Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)
Kathy frei, die sich sofort aufrichtete und sie wütend anfunkelte.
»Du hast ein Messer«, stellte Jeb fest. »Und hast uns nichts davon gesagt.«
»Na und?«, antwortete Kathy zischend.
Jeb sah sie eindringlich an. »Hast du Tian getötet?«
Ihr Gesicht verzog sich hasserfüllt. »Er wäre so oder so gestorben. Dieser verdammte Schwächling hätte niemals das letzte Tor erreicht.«
Es war ausgesprochen. Einer von ihnen hatte ein anderes Gruppenmitglied ermordet. Das Unfassbare war geschehen. Gewalt und Tod drohten nicht mehr nur von außen. Dass jemand in ihrer Gruppe zu so etwas imstande war, hatte Jeb nicht für möglich gehalten.
»Es war nicht deine Entscheidung, ob Tian lebt oder stirbt«, sagte Jeb. Er konnte sich nur mühsam zurückhalten, Kathy nicht mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. »Er hatte wie wir alle eine faire Chance verdient.«
»Eine Chance?«, lachte Kathy höhnisch. »Ihr solltet mir dankbar sein. Niemand musste um ein freies Tor losen.«
»Du bist eine Mörderin«, stellte Jenna erstaunt fest, als könne sie es immer noch nicht glauben.
Kathy lachte heiser. »Ihr hättet mal die Erleichterung in euren Augen sehen sollen, als Tian abgestürzt ist.« Sie warf ihr Haar über die Schulter, das braune Band blitzte hervor. »Ja, ihr habt zwar geflennt, aber seid doch mal ehrlich, ihr wart dankbar, dass es euch nicht mehr treffen konnte. Und du, Jenna? Sei lieber vorsichtig. Jeder von uns weiß, dass du das erste Opfer gewesen wärst, und wenn dich Jeb nicht in einem rührseligen Anflug von Sentimentalität bis zu den Toren geschleppt hätte, wärst du schon in der Steppe draufgegangen. Futter für diejenigen, die uns sterben sehen wollen. Du hast Glück gehabt, Tian eben nicht. Vor den Toren waren wir einer zu viel, ich habe dieses Problem für uns alle gelöst.«
»Und Mary?«, stieß Jenna zwischen den Zähnen hervor.
»Die kleine Schlampe hätte es eh nicht mehr lange gemacht.« Sie deutete auf Mary. »Schaut sie euch doch an. Verwöhntes Miststück!«
Der Schlag kam so schnell, dass die Bewegung nicht abzusehen war. Unvermittelt wurde Kathy zu Boden geworfen. León beugte sich über sie. »Halt dein Maul!«, zischte er gefährlich leise.
Jeb legte eine Hand auf seine Schulter. »Lass gut sein.«
León sah Kathy mit einem Blick an, der Jeb frösteln ließ. In diesen dunklen Augen tobte blanke Mordlust.
Betont ruhig sagte er: »Zieht ihr die Jacke aus, damit wir sie fesseln können, bis wir beschlossen haben, was wir mit ihr machen sollen.«
Kathy schwieg und ließ alles widerstandslos mit sich geschehen. Jeb schnitt die Riemen von Kathys Rucksack.
»Dreh dich um«, befahl er. »Hände auf den Rücken.«
Nachdem er ihre Hände und Füße gefesselt hatte, richtete er sie auf, sodass sie kniend mitverfolgen konnte, was nun kam.
»Setzt euch.« Die anderen gehorchten nur zögerlich seiner Aufforderung.
»Was soll das werden?«, tönte Kathy jetzt. »Eine Gerichtsverhandlung?«
Jeb zog ihr das Haarband von der Stirn und knebelte sie, sodass sie nur noch dumpfe Laute hervorstoßen konnte.
»Also, was machen wir mit ihr?«, fragte er in die Runde.
»Wir töten sie«, sagte León, ohne zu zögern. »Sie hat Tian umgebracht und nichts anderes verdient.«
Die anderen schwiegen erschrocken. Dann meinte Mischa: »Das würde auch aus uns Mörder machen. Wir wären nicht besser als sie.«
»Mischa hat recht«, sagte Jeb. »Das kann nicht die Strafe sein. Was meint ihr?«, wandte er sich an Mary und Jenna.
»Sie kann nicht bei uns bleiben«, erklärte Jenna. »Wir können ihr nicht mehr trauen. Wahrscheinlich würde sie wieder versuchen, einen von uns anzugreifen, und das Risiko können wir nicht eingehen.«
»Sie ist wahnsinnig«, sagte Mary, immer noch heiser. »Ihr hättet ihren Blick sehen sollen. Vollkommen irre. Und ich weiß: Sie würde es wieder tun.«
»Bei uns bleiben kann sie nicht länger.« Jeb klang unschlüssig.
»Lassen wir sie zurück.« Leóns Gesicht war angespannt.
»Gefesselt? Nein, das wäre ihr sicheres Todesurteil.« Jeb schaute in die Runde, als suche er Zustimmung. »Ich bin dafür, sie aus der Gruppe auszustoßen. Sie muss ab jetzt allein zusehen, wie sie zurechtkommt.«
»Das würde bedeuten, sie kann immer noch eines der Tore erreichen«, sagte León. »Findest du das fair nach dem, was sie getan hat?«
Jeb sah ihn ernst an. »Eigentlich nicht. Okay, dann schlage ich vor, dass sie ihre komplette Ausrüstung zurücklassen muss und nur ihre Kleidung
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