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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Lüge. Er wusste es, denn diese Menschen hatten sich bisher als nichts anderes als wandelnde Albträume erwiesen. Trotzdem half es ihm zu verdrängen, dass sie Kathy in den sicheren Tod geschickt hatten.
    Mischa blickte zu León. Der tätowierte Junge wirkte tatsächlich gelassen, als er den anderen mitteilte, es könne losgehen. Marys Gesicht verschwand fast hinter der zugeschnürten Kapuze, aber Mischa konnte in ihren Augen ablesen, dass die letzte Nacht Spuren bei ihr hinterlassen hatte. Jeb und Jenna sprachen leise miteinander – schien es nur so oder steckten wirklich alle Kathys Verbannung, ohne mit der Wimper zu zucken, weg?
    Eine weitere Frage drängte sich ihm auf, als er seinen Rucksack schulterte. Warum war León so extrem auf Mary fixiert? Er war die treibende Kraft bei der Suche nach ihr gewesen. Er hatte Kathy überwältigt und ihr mit dem Tod gedroht, wenn sie sich noch einmal der Gruppe näherte. Aber irgendwie hatte Mischa das Gefühl, dass León damit eigentlich sagen wollte: wenn sie sich Mary näherte. War da etwas zwischen den beiden?
    Er wusste nicht, warum, aber der Gedanke versetzte ihm einen Stich. Mischa betrachtete Mary. Er mochte das Mädchen mit den dunklen Augen und den schwarzen Haaren. Sie war vielleicht manchmal etwas anstrengend, aber sie strahlte ebenso wie Jenna menschliche Wärme aus.
    Genau in diesem Moment hob León den Daumen, um zu zeigen, dass er bereit zum Aufbruch war, ihre Augen trafen sich für einen kurzen Moment. Mischa erwiderte die Geste, aber er fühlte sich schwach. Er fühlte sich kaum imstande, jetzt durch den tiefen Schnee zu marschieren, solange er seine Gedanken noch nicht sortiert hatte.
    Wer bist du, León? Warum faszinierst du mich so? Warum tut es weh, wenn ich an dich denke?
    So viele Fragen und keine Antworten. Die Gruppe setzte sich in Bewegung. Er schaute zurück und betrachtete ein letztes Mal Kathys Spuren im Schnee, die schon fast von den neu fallenden Flocken verschluckt worden waren.
    Jeb kam herüber und ging neben ihm her. »Alles klar bei dir?«
    »Ja, ich habe nur gerade an Kathy gedacht und an das, was vor ihr liegt«, log er.
    »Sie hat dieses Schicksal verdient. Und außerdem wäre sie eine ständige Gefahr für uns.«
    »Ich weiß. Trotzdem…«
    Jeb nickte verständnisvoll.
    »Kommt dir irgendetwas bekannt vor?«, fragte Jeb, als Mischa sich wiederholt umdrehte und sich aufmerksam umschaute.
    »Ich weiß, was Häuser sind, und ich weiß, was Einkaufszentren sind. Auf Straßen wie dieser sind früher Autos gefahren. Und in den Gebäuden gibt es normalerweise Kleidung oder Nahrung. Leider bleibt uns keine Zeit für eine Suche danach.«
    »Ja, wir sollten uns lieber beeilen. Wir wissen nicht, wie weit die Tore entfernt sind.«
    Mischa dachte weiter über das nach, was er sah. Er schob seinen Rucksack zurecht, der nun wieder schwer und einigermaßen gut gefüllt mit Vorräten war. »Früher haben hier wahrscheinlich Menschen wie du und ich gelebt. Dann muss etwas geschehen sein, das diese Welt verändert hat. Die Menschen, die es jetzt hier gibt, sehen zwar aus wie wir, verhalten sich aber unberechenbar. Und weißt du, was seltsam ist, Tian hat mir von einer Stadt erzählt, in der es ständig schneit. Aber er meinte, er lebte dort nicht. Ist das nicht merkwürdig, dass wir nun hier sind?«
    »Vielleicht stammen wir alle aus einer Stadt wie dieser?«, rätselte Jeb. »Mir ist das allerdings sehr fremd. Oder meinst du, das hat eine ganz andere Bedeutung?«
    Mischa blickte ihn ernst an. »Ich weiß es nicht.«
    Unvermittelt legte ihm Jeb eine Hand auf die Schulter. »Ich hätte dir das schon lange sagen sollen.« Jeb lächelte. »Du bist ein netter Kerl.«
    Mischa wurde verlegen. »Danke.«
    »Nein, wirklich, was du in der Schlucht für uns getan hast, war unglaublich, aber ich bin ehrlich beeindruckt, dass du nicht sofort durch eines der Tore gegangen bist. Da hast du viel riskiert. Du bist ein guter Kumpel.«
    Wenn du wüsstest, wie nah ich dran war, euch alle zu verraten.
    »Wir hinterlassen viel zu deutliche Spuren«, meinte Jeb unvermittelt und blieb stehen, nachdem sie einige Minuten schweigend durch den Schnee gestapft waren. »Wenn die Menschen in dieser Welt es auf uns abgesehen haben, machen wir es ihnen eindeutig zu leicht, uns zu folgen.«
    Jenna blickte die Straße zurück. Ihre Spuren sahen aus, als hätte sich eine gigantische Schlange durch den Schnee gewunden.
    Kathys Fußstapfen waren schon nach wenigen Metern nach links in

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