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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Mischa erschrocken.
    »Nur ein Stück, bis wir so etwas wie eine Höhle gefunden haben. Das müsste es hier geben. Dann sammeln wir ein paar der vertrockneten Äste, die hier herumliegen, und machen ein Feuer. Wir müssen auch etwas essen.«
    Tian gab neben ihnen ein paar letzte würgende Geräusche von sich, bevor er zu Boden sank.
    »Sind alle einverstanden, dass wir hier in der Nähe die Nacht verbringen?«, fragte León.
    Sie nickten als Antwort.
    »Dann suchen Mischa und ich jetzt die Gegend ab.« Er blickte zu dem blonden Jungen hinüber.
    »Ich bin dabei.«
    Kathy war zu Tian hinübergegangen und hatte sich neben ihn auf den Boden gesetzt. Sie zog ihm das Stirnband vom Kopf, befeuchtete es und wischte ihm den Staub und das Erbrochene vom Gesicht.
    »Mann, ist mir das peinlich«, flüsterte Tian kaum hörbar.
    »Mach dir keine Gedanken. Du hast einfach nur zu schnell getrunken.«
    Er lächelte gequält. »Dauernd liege ich im Sand und kotze mir die Seele aus dem Leib. Du hältst mich zu Recht für einen Schwächling.«
    »Das tue ich nicht«, sagte Kathy entschieden. »Ich schaffe es vielleicht nicht immer, mich zu beherrschen, und teile lieber aus, als einzustecken, aber ich bin froh, das hier nicht allein durchstehen zu müssen.«
    Er drehte ihr den Kopf zu. »Weißt du, was, Kathy, eigentlich bist du ganz okay.«
    Kathy blickte in eine andere Richtung. Täuschte er sich oder war sie sogar ein wenig unsicher? Er beschloss, ihr Mut zu machen. »Vielleicht ist das bei dir nur so eine Art Selbstschutz. Möglicherweise ist in deinem früheren Leben mal was passiert, das dich so reagieren lässt, ohne dass du es willst.«
    »Meinst du?«
    »Könnte doch sein.«
    Sie blickte zum Himmel. »Könnte sein, aber wer von uns weiß schon, wer er wirklich ist. Vielleicht werden wir es nie erfahren.«
    »Ist ja eigentlich auch egal«, sagte Tian. »Wir sind hier, wir sind am Leben, und das ist im Moment alles, was zählt.«
    Kathy erhob sich und klopfte sich den Staub von der Hose. Tian hatte das Gefühl, als würde sie dem weiteren Gespräch aus dem Weg gehen wollen. Hatte sie so große Angst, ihre wahren Gefühle zu zeigen?
    »Kathy?«
    »Ja.«
    »Du bist in Ordnung.«
    Kathy schaute verblüfft auf Tian herab. Bin ich das? Das fragte sie sich eigentlich schon seit diesem Zwischenfall in der Nacht im Wald.
    Traum. So hatte sie beschlossen, diesen Anfall von Wahnsinn zu nennen, bei dem sie mit einem Messer in der Hand nach ihrer Schwester gesucht hatte. Am nächsten Morgen war sie abseits des Lagers vollkommen verwirrt aufgewacht. Alles in dieser Nacht war wie weggewischt, verborgen hinter einem Schleier, den sie nicht zerreißen konnte.
    Als sie die Stimme ihrer Schwester auf der Ebene wieder gehört hatte, hatte sie sich nur mühsam davon abhalten können, Liz dieses Mal wieder zu folgen. Sie hatte sich gezwungen, gegen ihre wahr gewordenen Albträume anzugehen. Sie musste sie besiegen, über ihren Verstand Kontrolle zurückerlangen. Um jeden Preis.
    Verdammte Scheiße, ich habe kaum erkannt, was da auf uns zukommt. So kann das nicht weitergehen. Ich bin nicht ich selbst. Ich darf nicht so viel Angst davor haben.
    Einige Schritte von Tian entfernt ließ sie sich mit dem Rücken am Baumstamm hinabgleiten, umfasste ihre Beine mit den Armen und legte ihren Kopf auf die Knie.
    Irgendetwas stimmt nicht mit mir, warum passieren diese Dinge? Warum höre ich Liz’ Stimme ausgerechnet hier? Ist meine Bestimmung in dieser Einöde… Rache an Liz zu nehmen? Warum erinnere ich mich überhaupt an sie und an sonst nichts? Was läuft hier ab? Vielleicht ist das alles eine Art Test: Wenn ich meine Albträume besiege, werde ich überleben?
    Natürlich würde sie überleben. Kathy wusste, dass sie ohne Skrupel das Leben eines jeden hier in Kauf nehmen würde, um ihr eigenes zu retten. Und war es nicht schon immer so gewesen? Die, die ihr schadeten, würden dafür büßen. Besonders gegenüber Tian waren ihre Gefühle zwiespältig. Manchmal war sie von seiner Hilflosigkeit gerührt, aber meistens verachtete sie ihn für seine Schwäche.
    Schwäche? Liegt es daran? Kann ich mit Schwäche nicht umgehen?
    Allein beim Gedanken an Mary wurde sie zornig. Diese kleine verwöhnte Schlampe, die immer wieder die Gruppe aufhielt und alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Ebenso Tian. In einem Moment empfand sie Mitleid mit ihm und im nächsten Augenblick hätte sie am liebsten mit den Fäusten auf ihn eingeprügelt, damit sein jämmerliches Gewinsel ein

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