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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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eine Seitenstraße abgebogen. Möglicherweise fühlte sie sich auf Nebenstraßen sicherer, aber da sie in der Nacht den Stern nicht gesehen hatte, konnte es ebenso sein, dass sie ziellos durch die Gegend lief. Jenna wusste noch immer nicht, ob sie Mitleid mit ihr haben sollte.
    »Können wir nicht irgendwie unsere Spuren verwischen?«, fragte sie in die Runde.
    »Wäre natürlich das Beste, nur wie? Und es kostet uns Zeit. Wir wissen ja nicht einmal, wie weit es bis zu den Toren ist.«
    »Der Stern war gestern nicht so weit entfernt, aber vermutlich kommen wir durch den Schnee nur langsam vorwärts.« Mischa zuckte ratlos mit den Schultern.
    »Wir haben keine Ahnung, was uns noch erwartet«, warf Jeb ein.
    Jenna schaute ihn an. Sein Gesicht war durch die Kälte ein wenig gerötet.
    Das steht dir übrigens gut, ein bisschen Farbe im Gesicht.
    Er wirkte sehr kraftvoll, wie er so mit Mischa diskutierte, während León und Mary schweigend danebenstanden. Ihr Blick wanderte zum Himmel, von dem unablässig gräuliche Schneeflocken herabtanzten. Sie kamen auf keine Lösung und die Zeit drängte. Schließlich gingen sie ein ganzes Stück hintereinanderher und traten exakt in die Fußstapfen ihres Vorgängers. Vielleicht konnten sie so wenigstens etwas Verwirrung stiften.
    Mal wieder eine von Jebs Ideen. Was würden wir nur ohne ihn anfangen?
    Jenna wusste nicht mehr, wie sie sich Jeb gegenüber verhalten sollte. Konnte er nicht einfach merken, wie es um sie stand? Musste sie wirklich den ersten Schritt machen? Vielleicht erwiderte er ihr Gefühle ja nicht. Letzte Nacht zumindest hatte sie vergeblich auf einen Moment des Glücks gehofft.
    Ja, vielleicht brachte ihre tiefe Verbundenheit miteinander Unruhe in die Gruppe, ihr war aufgefallen, dass sie von den anderen beobachtet wurden, aber das würde sie in Kauf nehmen.
    Du bildest dir vielleicht auch nur etwas ein oder warum behandelt er dich die ganze Zeit nur rein freundschaftlich?
    Wenn sie es doch nur wüsste. Wenn sie sich doch trauen würde, offen mit ihm zu sprechen, ihm zu gestehen, was sie für ihn empfand. So lebte sie in ständiger Unsicherheit und im Gefühlschaos, aber immerhin konnte sie hoffen.
    Da sprach sie Mary von der Seite an. »Was macht eigentlich dein Fuß?«
    »Geht schon wieder besser. Tut noch weh, aber ich kann laufen, das ist die Hauptsache.«
    »Dann ist ja gut. Ich bin sicher, du wirst es bis zu den Toren schaffen.« Mary rubbelte mit dem Finger über ihre Nase. »Ich frage mich die ganze Zeit, warum ich überhaupt weitermache, hat doch eh keinen Sinn. Früher oder später wird es mich erwischen. Mit Jeb, León, Mischa oder dir kann ich nicht mithalten. Warum sich also weiterquälen?«
    »So darfst du nicht reden. Wer weiß schon, was noch alles passiert.« Jennas Blick wanderte kurz zu Jeb hinüber, der neben Mischa herging und sich angeregt mit ihm unterhielt.
    Mary lächelte gezwungen. »Ganz ehrlich, Jenna, du brauchst mir keinen Mut zu machen. Wir wissen doch beide, was ich sage, ist die Wahrheit.«
    Jenna streckte ihre Hand aus und strich sanft mit den Fingern über Marys Wange.
    »Du kannst stolz auf dich sein«, redete sie dem Mädchen Mut zu. »Du hast es bis hierhin geschafft. Gib nicht auf, du bist stärker, als du denkst.«
    »Stimmt eigentlich!«, lachte Mary. »Wer hätte gedacht, dass ich es durch die Ebene schaffe!«
    Jeb mahnte sie, nicht zu trödeln. Jenna hakte sich bei Mary unter und sie stapften zu den anderen.

40.
    Kathy bewegte sich rasch und sicher durch das Gebäude. Es war ein hohes Bürohaus, an dessen bleiche Hauswände der schmutzige Schnee Botschaften des Winters geschrieben hatte. Schwarze Schlieren rannen unablässig am Mauerwerk herunter, schufen ein groteskes Farbenspiel aus Grau und Schwarz in allen Schattierungen.
    Innen war es besser. Kathy war aus dem Schnee geflüchtet, den sie nicht mehr ertragen konnte. Viele Fenster waren noch intakt und so hatten Schnee und Witterung nicht allzu viel Zerstörung anrichten können. In den weitläufigen Räumen, die Kathy durchquerte, standen Möbel. Wahrscheinlich war hier früher gearbeitet worden. Viereckige Kästen mit schwarzen Glasaugen verfolgten ihren Weg.
    Computer, dachte sie. Das sind Computer.
    Doch dieses Wort erzeugte keinen Widerhall in ihren Gedanken. Irgendwo steckten alle Bilder ihres bisherigen Lebens, aber jetzt war Kathy auch nicht in der Stimmung, danach zu suchen. Sie schnaubte vor Wut und Zorn. Und da war Hass. Ihr Körper war zum Zerreißen

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