Das Labyrinth des Maal Dweb
eine ungefähre Vorstellung vermittelte die Schnelligkeit, mit der die Sonne und die näher gelegenen Planeten Mars, Merkur und Venus ihre relativen Positionen änderten. Sie schienen übers Firmament zu fliegen und einander zu kreuzen wie die Bälle eines Jongleurs.
Offenkundig herrschte eine künstliche Schwerkraft innerhalb des Schiffs. Denn zu keiner Zeit trat die Schwerelosigkeit ein, die sonst im Weltraum unvermeidbar gewesen wäre. Außerdem fanden die Forscher heraus, dass sie aus einigen sonderbar geformten Tanks mit Sauerstoff versorgt wurden. Ebenso ersichtlich existierte eine verborgene Heizanlage oder eine Isolierung gegen die kosmische Kälte, denn die Temperatur innerhalb des Raumgleiters hielt sich konstant bei etwa 18 oder 20 Grad Celsius.
Beim Blick auf ihre Uhren erkannten einige Mitglieder der Gruppe, dass es nach Erdzeit gerade Mittag wurde. Aber selbst die Fantasielosesten begriffen, wie absurd die 24-Stunden-Zeiteinteilung mit ihren Tag- und Nacht-Intervallen inmitten der ewigen Sonnenstrahlung des Weltalls anmutete.
Viele begannen, Hunger und Durst zu verspüren und ihr Bedürfnis lautstark zu bekunden. Kurz darauf öffneten sich vor den Augen der Männer lautlos mehrere Fächer in der Metallinnenwand, die von den Gelehrten bisher nicht bemerkt worden waren. Wie beim Buffet einer gut geführten Kantine oder eines guten Schnellrestaurants kam dahinter eine Reihe langer Anrichten zum Vorschein, auf denen eigentümliche, wassergefüllte Krüge mit großem Ausguss sowie tiefe, schüsselartige Teller standen, randvoll mit unbekannten Speisen.
Zu verblüfft, um dieses neue Wunder wortreich zu bereden, begannen die Delegationsmitglieder, von den angebotenen Esswaren und Getränken zu kosten. Stilton, der noch immer in seiner missmutigen Empörung verharrte, weigerte sich, davon zu nehmen, doch fand seine Enthaltsamkeit keinen Nachahmer.
Das Wasser erwies sich als ausgesprochen trinkbar, obschon ein wenig säuerlich, als stamme es aus alkalischen Oasenbrunnen. Die Nahrung, eine Art rötlicher Brei, über dessen Natur und Zusammensetzung die Chemiker rätselten, vermochte den nagenden Hunger zu stillen, wenn er auch nicht gerade den Gaumen kitzelte.
Nachdem die Männer von der Erde an dieser Erfrischung teilgehabt hatten, schlossen die Gefache sich so leise und unauffällig, wie sie sich zuvor aufgetan hatten. Das Raumschiff raste weiter durch den Weltraum, Stunde um Stunde, bis Gaillard und die übrigen Astronomen gewahr wurden, dass es entweder direkt auf den Planeten Mars zusteuerte oder zumindest auf dem Weg zu einem weiter entfernten Himmelskörper sehr dicht am Mars vorbeiflog.
Der Rote Planet mit seinen vertrauten Merkmalen, die sie so oft durch die Teleskope ihrer Observatorien beobachtet hatten und deren Natur und Ursache ihnen seit Langem Rätsel aufgaben, erschien vor ihnen am Firmament und wuchs mit wundersamer Schnelligkeit an. Dann verspürten sie einen deutlichen Abfall der Geschwindigkeit des Raumschiffs, das weiterhin direkt auf den kupferfarbenen Planeten zuhielt, als läge sein Ziel irgendwo in dem Gewirr dunkler und eigentümlicher Flecken verborgen, welche die Oberfläche des Planeten sprenkelten. Nun bestand kein Zweifel mehr daran, dass ihre Reise sie zum Mars führte.
Gaillard und jene, die ähnlich dachten und empfanden wie er, fühlten sich durchschaudert von einer hehren und ehrfürchtigen Erwartung, als das Raumschiff auf den fremden Planeten zuhielt. Dann begann das Gefährt über einer fremdartigen Landschaft, in der deutlich die berühmten, aus solcher Nähe riesenhaft wirkenden ›Meere‹ und ›Kanäle‹ zutage traten, sanft abwärts zu gleiten.
Bald näherten sie sich der Oberfläche des rötlichen Planeten und schraubten sich in Spiralen durch seine wolkenlose, dunstfreie Atmosphäre. Immer langsamer wurde ihr Sinkflug, bis das Raumschiff kaum schneller abwärts schwebte als ein Fallschirm. Nun umgab sie der Mars mit seinen niedrigen, einförmigen Horizonten, die weder Höhenzüge noch sonst eine hervorstechende Erhebung, sei es Berg oder Hügel, aufwiesen. Bald waren sie weniger als 800 Meter von der Marsoberfläche entfernt. In dieser Höhe schien das Flugobjekt innezuhalten und in der Luft zu verharren, ohne den Abstieg fortzusetzen.
Jetzt erblickten die Männer unter sich ein Meer aus flachen, gelblich-roten Sandwellen, das von einem der sogenannten Kanäle durchschnitten wurde, welcher sich zu beiden Seiten windungsreich dahinschlängelte und hinter
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