
Nur das unidentifizierte Flugobjekt verharrte den ganzen Tag über reglos und stumm.
Teleskope und Ferngläser wurden von den Hügeln oberhalb des Stadions auf das Objekt ausgerichtet – doch selbst diese lieferten wenige Hinweise darauf, worum es sich handeln mochte. Die Beobachter erkannten, dass die zahlreichen Pforten aus einem glasähnlichen Material bestanden, das mehr oder minder durchsichtig war. Doch dahinter rührte sich nichts. Und die eingeschränkten Blicke auf sonderbare Maschinenanlagen im Inneren des Schiffs, welche die Fernrohre ermöglichten, machten niemanden schlauer. Eine Pforte, größer als die übrigen, wurde für eine Art Tür oder Einstiegsloch gehalten. Dahinter befand sich eine bizarre Anordnung regloser Stangen und Spulen und Kolben, die einen tieferen Einblick verwehrten.
So gelangte man zu der Überzeugung, dass die Insassen des Schiffes ihrem fremdartigen Umfeld nicht weniger argwöhnisch gegenüberstanden als die Anwohner im Umfeld der Bucht dem Flugobjekt. Womöglich hatten die Fremden Angst, sich menschlichen Augen zu zeigen; vielleicht misstrauten sie der irdischen Atmosphäre und ihrer Bekömmlichkeit für den eigenen Organismus; oder sie lagen auf der Lauer und planten einen teuflischen Ausfall mit ungeahnten Waffen oder Zerstörungsmaschinen.
Außer denen, die eine Bedrohung witterten, und jenen, die Staunen und Neugier empfanden, zeichnete sich bald eine dritte Fraktion innerhalb der öffentlichen Meinung ab. In Universitätskreisen und unter Sportliebhabern herrschte die Ansicht vor, dass das eigentümliche Flugobjekt sich eine unerhörte Freiheit herausnahm, als es das Stadion vereinnahmte – zumal zu einem Zeitpunkt, der so kurz vor dem anstehenden Sportereignis lag. Man sammelte Unterschriften zugunsten seiner Entfernung und übergab sie an die Stadtverwaltung. Woher der große metallische Schiffsrumpf auch immer stammen mochte, ganz egal in welcher Absicht, ihm dürfe auf keinen Fall gestattet werden, hieß es, etwas so Heiligem und Hochwichtigem wie einem Footballspiel in die Quere zu kommen.
Doch trotz des Aufruhrs, den es verursacht hatte, unterließ es das Objekt, auch nur einen Zentimeter zu weichen. Schon begannen nicht wenige zu argwöhnen, dass die Insassen den Strapazen der Weltraumreise erlegen sein mussten – oder die Schwerkraft und der atmosphärische Druck, die auf Erden herrschten, mochten sich für sie als ungewohnt und letztlich tödlich erwiesen haben.
Man entschied, sich dem Gefährt nicht vor dem Morgen des nächsten Tages zu nähern, wenn man das Eintreffen des Gremiums aus Wissenschaftlern erwartete. Im Laufe des Nachmittags und während der Nacht reisten Koryphäen aus zahlreichen Bundesstaaten eilends per Flugzeug und Raketenschiff nach Kalifornien, um rechtzeitig zu diesem Ereignis vor Ort zu sein.
Es war ratsam erschienen, die Mitgliederzahl des Gremiums zu begrenzen. Unter den Gelehrten, die das Glückslos getroffen hatte, befand sich John Gaillard, ein Hilfsastronom des
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