Das Laecheln Deines Moerders
Reim zu kümmern. »Aber eines Tages kam ein gemeiner Jäger und nahm es einfach mit.«
Jenna verharrte. »Ich glaube, das hat jetzt nichts mehr mit dem Känguru aus Kalamazoo zu tun, oder, Nicky?«
Nicky lag reglos da. Dann schüttelte er den Kopf.
Jenna rieb ihm sanft den Rücken, leicht und beruhigend, auf und ab. »Sonntagnacht, als der Mann in meine Wohnung kam, hatte ich solche Angst«, flüsterte sie. »Ich war nicht sicher, ob ich das überleben würde. Ob ich dich oder deinen Dad je wiedersehen würde. Ob ich Jim oder Jean-Luc je wiedersehen würde.«
Nicky hielt die Augen geschlossen. »Aber die beiden werden wieder gesund, oder? Ich meine Jim und Jean-Luc?«
Sie streichelte noch immer seinen Rücken. »Das hoffe ich. Die Ärztin hat gesagt, dass sie ziemlich viel Gift gefressen haben. Und Jean-Luc hat noch eine tiefe Wunde.« Ihre Stimme zitterte. »Er wollte mir helfen.«
»Da war eine Frau, die auch verletzt wurde, weil sie mir helfen wollte«, flüsterte Nicky. »Sie hieß Caroline.«
Jenna erinnerte sich an die Geschichte, die sie vor einem halben Jahr in der Zeitung gelesen hatte. Steven hatte die Ermittlungen in einem vermeintlichen Mordfall geleitet, doch es stellte sich heraus, dass das Opfer ihrem Mann in Wahrheit entkommen war. Die Frau hatte mit ihrem Sohn versucht, ein neues Leben zu beginnen, doch ihr Mann hatte sie gefunden. Und er hatte schließlich auch Nicky als Geisel genommen, um Steven zu erpressen. »Die Frau wollte weglaufen, nicht wahr?«
Sein Nicken war kaum wahrnehmbar. »Vor dem bösen Mann. Winters«, fügte er rau hinzu. »Er hat uns gefesselt und eingesperrt. Er hat gesagt, dass er sie umbringt. Und mich auch.« Die
Hand auf seinem Rücken hielt kurz inne, dann setzte sie die beruhigenden Bewegungen fort. »Und du hattest Angst.«
»Ja.« Kaum hörbar.
Jenna schluckte und hoffte, dass sie die richtigen Worte sagte. »Ich weiß, wie du dich gefühlt haben musst.« Sie ließ den Satz einen Moment lang einsinken, dann fuhr sie fort. »Und ich nehme an, jetzt fällt es dir einfach schwer, hier in diesem Zimmer einzuschlafen. In diesem Bett.«
Seine Lippen zitterten. »Alle halten mich für ein großes Baby.«
Ihr Herz tat plötzlich furchtbar weh. »Nein, mein Schatz, das glaube ich nicht.«
»Doch. Alle kommen nachts noch mal in mein Zimmer, um nach mir zu sehen, wenn sie glauben, dass ich schlafe. Dann stehen sie da und starren mich an.«
»Und warum, denkst du, machen sie das?«, fragte Jenna, die sich durchaus bewusst war, dass Steven just in diesem Moment genau das tat. Sie konnte das Abbild seines gequälten Gesichts im Spiegel an der Wand sehen.
»Weil sie glauben, dass ich noch ein Baby bin.«
»Tja, aber
ich
bin eindeutig kein Baby, und ich bin auch nicht besonders scharf drauf, wieder in mein Bett zurückzukehren.« Jenna achtete darauf, ihre Stimme nüchtern und pragmatisch klingen zu lassen, um dem kleinen Jungen klar zu machen, dass alles, was er fühlte, absolut normal war.
»Das kannst du ja auch nicht. Der Mann hat deine Matratze kaputtgemacht.«
Jenna fröstelte, als sie an das Messer an ihrer Kehle dachte und an das Geräusch, als die Klinge ihre Matratze zerfetzte. »Gutes Argument. Aber selbst dann hätte ich Mühe, im selben Bett zu schlafen.«
Er schwieg, und sie durchsuchte ihre Gedanken hastig nach einem neuen Ansatz. »Wusstest du, dass ich einen Verlobten hatte, bevor ich deinen Dad kennen lernte?«
Er schüttelte den Kopf.
»Er hieß Adam. Er war sehr krank und ist gestorben.«
Nicky rollte sich auf den Rücken und machte die Augen auf. »War er schon alt?«
»Nein, noch sehr jung. Wie auch immer. Als er starb … konnte ich plötzlich nicht mehr in meinem Bett schlafen. Er hatte auch darin gelegen, als er krank war, und danach … konnte ich einfach nicht mehr.«
»Und was hast du gemacht?«
»Ich habe mir ein neues Bett besorgt. Was denkst du – wäre das vielleicht auch etwas für dich?«
Draußen vor dem Zimmer verpasste Steven sich einen mentalen Fußtritt, dass er nicht schon sechs Monate früher daran gedacht hatte. Er selbst hatte sein Bett ersetzt, nachdem Melissa verunglückt war, um Himmels willen! Für ihn war es undenkbar gewesen, weiterhin in dem Bett zu schlafen, in dem Melissa ihm womöglich fremdgegangen war. Er beugte sich vor, um Nickys Antwort zu hören.
»Kennst du meinen Freund Jon? Er hat ein Bett, das wie ein Auto aussieht.«
Jenna lächelte Nicky an, während sie aus dem Augenwinkel Stevens Gesicht
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