Das Laecheln Deines Moerders
mit seinem letzten Opfer getan, und wir vermuten, dass er letzten Freitag gestört wurde, als er dasselbe mit dem zweiten Mädchen vorhatte«, erklärte Harry. »Ein Hund hat ihn daran gehindert.« Er warf Kent einen Blick zu, der ebenfalls auf die Karte blickte. »Wie geht’s dem Hund übrigens?«
Kent sah auf und schob seine Brille die Nase hoch. »Er wird durchkommen.«
»Du hältst dich über den Zustand des Hundes auf dem Laufenden?«, fragte Steven überrascht.
»Er hält sich über den Zustand der Tierärztin auf dem Laufenden, die den Hund wieder zusammengeflickt hat«, verbesserte Harry mit einem Grinsen, und Steven sah, dass Kent rot wurde. »Niedliches Ding, übrigens«, fügte Harry mit einem Augenzwinkern hinzu, und Kents Wangen wurden noch dunkler.
»Lass gut sein, Harry«, mahnte Steven freundlich, obwohl die mühsam unterdrückten Gefühle in seinem Inneren plötzlich den Aufstand probten. Harrys achtloser Scherz hatte ihm das Bild von der barbusigen Jenna am Kühlschrank zurückgebracht. Ging es ihr gut? Er wollte sie heute Abend anrufen und fragen, ob er vorbeikommen durfte, damit sie über den gestrigen Abend sprechen konnten.
Ein Ziehen im Bauch und ein Prickeln in tieferen Gefilden vertrieb die Kühle des Abends. Es war lächerlich. Allein der Gedanke an sie machte ihn scharf.
Das war nicht fair. Warum konnte er diese Regungen nicht einfach beiseite schieben und sich konzentrieren? Auf seinen Job? Auf Brad? Auf irgendetwas anderes als das Kaleidoskop der Gefühle, die sie in ihm verursachte? Er erinnerte sich noch sehr genau an den verletzten Ausdruck in ihren Augen, als er sie gestern Abend einfach so hatte stehen lassen.
Er musste das wieder in Ordnung bringen. Plötzlich schalteten seine Gedanken zu Brads verächtlicher Miene heute Morgen um. Auch das musste er in Ordnung bringen. Unbedingt.
Verdammt noch mal. Irgendwas
musste
er in seinem Leben doch in Ordnung bringen können!
Er zwang seine Aufmerksamkeit auf die Karte, die auf seiner Kühlerhaube lag. Rogers hatte tatsächlich Recht. Sie konnten dieses große Gebiet nicht in weniger als drei Tagen absuchen. »Ich werde gleich morgen früh einen Hubschrauber anfordern. Heute Abend fangen wir einfach hiermit an.« Er zeigte auf die untere linke Ecke des markierten Gebiets. »Wir haben alle Taschenlampen. Ich habe einen Scheinwerfer im Kofferraum, wir können also den Tatort gut ausleuchten, falls wir sie heute noch finden.« Er presste die Kiefer zusammen. »Wenn sie hier ist, müssen wir sie finden.«
»Bevor die Waldtiere es tun«, fügte Kent hinzu.
Harry schnitt eine Grimasse. »Ich –«
In diesem Moment klingelte Stevens Mobiltelefon. Er zog es heraus, schaute auf die Anruferanzeige und bedeutete Harry gleichzeitig, zum Waldrand zu gehen. »Pass auf die Freiwilligen auf, Harry. Ich will nicht, dass sie etwas niedertrampeln, was wichtig sein könnte.« Dann nahm er das Telefon ans Ohr. »Hallo, Helen. Der Zeitpunkt ist gerade nicht besonders günstig. Kann ich dich zurückrufen?«
»Nein, Steven«, sagte Helen mit zitternder Stimme. »Es ist wichtig.«
Eine dumpfe Vorahnung packte ihn. »Was ist passiert?«
»Brad ist weg.«
Steven sank mit dem Rücken gegen seinen Wagen. »Weg? Wie weg?«
»Weggelaufen. Er hat uns eine Nachricht hinterlassen.«
Wie die Mutter, so der Sohn. Schon wieder eine gottverdammte Nachricht. »Hat er gesagt, wohin er will?«
»Nein.« Ihre Stimme brach, und er wusste, dass sie weinte. »Steven, du musst nach Hause kommen.«
Er blickte sich um und traf eine Entscheidung. Harry war bereit für etwas mehr Verantwortung. Und falls er das nicht war, dann musste er es verdammt noch mal jetzt werden. »Ich bin in einer halben Stunde da.«
Mittwoch, 5. Oktober, 18.30 Uhr
Mittwoch war bei den Llewellyns Hackbraten-Tag. Allisons Hackbraten-Rezept stammte von ihrer Mutter. Die gute, längst verstorbene Mrs. Llewellyn war anscheinend ebenfalls eine miserable Köchin.
Jenna blickte auf die großzügige Portion Hackbraten mit Ketchup und spürte, wie ihr Magen Streikposten bezog. Das sah für ihren Geschmack ein wenig zu sehr nach platt gefahrenem Nagetier aus. Sie schluckte und hörte ein Kichern zu ihrer Rechten.
Charlie stieß sie an. »Beutelratten-Pastete«, flüsterte sie mit einem breiten Grinsen.
Jennas Kopf fuhr herum. »Woher weißt du denn davon?«
»Ich hab’s in der Schule gehört.« Sie zuckte weise die Achseln. »Du weißt doch, wie das so ist mit dem Klatsch. Das war
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