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Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Titel: Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Äußerung. »Wann, wie und so oft du willst«, sagte ich. »Wenn Zlatko deshalb nicht zum Messer greift.«
    »Ich werde mein Krummholz solange anderswo spielen lassen.«

ACHT
Bronze, Zimt und Hemmnisse
    A n meinem vierten oder fünften Abend in Valerios Schänke tauchten Goran und Velimir auf. Soweit ich dies sehen konnte, aßen und tranken sie überaus gründlich, was sie nicht daran hinderte, der Musik zu lauschen. In einer der Pausen setzte ich mich zu ihnen.
    »Wirklich nicht schlecht«, sagte Velimir.
    Goran nickte. »Man könnte dich tatsächlich für einen Musiker halten.«
    »Was sollte ich denn sonst sein?«
    »Ach, Trinker, Wanderer, Sterngucker, Baumeister von Luftschlössern, Söldner, geselliger Einsiedler, Spion, fahrender Totengräber – reicht das, oder soll ich weitermachen? Such dir was aus.«
    »Fahrender Totengräber?« Ich lachte. »Mit schweifender Schaufel und Klappsarg?«
    »Na ja«, sagte Velimir, »Trinker gibt’s hier reichlich, wie an jedem Ort; Totengräber auch, das ist schließlich ein sicheres Gewerbe. Aber Spione ...« Er schüttelte den Kopf und ließ die Mundwinkel sacken.
    »Was ist mit Spionen?«
    Goran räusperte sich. »Davon gibt es hier jede Menge. Mehr als sonstwo auf der Welt, nehme ich an.«
    »Das muß wohl mit der Lage von Dubrovnik zusammenhängen. Und mit der Lage der Dinge.«
    In der nächsten Pause fragte ich ihn, ob er nicht vorhabe, demnächst heimzukehren.
    »Da kenne ich doch alles; was soll ich da?
    »Wartet denn keiner auf dich?«
    »Wer sollte auf mich warten? Die Frau ist tot, die Kinder sind groß, das Haus bleibt stehen, auch wenn ich es nicht stütze.«
    »Irgendwann demnächst«, sagte ich leise, »würde ich gern einmal deine Segelkünste erproben.«
    Velimir kicherte. Goran rümpfte die Nase. »Einfach so? Oder mit einem bestimmten Ziel?«
    »Die Bucht von Kotor soll sehr schön sein.«
    »Das stimmt. Da schwimmen aber Venezianer herum. Und reichlich Türken.«
    »Lassen die sonst keinen durch?«
    Goran und Velimir wechselten Blicke. »Doch, schon«, sagte Goran dann. »Sie stellen nur manchmal blöde Fragen.«
    »Dann müßte man sich blöde Antworten einfallen lassen.«
    Velimir lachte. »Darin sind wir Meister.«
    Goran kniff ein Auge zu. »Wann willst du denn diesen kleinen Ausflug machen?«
    »Weiß ich noch nicht. Wie lange wirst du denn wohl noch hier sein?«
    »Ah, vielleicht einen Monat. Der Wein hier ist gut, und Velimir behauptet, wir hätten noch nicht alle Tavernen besucht.«

    Tatsächlich waren es weniger die Tavernen, die Goran an der Heimkehr hinderten. Und zwar nicht nur für einen Monat. Eines Abends erschien er ohne Velimir bei Valerio, lauschte unserer Musik und trank mit einer gewissen Verbissenheit. Als wir die Instrumente eine Weile ruhen ließen, setzte ich mich zu ihm und füllte meinen Becher aus dem Krug, der vor ihm stand.
    »Wenn du unsere Melodien schlürfst«, sagte ich, »will ich dafür deinem Wein lauschen.«
    Er blinzelte; seine Augen waren ein wenig glasig. »Söhnchen, wenn die Musik verschollen ist, sollte der Krug leer sein.«
    »Sie ist noch nicht ganz verschollen; wir machen bald weiter. Und ob wir beide bis dahin den Krug leeren können?«
    Er legte die Hände um seinen Becher, als müsse er sich an etwas festhalten, um nicht von den Gezeiten des Weins fortgespült zu werden.
    »Ebbe oder Flut?« sagte ich.
    Er schnaufte. »Ich weiß, daß es das woanders gibt; hier schwappt es ja nur ein bißchen. Du bist auf dem richtigen Ozean gewesen, nicht wahr?«
    »Bis auf die schlappen Gezeiten ist der hier, dieser Arm des Mittelmeers, für mich aber ozeanisch genug. Was plagt dich? Die Leber? Das Herz?«
    »Die Schwären des Gemüts.«
    Ich lachte. »Eiterbeulen, die man aufstechen sollte, damit der Sud zu allgemeiner Ergötzung hervorsprudelt?«
    Er füllte seinen Becher auf. Dabei gelangten ein paar Tropfen auf die Tischplatte. Goran stippte die Spitze seines Zeigefingers in einen der Weintropfen und zog eine Linie zum nächsten. Dann sah er mich an und sagte: »Zimt.«
    »Zweifellos; warum nicht Zimt?«
    »Bronze.«
    »Von mir aus auch Bronze.«
    »Pfeffer.«
    Ich ächzte leise. »Dein Gemüt, die Schwären, Zimt, Bronze und Pfeffer? Das verstehe ich. Aber ich weiß nicht, was du damit sagen willst.«
    »Siehst du? Du verstehst es eben nicht.«
    »Verhilf mir zu tieferem Verständnis, ehrwürdiger alter Mann.«
    Er nickte. »Alt.« Dann schüttelte er den Kopf. »Ehrwürdig? Bah. Ehrlos und ...« Er sprach nicht

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