Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)
würde…!
Kathy verzog ihre Lippen zu einem breiten Grinsen und konnte ein lautes Lachen, das in ihrer Kehle gurgelte, gerade noch unterdrücken.
Wenn nur die kleine Schlampe Mary ihren Mund hält.
Bisher hatte sie sich als verängstigt genug erwiesen, aber wer wusste schon, was in diesem zuckersüßen Köpfchen vorging?
Natürlich hatte Kathy längst bemerkt, dass Mary Leóns Nähe suchte. Machte einen auf sensibles, süßes Ding – und er hatte nichts Besseres zu tun, als ihr auch noch seine starke Schulter anzubieten. Kathy schnaubte laut auf. Zum Glück schliefen alle tief und fest, das Geräusch hatte keinen geweckt.
Nein, Kathy wollte sich um keinen Preis eingestehen, dass ausgerechnet die schwache Mary den unnahbaren León geknackt hatte. Und dass sie ihr sicheres Los um eines der nächsten Tore aufgeben musste.
Aber nicht, wenn ich dabei etwas mitzureden habe.
Vor ihr stand der Hund. Unheilvoll fixierte sein Blick jede ihrer Bewegungen. Mary begann, vor Angst zu zittern. Ein finsteres Knurren kam aus der Kehle des Tieres. Sie schaute sich um, entdeckte den Mann, dem der Hund gehörte, sah sein gieriges Grinsen.
Ich träume, dachte sie. Es ist nur ein Traum. Gleich werde ich aufwachen, dann ist alles gut. Ich bin in Sicherheit, mir kann…
Mit einem mächtigen Satz schoss der Hund vor, sprang sie an und biss sie in die Kehle. Schmerzen tobten durch ihren Hals, sie bekam keine Luft. Das schwere Gewicht des Hundes lastete auf ihr. Sie konnte sich nicht bewegen. Ihre Hände waren festgeklemmt.
Ich ersticke.
Aber kein Laut verließ ihren Mund. Der Druck um ihre Kehle nahm zu. Verzweifelt versuchte sie, Luft in ihre Lunge zu bekommen. Feuer brannte in ihrem Hals.
Sie erwachte von ihrem eigenen Röcheln und schlug die Augen auf. Zunächst war alles schemenhaft. Grau, Schwarz, Dunkel. Noch immer bekam sie keine Luft. Dann blitzten Augen im Lichtschein des Feuers auf. Grüne Augen. Nicht die gelben Augen des Hundes.
Kathy.
Sie saß auf ihrer Brust und würgte sie. Kathy war drauf und dran, sie – die einzige Zeugin ihres Mordes an Tian – zu töten. Sie war wahnsinnig. Komplett verrückt. Mary keuchte, versuchte, sich zu wehren, während es in ihr fieberhaft arbeitete.
Wie will sie den anderen meinen Tod erklären?
Doch jeder weitere Gedanke war unmöglich. Sie rang nach Atem. Panik überschwemmte Mary. Kathy abwerfen, irgendwie ihre Hände freibekommen, alles unmöglich, sie hatte keine Chance. Die Kräfte ließen nach. Rote Flecken tanzten vor ihren Augen. Während sie in die Schwärze glitt, begleitete sie Kathys Stimme.
»Stirb, du Miststück!«
Dann plötzlich lockerte sich der Griff um ihre Kehle. Kathy strampelte heftig mit den Beinen, Mary bekam einige Tritte ab. Sie konnte die Augen nicht aufschlagen, tiefe Schwärze hüllte sie ein.
Jetzt vernahm sie auch andere Stimmen. Mischa sagte etwas, Jenna schrie auf.
»Packt sie!«, keuchte León. »Haltet ihre Beine fest!«
Sie wollte etwas sagen, doch ihre Stimme versagte. Sie konzentrierte sich auf ihren Atem, während neben ihr das Handgemenge kein Ende nehmen wollte. Mischa gab Befehle und schließlich wurde es ruhig neben ihr.
»Verdammte Scheiße, Kathy! Was soll das?«, brüllte León und er klang vollkommen aufgelöst.
Jeb hatte die Schreie aus dem unteren Stockwerk gehört und rannte die Treppe hinunter. »Was ist hier los?«
»Keine Ahnung«, rief León. »Ich bin aufgewacht und sehe, wie Kathy versucht, Mary zu erwürgen.«
Jeb bückte sich zu Mary hinunter, die mit geschlossenen Augen auf dem Rücken lag und nach Luft rang. Ihr Brustkorb hob und senkte sich hektisch und ein keuchendes Rasseln erklang bei jedem Atemzug.
»Mary? Hörst du mich?« Er fasste nach ihrem Arm, aber sie reagierte nicht, keuchte nur weiter.
»Mary, was ist passiert? Kannst du mir sagen, was los ist?«
Sie schlug die Augen auf. Ihre Lider zitterten. »Sie hat Tian umgebracht«, krächzte sie rau.
Stille legte sich über den Raum.
»Tian ist abgestürzt«, sagte Jeb schließlich ruhig. »Das Seil ist gerissen.«
»Nein«, widersprach Mary mit rauer Stimme. »Sie hat es durchgeschnitten. Kathy hat ein Messer, hat es die ganze Zeit gehabt. Ich habe es gesehen.«
Jeb erhob sich, drohend blickte er auf Kathy herab. »Ist das wahr?«
Kathy starrte ihn nur verächtlich an.
»Durchsucht sie und lasst sie dann los!«
Kathy leistete keinen Widerstand. Kurz darauf zog León das Messer hervor, das sie in ihrem Hemd versteckt hatte. Nur zögernd gaben sie
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