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Das Laecheln Deines Moerders

Das Laecheln Deines Moerders

Titel: Das Laecheln Deines Moerders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Gesprächsthema Nummer eins in der Cafeteria.« Sie grinste wieder, und das Licht der Kerzen ließ ihre Zahnspange glitzern. »Besonders, wo es heute Gulasch gab.«
    Jenna schnitt eine Grimasse und schob den Teller weg. »Das war’s, danke schön. Mir ist der Appetit vergangen.«
    Allison sah sie von der anderen Tischseite her besorgt an. »Aber du hast ja noch gar nicht angefangen.«
    »Tut mir Leid, Allison. Aber ich habe heute wirklich keinen großen Hunger.« Jenna stieß Charlie nicht gerade freundschaftlich an, als das Mädchen erneut zu kichern begann. »Wag es ja nicht. Halt bloß den Mund.«
    Allison blickte misstrauisch von Jenna zu ihrer Tochter und machte sich dann mit Heißhunger über ihre Portion Hackbraten her. »Na ja, unter den gegebenen Umständen ist das wohl verständlich.«
    Jenna sah Charlie an, die den Kopf schüttelte und die Schultern hob. »Welche Umstände?«
    »Na ja, wegen Samstag natürlich«, gab Allison ungeduldig zurück. Doch als sie erkannte, dass Jenna offenbar nicht begriff, starrte sie ihre Schwägerin in echtem Entsetzen an. »Du hast
Adam
vergessen? Jenna, wie konntest du nur?«
    Samstag. Der achte Oktober. Der Tag von Adams »Ableben«. Jenna schloss die Augen, als sich das schlechte Gewissen über all die anderen Emotionen legte, die sie ohnehin schon plagten. Ja, wie konnte sie nur? Irgendwie war es geschehen, dass sie bei allem Abscheu über das Geschenk, das Rudy Lutz und seine Freunde von der Decke herabbaumeln lassen hatten, bei aller Wut auf Blackmans Unwilligkeit, dem Ganzen ein Ende zu setzen, und bei allen unbefriedigten Bedürfnissen, die unmittelbar mit Steven Thatcher zusammenhingen … den Jahrestag vergessen hatte.
    Sie hörte, wie Allison die Gabel mit Nachdruck auf den Teller legte. »Das ist … das ist schändlich«, sagte sie empört.
    »Allie«, begann Seth, doch Allison unterbrach ihn.
    »Schändlich, Dad«, wiederholte sie angewidert. »Es ist schändlich, dass dieser Mann … dieser Polizist, den sie gerade mal eine Woche kennt – nicht einmal eine Woche! –, bis nach Mitternacht in ihrer Wohnung bleiben darf und sie darüber den Mann vergisst, den sie eigentlich heiraten wollte. In meinen Augen ist das empörend. Schäm dich.«
    Jenna riss die Augen auf und starrte Seth an, der schuldbewusst zu Boden sah.
    »Mrs. Kasselbaum«, sagte Jenna. Sie konnte sich genau denken, was passiert war, und es kotzte sie an. Sie spürte die Wut in sich hochkochen, und sie war einfach zu müde, zu erschöpft, um sich zu beherrschen.
    »Du weißt ja, was für eine Klatschtante sie ist«, sagte Seth kleinlaut.
    »Ich weiß, was
du
für eine Klatschtante bist!«, fuhr Jenna ihn an. Sie sah, dass er verletzt zurückwich, aber sie konnte es im Augenblick nicht ändern. Sie war so wütend, dass sie keine Lust hatte, Rücksicht zu nehmen. Zitternd vor Zorn wandte sie sich an Allison. »Und, Allison, obwohl es dich absolut nichts angeht, ich habe dem Mann gestern Abend nur etwas zu essen gemacht!«
    Allisons Lippen bildeten einen Strich. »Um Mitternacht?«
    Jenna kam mit einem Ruck hoch und schlug beide Hände neben ihrem Teller auf den Tisch. »Ja, um Mitternacht. Wie du eben so schön bemerkt hast, ist er Polizist und wurde zu einem Fall gerufen, also machte ich ihm später etwas zu essen, damit er nicht hungrig weitermusste. Aber selbst wenn wir wie die Karnickel auf Mrs. Kasselbaums Fußmatte gevögelt hätten, würde es dich immer noch nichts angehen.«
    Allison klappte den Mund auf und zu wie ein Fisch auf dem Trockenen. Charlie riss die Augen auf. Garrett, bisher stumm, sah aus, als hätte er seine Gabel verschluckt.
    »Jenna«, begann Seth, doch Jenna hielt die Hand hoch.
    »Ich bin noch nicht fertig. Ihr alle behauptet, ihr wolltet, dass ich mein Leben weiterlebe. Aber wenn ich tatsächlich damit beginne, ist es plötzlich
schändlich.«
Sie deutete mit dem Zeigefinger auf Seth. »Ich habe es satt, dass du weitererzählst, was du von Mrs. Kasselbaum erfährst.« Sie zeigte auf Allison. »Und ich habe es satt, dass du mir immer vorschreibst, wie ich fühlen und denken soll.« Sie spürte, wie sich ein Schluchzer in ihrer Kehle bildete, und versuchte, ihn niederzukämpfen.
»Und ich habe eure verdammten Hackbraten-Abende satt.«
In dem verblüfften Schweigen, das dem Ausbruch folgte, stürmte sie aus dem Esszimmer und in den Flur, packte im Vorbeigehen ihre Tasche, steuerte blind aus der Haustür und stolperte die Auffahrt hinunter bis zu Adams Wagen. Nein,

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