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Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Titel: Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Zacher
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unterzeichnet. Stefeld? Ein Kürzel. Setzen sich Kürzel nicht häufig aus dem Vor- oder Zunamen zusammen? Sind es nicht oft Abkürzungen und Kurzformen der Realnamen? Stefeld. Stefan Ehrenfeld. Stefan Ehrenfeld war Journalist. Was für ein Zufall! Am Telefon will der Redaktionsleiter mir keine Auskunft geben, wie der Klarname hinter diesem Kürzel lautet.
    »Da könnte ja jeder kommen.«
    Dass es ein Kürzel ist, bestätigt er immerhin. Meine Vermutung erfährt Auftrieb. Ich überlege, ob ich Kleeberg um Hilfe bitten soll, verwerfe die Option und fahre selbst zur Redaktion in die Karl-Liebknecht-Straße.
    »Sie sind ja ganz schön hartnäckig.«
    Damit hat der Redaktionsleiter offenbar nicht gerechnet und gibt sich beeindruckt. Anscheinend ist er der Meinung, Hartnäckigkeit gehöre nur in seiner Branche zum Anforderungsprofil.
    »Wenn es darum geht, einen Mord aufzuklären, hilft nur Hartnäckigkeit«, sage ich. »Wenn es sogar vier Morde sind, gewissermaßen eine Serie, reicht Hartnäckigkeit allein meistens nicht aus.«
    Der Redaktionsleiter scheint erstaunt, als könne er sich nicht vorstellen, was erfolgversprechender sein könnte als Hartnäckigkeit.
    »Was braucht man denn noch, wenn ich fragen darf?« Er lässt keine Zweifel daran, dass es nur etwas sein kann, was mit seiner Berufsehre nicht vereinbar ist.
    »Glück, womöglich«, sage ich und kontere so selbstbewusst und forsch seinen Blick, dass er erschrickt.
    »Und das glauben Sie hier zu finden?« Er lehnt sich in seinem Bürostuhl zurück, verschränkt die Hände hinter dem Kopf und wirkt, als hätte er alles im Griff. Er ist einer von den Besserwissern, die früher in der Schule immer in der ersten Reihe saßen und die anderen nicht abschreiben ließen.
    »Verraten Sie mir einfach, wer sich hinter ›Stefeld‹ verbirgt.«
    Er wird nachdenklich, nimmt die Hände vom Kopf und scheint abzuwägen. Er wirkt verunsichert. Der Streber, das Muttersöhnchen steht auf dem Schlauch.
    »Dr. Stefan Ehrenfeld«, sagt er leise, wie ein Geheimnis.
    Ich habe es geahnt. Ich weiß nicht, ob es ein gutes oder das schlechteste Zeichen ist. Ob dadurch ein wenig Licht in den Fall kommt. Oder ob sich erst recht das Schwarz des Abgrunds darüber ausbreitet.
    »Stefeld war sein Pseudonym.«
    »Er war also nicht nur Gaststättenkritiker, sondern schrieb auch Theaterrezensionen?«
    Der Redaktionsleiter bejaht. »Sie vermuten doch nicht etwa, dass seine Ermordung mit seiner Tätigkeit hier zu tun hatte?«
    »Was würden Sie daraus schließen?« Ich lege ihm den vernichtenden Artikel über die Woyzeck -Premiere auf den Tisch. Er liest nur die Überschrift und scheint zu wissen, wovon ich rede.
    »Stefan war in seinen Meinungen manchmal rigoros. Er nahm kein Blatt vor den Mund. Seine Artikel haben meistens polarisiert.«
    »Das hat ihm sicher nicht nur Freunde beschert.«
    Der Redaktionsleiter starrt mich plötzlich an, als hätte ich Stefan Ehrenfeld auf dem Gewissen. »Ich bitte Sie«, sagt er, »wegen einer schlechten Rezension bringt man doch niemanden um.«
    »Es wurde schon für sehr viel weniger gemordet.«
    »Sie scherzen.« Er versucht zu lachen.
    »Dafür ist die Sache zu ernst.« Das Lachen misslingt, während jemand anklopft. Der Redaktionsleiter blickt zur Tür, als würde sie jeden Moment aufgehen und Stefan Ehrenfeld käme mit der Nachricht herein, wer ihn auf dem Gewissen hat. Es klopft erneut. Die Tür geht tatsächlich auf, und eine junge Frau bleibt im Türrahmen stehen.
    »Peymann ist am Telefon. Er fragt, ob das Interview auf eine Stunde später verlegt werden kann. Was meinst du?«
    Der Redaktionsleiter springt von seinem Schreibtischstuhl auf. »Sag mal, spinnt der?«, schreit er. »Das ist jetzt das vierte Mal, dass der Termin verschoben wird. Was glaubt der Kerl denn, wer er ist? Scheiße. Also gut, meinetwegen. Aber, sag ihm, das ist das letzte Mal.«
    Die Frau will wieder verschwinden, verharrt jedoch kurz, blickt sich erneut zu mir und dem Redaktionsleiter um und fragt: »Hài?«
    Wir sehen uns an. Ich stelle mir diese vielleicht dreißig Jahre alte Frau nackt vor und muss feststellen, dass sie nicht nur hervorragend aussieht, sondern exakt in mein wiederentdecktes Beuteschema passt.
    »Du bist doch Hài?«
    Der Redaktionsleiter lacht. Ich bin mir sicher, dass er ein Verhältnis mit ihr hat. »Lucy, was soll das?«
    »Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Du erinnerst dich nicht mehr, was? Im Prenzlauer Berg, in die sechste Klasse an der

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