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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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bezogen. Das Komitee schaffe mit Schuten Gaskanister ans Ufer. Sonderkommandos hätten Tunnel zum Weißen Haus gefunden. Hubschrauber würden auf dem Dach landen. KGB-Agenten im Gebäude würden die Verteidiger auf ein Zeichen hin mit Maschinengewehren niedermähen. Es würde wie in China und Rumänien werden, nur schlimmer.
    Die Menschen wärmten sich an kleinen Feuern und altarähnlichen Ansammlungen von Votivkerzen. Diese Menschen waren ihr Leben lang nur zu Demonstrationen gegangen, wenn sie von der Partei dazu aufgefordert worden waren. Diesmal jedoch waren sie freiwillig gekommen.
    Es gab nicht allzu viele Wege zum Weißen Haus, da die Brücke über den Fluß an beiden Seiten von Barrikaden versperrt wurde. Arkadi entdeckte Max in der Menge, die über den Kalinin-Prospekt herüberkam. Max schien ihre Begegnung unversehrt überstanden zu haben. Er hatte eine Hand in die Jackentasche gesteckt und bewegte sich mit einer Selbstsicherheit, die ihm überall Platz verschaffte.
    An einer Ecke des Weißen Hauses stand ein mit Blumen geschmückter Panzer. Die Besatzung bestand aus jungen Männern mit tief in den Höhlen liegenden Augen, die zugleich Entschlossenheit und Furcht verrieten. Der Turm drehte sich in Richtung des Kalinin-Prospekts, von wo Arkadi das Trommeln von Maschinengewehren vernahm.
    Studenten spielten Gitarre und sangen jene rührseligen Lieder über Birken und Schnee, die Arkadi immer so verabscheut hatte. An einem anderen Feuer ließen Rocker ein Heavy-Metal-Band abspielen. Kriegsveteranen mit Ordensbändern an der Brust bildeten eine geschlossene Reihe, und eine Gruppe Straßenkehrerinnen in schwarzen Mänteln und Schals schien darauf zu warten, als Zeugen vor Gericht gerufen zu werden.
    Arkadi bemühte sich, Max nicht aus den Augen zu verlieren. Er umging eine aus Bauholz, Matratzen, eisernen Zäunen und Bänken errichtete Barrikade. Ihre Erbauer waren Männer mit Aktenkoffern und Frauen mit Einkaufsbeuteln, aus Büros und Geschäften herbeigeeilt, um an der Schlacht teilzunehmen. Ein Mädchen in einem Regenmantel kletterte die Barrikade hinauf, um am höchsten Punkt eine russische Trikolore aufzupflanzen. Es war Polina. Sie blickte hinunter, ohne Arkadi in der Menge zu erkennen. Ihre Wangen glühten, und ihre Haare wehten im Wind, als ritte sie auf dem Kamm einer Welle. Ihr Freund vom Flughafen kletterte hinter ihr her, vorsichtiger, da das Maschinengewehrfeuer wieder eingesetzt hatte.
    Max ging auf die Stufen des Weißen Hauses zu. Während Arkadi versuchte, ihn einzuholen, stellte er fest, daß die Verteidigung nach einem gewissen Plan eingerichtet war. Innerhalb der Barrikaden hatten sich die Frauen zu einem äußeren Ring formiert, den die Soldaten als erstes durchbrechen mußten. Dann bildeten weitere unbewaffnete Bürger eine Masse, die nur mit Wasserwerfern oder Waffengewalt aufzulösen war. Hinter ihnen hatten sich jüngere Männer zu Stoßtrupps von etwa je hundert zusammengeschlossen. Direkt vor den Stufen des Weißen Hauses dann standen Afghanistan-Veteranen in Zehnergruppen. Über ihnen hatte sich ein innerer Kordon aus Männern gebildet, die ihre Gesichter mit Skimasken verhüllt hatten und Gewehre trugen. Oben auf der Plattform, wo Mikrofone sowie Foto- und Videokameras aufgestellt worden waren, flammten Blitzlichter auf.
    »Sie?« Ein schwergewichtiger Milizionär packte Arkadi am Arm.
    »Wie bitte?« Arkadi erkannte ihn nicht.
    »Sie haben mich kürzlich fast überfahren. Sie haben mich dabei erwischt, wie ich Geld angenommen habe.«
    »Ja.« Arkadi erinnerte sich. Es war nach der Beerdigung gewesen.
    »Wie Sie sehen, stehe ich nicht nur auf der Straße und lasse mich bestechen.«
    »Nein, offensichtlich nicht. Wer sind die Männer mit den Skimasken?«
    »Alle möglichen Leute - Männer von privaten Wachdiensten, Freiwillige.« Er war jedoch mehr an Arkadi interessiert, nannte ihm seinen Namen, bestand darauf, daß Arkadi ihn wiederholte, und schüttelte ihm die Hand. »Man lernt einen anderen Menschen erst in so einer Nacht kennen. Ich bin noch nie so betrunken gewesen, und dabei habe ich nicht ein Glas angerührt.«
    Überall allgemeines Erstaunen, als habe jeder sich entschlossen, die lebenslange Maske abzunehmen und sein Gesicht zu zeigen. Betagte Lehrer, muskelstrotzende Lastwagenfahrer, graue Apparatschiks und bleiche Studenten begegneten sich mit einem Ausdruck des Wiedererkennens. Und obwohl sie alle Russen waren - keine Flasche. Nicht eine einzige.
    Afghanische

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