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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Ende hatte.
    Bin ich verrückt?
    Es muss an der Hitze, an der Erschöpfung, an der Anspannung und der Angst liegen, der ich seit Tagen ausgesetzt bin, versuchte sich Kathy zu beruhigen, aber es funktionierte nicht.
    Da schlummerte etwas in ihr.
    Eine Kraft, die manchmal die Kontrolle über sie übernahm.
    Etwas, dem sie nichts entgegenzusetzen hatte.
    Sie verbarg ihr Gesicht in den Armen, sodass niemand sehen konnte, wie sie weinte.
    Stumm liefen die Tränen herab.
    Und als sie versiegten, kehrte die Wut zurück.

24.
    Die Höhle war ideal. So groß, dass man mühelos aufrecht darin stehen konnte, trocken und tief. Über zehn Meter weit zog sie sich in den Fels hinein, bot Schutz vor der Hitze des Tages und der Kälte der Nacht. Mischa hatte sie entdeckt. Bevor er die Höhle betreten hatte, hatte er sichergestellt, dass sich darin kein wildes Tier versteckte. Bei dem Gedanken daran hatte er die Stirn gerunzelt, schließlich waren sie bisher auf kein einziges Lebewesen gestoßen. Das war seltsam – gerade deshalb mussten sie vorsichtig sein.
    Mischa hatte hineingerufen und Steine in die dunkle Öffnung geworfen. Als alles ruhig blieb, war er hineingegangen und hatte die Höhle begutachtet, so weit das Tageslicht reichte. Zufrieden mit seinem Fund hatte er zunächst León und dann die anderen benachrichtigt.
    Nun kauerten sie auf nacktem Stein, während draußen die Sonne unterging. In ihrer Mitte brannte ein Feuer, das sie mit den trockenen Ästen des Baumes entzündet hatten. So gab es Licht und gleichzeitig wurde die aufkommende Kühle der Nacht zurückgedrängt.
    Die restlichen Vorräte hatten sie nun aufgegessen. Es war wenig genug gewesen. Das meiste hatten Tian und Mary zum gemeinsamen Mahl beigesteuert, während die anderen ihre Vorräte längst verbraucht hatten.
    Tian war es auch, der vorgeschlagen hatte, das schmutzige Wasser durch den Stoff eines Hemdes zu filtern und in die Flaschen zu füllen. Mischa hatte dem erschöpften Asiaten gar nicht so viel Einfallsreichtum zugetraut. Doch als er nun zu ihm hinüberschaute, hockte Tian in sich zusammengekauert auf dem Boden und starrte trübsinnig und abwesend ins Feuer.
    »Morgen müssten wir die Tore erreichen«, sagte Mary. Sie saß mit angezogenen Knien neben León und Mischa und hatte sich den Schlafsack um die Schultern gelegt.
    »Wenn es stimmt, was Jeb erzählt hat«, sagte León.
    »Warum sollte es nicht stimmen? Da stand doch alles schwarz auf weiß«, meinte Tian.
    »Glaubt du alles, was auf irgendeinem verschlissenen Zettel steht, den du in deiner Tasche findest?«, beharrte León.
    »Ich glaube auf jeden Fall daran«, mischte sich Mary ein. »Morgen finden wir die Portale. Dann verlassen wir diese elende Welt und kehren vielleicht nach Hause zurück – wo auch immer das ist.«
    Mischa sah auf und blickte hinüber zu León. Er teilte die Meinung des tätowierten Jungen – trotz allem, was er bisher in dieser Umgebung erlebt hatte, weigerte er sich, die von einem Zettel geschaffene Realität zu akzeptieren. Sie durften nicht aufhören, auf der Hut zu sein. León erwiderte seinen Blick und fragte dann Mary: »Glaubst du wirklich, dass auf uns noch andere, fremde Welten warten, die wir durchlaufen müssen, um in unser wirkliches Leben zurückkehren zu können?«
    »Nur einer wird überleben«, mischte sich Kathy vollkommen emotionslos ein. »Das waren die Worte.«
    Für einen kurzen Moment schwiegen sie, schließlich sagte Mary: »Daran will ich nicht denken. Nicht jetzt. Morgen erreichen wir die Tore. Vielleicht wird danach alles besser.«
    Oder schlechter, dachte Mischa. Er ging davon aus, dass die nächste Welt eine noch größere Herausforderung darstellen würde. Dies alles war eine Prüfung ihres Willens und ihrer Überlebensfähigkeiten. Um die Schwachen von den Starken zu trennen, mussten die Herausforderungen zunehmen, denn sonst würden immer alle die Tore erreichen.
    Aber vielleicht liegt darin auch die Perversion unseres Überlebens. Vielleicht sollen wir gegeneinander kämpfen, uns gegenseitig töten. Nur ein Preis. Nur ein Sieger. Ein Mörder würde überleben.
    Ihn schauderte bei dem Gedanken. Er dachte an ihre Verfolger. War er bereit, zu kämpfen und… zu töten?
    Tian saß unbewegt am Feuer. Seit er sich an seine Schwester Szu erinnert hatte, fühlte er sich kaum noch wie er selbst. Er war sich vollkommen fremd geworden.
    Wie konnte ich nur so verantwortungslos sein?
    Er sah Szu klar und deutlich vor sich. Ihre glänzenden schwarzen

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