Das Laecheln Deines Moerders
erfahren hast. Dass du im Grunde genommen schon als Kind auf dich allein gestellt warst. Dass du keine Ahnung hättest, wie man sich in einer Familie verhält.«
Jennas Trotz erwachte. »Mein Vater hat mich geliebt.«
»Aber nicht genug, um deine Mutter daran zu hindern, dich ständig zu kritisieren. Nicht genug, um auf dich aufzupassen. Nicht genug, um dir klar zu machen, dass du nicht alles allein handhaben musst.« Er machte eine flatternde Geste. »Was auch immer, es spielt ja keine Rolle mehr. Tatsache ist, dass er Recht hatte. Ich kann das Versprechen, das ich meinem Sohn gegeben habe, nicht halten, Jenna. Du lässt nicht zu, dass ich mich um dich kümmere. Du bist gestern Nacht beinahe umgebracht worden, und ich habe es erst durch Evelyns Krankenschwester erfahren.«
Jenna brauchte einen Moment, um die Worte zu verdauen und zu erkennen, dass er Recht hatte. Auch Adam hatte Recht gehabt. Zitternd legte sie ihre Wange an Seths Bein. Und zwang sich, ihm zu erlauben, sich Sorgen zu machen. Brachte sich dazu, ihm mitzuteilen, was sie fühlte. »Ich hatte solche Angst, Dad. Ich dachte, er würde mich töten.«
Er strich ihr übers Haar und sagte nichts.
»Er hat mir das Messer an die Kehle gesetzt. Er wollte zustechen, aber ich konnte ausweichen, und das Messer ist in die Matratze gefahren. Jean-Luc hat ihn in die Flucht geschlagen. Und dann hat er auf dem Weg nach draußen Mrs. Kasselbaum niedergestochen.«
Seine Hand auf ihrem Kopf zitterte. »Jenna, du kommst mit mir.«
Jenna blickte auf, unsicher, wie er ihre nächsten Worte aufnehmen würde. »Ich war gestern Nacht bei Steven. Er möchte, dass ich zu ihm komme.«
Seth musterte sie eine lange Weile. »Bedeutest du ihm etwas?«
Sie dachte daran, wie er sie letzte Nacht in den Armen gehalten hatte, so behutsam, als sei sie aus kostbarem Porzellan. »Ja.« Seths Augen verengten sich. »Und er hat ein Gästezimmer?« Jennas Wangen begannen zu glühen. »Dad!«
»Hat er oder hat er nicht?«
Jenna nickte. »Ja.« Dann lächelte sie. »Und eine Tante, die Mittwochs keinen Hackbraten macht.«
Seth lächelte, und sie wusste, dass er ihr verziehen hatte. »Kann ich auch kommen?«
Dienstag, 11. Oktober, 1.00 Uhr
J enna konnte nicht schlafen. Zum Teil lag es daran, dass ihr Rhythmus in den vergangenen Tagen vollkommen aus dem Gleichgewicht geraten war, zum Teil an dem Wissen, dass sie in der Nacht zuvor um dieselbe Zeit mit einem Messer an der Kehle erwacht war und es keinen Verdächtigen mehr gab, da Victor Lutz ein wasserdichtes Alibi hatte. Ein weiterer Grund war, dass Steven im Zimmer nebenan schlief. Sie versicherte sich, dass es zum
größten
Teil daran lag, dass Steven nebenan schlief. Der Gedanke, die Furcht als ständigen Begleiter zu haben, behagte ihr ganz und gar nicht.
Sie überlegte, ob sie die Tierklinik anrufen sollte, die rund um die Uhr Dienst hatte, wusste jedoch im Grunde, dass sich in der letzten Stunde nicht viel an dem Zustand der Hunde verändert haben konnte. Jim ging es schon besser, aber Jean-Luc kämpfte noch immer mit dem Leben, obwohl Kents Freundin Wendy großartige Arbeit geleistet hatte. Das Wissen, dass der Hund bei dem Versuch, ihr zu helfen, niedergestochen worden war, bereitete ihr immer noch Übelkeit.
»Beide Hunde sind mit Strychnin vergiftet worden«, hatte Wendy erklärt, als sie und Kent am Abend bei Steven vorbeigekommen waren, um den beiden die Neuigkeiten mitzuteilen. »Wahrscheinlich verabreicht durch das Steakfleisch, das ich fand, als ich die Mägen auspumpte.«
»Was bedeutet, dass der Eindringling gut vorbereitet war«, hatte Jenna bemerkt. Ihr war eiskalt geworden. Er hatte eine Lampe dabeigehabt, einen Kunststoffkoffer. Gift für die Hunde. Messer.
»Oder auch nicht«, hatte Wendy dagegengehalten. »Keiner der Hunde hatte genug Gift im Körper, um sofort daran zu sterben.« Und dann hatte sie beteuert, dass Jenna die Klinik anrufen konnte, wann immer sie wollte.
Jenna hatte das bereits getan, und sie wusste, dass es keinen Sinn machte, erneut nachzufragen. Es war anzunehmen, dass das Personal etwas anderes zu tun hatte, als sie von ihren nächtlichen Ängsten zu befreien.
Schließlich zog sie ihren Morgenrock über und beschloss, sich etwas zu essen zu besorgen – zu dumm, dass sie nicht daran gedacht hatte, auf dem Weg nach Hause neues
Rocky Road
einzukaufen. Als sie an Nickys Zimmer vorbeikam, hörte sie ein Geräusch. Sie öffnete vorsichtig die Tür und sah, dass er im Schlafsack auf dem Boden
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