Das Laecheln Deines Moerders
nicht mehr ändern. Auf lange Sicht gesehen wäre es für Nicky sicher noch grausamer, eine Beziehung zu ihm weiterzuführen, obwohl wir beide nicht mehr zusammen sind.«
Er sah sie eine lange Minute an, und sein Blick war so traurig, dass sie beinahe ihre Meinung geändert hätte. Aber nur beinahe.
»Ich wollte dich heiraten«, sagte er, so leise, dass sie sich anstrengen musste, um ihn zu verstehen. »Ich hatte gestern Morgen vor, dich zu fragen, aber ich wollte zuerst diesen Fall hier abschließen, also habe ich noch nichts gesagt. Und ich denke, das Timing, was den Heiratsantrag angeht, war das Einzige, was ich in dieser Sache richtig hinbekommen habe. Ich hatte schon einmal eine egoistische Frau, der meine Kinder egal waren. Ich brauche garantiert keine zweite.«
Er machte auf dem Absatz kehrt, verließ das Haus und warf die Tür krachend hinter sich zu.
Allison drückte Jenna eine Schachtel Taschentücher in die Hand, und Jenna nahm sich eine Hand voll heraus und tupfte ihr Gesicht damit ab. Doch dann gab sie auf, vergrub ihr Gesicht an Allisons Schulter und weinte so sehr, dass es ihren ganzen Körper schüttelte.
»Thatcher, warten Sie.«
Steven hielt am Ende der Llewellyn’schen Auffahrt an und versuchte, tief durchzuatmen. Er wusste, dass er sich nicht mehr lange würde beherrschen können, und Davies’ übliches selbstgefälliges Grinsen war genau das, was ihn in einem Sekundenbruchteil in einen Berserker verwandeln würde. »Wenn Sie mir jetzt irgendwas wie ›Ich hab’s Ihnen doch gesagt‹ erzählen wollen, dann, das schwöre ich …« Er ließ seinen Satz verklingen. Er hatte keine Kraft mehr. Davies wusste schon, was er meinte.
»Ich wollte mich eigentlich bloß entschuldigen, weil ich teilweise für diese Situation verantwortlich bin«, sagte Neil ruhig. »Ich bin wirklich nicht zur Schule gefahren, um sie dort zu sehen, aber
als
ich sie dann entdeckte, mochte ich nicht mehr fahren.«
Verzweiflung und Wut rangen in Steven miteinander, aber er hatte nicht einmal mehr genügend Energie, eins dieser Gefühle herauszulassen. »Und in welcher Hinsicht sollte mich das trösten, Davies?«
»Es soll Sie nicht trösten«, fuhr Davies ihn an. »Jedes Bedürfnis, Sie zu trösten, ist eben verschwunden, als ich Jennas lädiertes Gesicht gesehen habe.« Er holte tief Luft. »Aber Sie bedeuten ihr etwas, also hatte ich auch nicht vor, es schlimmer zu machen.« Seine Stimme war wieder ruhig. »Ich wollte nur, dass Sie wissen, was wirklich geschehen ist. Sie hat mir gesagt, dass sie Sie liebt.«
Die ruhigen Worte trafen ihn tiefer, als ein »Ich hab’s Ihnen ja gesagt« es je hätte tun können. Nun trug sie innerlich und äußerlich die Schrammen, die davon zeugten, dass er ihr nicht vertraut hatte. Er räusperte sich. »Vielen Dank, dass Sie zur Stelle waren, als ich es nicht war. Sie haben dafür gesorgt, dass diese Schweine ihr nicht noch mehr antun konnten.«
»Ich bin zur Schule gefahren, weil ich gehofft habe, einen Blick auf Rudy Lutz und seine Kumpanen werfen zu können«, sagte Davies. »Ich weiß, aus der Anwesenheitsliste geht hervor, dass er zum fraglichen Zeitpunkt in der Schule war, aber mein Instinkt sagt mir etwas anderes.«
Steven seufzte. Er war so verdammt müde. »Was wollen Sie, Davies?«
»Ich will mich noch ein einziges Mal im Haus der Templetons umschauen.«
»Ich kann Ihnen aber weder Kent noch jemand anderes von der Spurensicherung zur Verfügung stellen.« Steven wünschte sich nichts sehnlicher, als dass der Mann endlich gehen würde und er sich dem entsetzlichen Druck in seiner Brust hingeben konnte.
»Ich verstehe. Ich rufe Sie an, wenn ich etwas finde.«
Dann endlich war er fort, und Steven setzte sich in seinen Wagen. Zog die Tür zu. Fuhr zur Arbeit.
Freitag, 14. Oktober, 11.30 Uhr
»Du hast Besuch«, sagte Allison. Jenna hievte sich stöhnend aus dem Bett und quälte sich die Treppe bis ins Wohnzimmer hinunter. Ihr Gesicht erhellte sich, als sie Casey entdeckte, die, rechten Arm und linkes Bein in Gips, auf dem Sofa saß. Ned stand hinter ihr und hatte mit einer schützenden Geste die Hände auf ihre Schultern gelegt.
»Casey!« Jenna nahm sie vorsichtig in den Arm und drückte sie so fest, wie es ihr und Caseys Zustand zuließ. »Wann bist du entlassen worden?«
»Heute Morgen.« Sie zog die Brauen zusammen. »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
»Lange Geschichte. Wie bist du denn mit all dem Gips die Auffahrt hochgekommen?«
Casey grinste.
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