Das Laecheln Deines Moerders
seine Andenken aufbewahrt. Er hat garantiert immer etwas behalten, das ihn an seine Opfer erinnert.« Davies zog die Decke vom Bett und hob die Matratze an.
»Hallo«,
sagte er. »Was haben wir denn da.«
Steven drehte sich um. Pillen. Hunderte von kleinen Pillen. Er hielt eine ins Licht. »Mellaril«, sagte er leise und wandte sich zu Davies um. »Hübsch starke kleine Helfer gegen Psychosen. Wenn es regelmäßig genommen wird, kann es die kognitiven Funktionen reduzieren, manchmal sogar so sehr, dass der IQ auf fünfundachtzig sinkt. Aber hier haben wir es mit jemandem zu tun, der seine Medizin nicht nimmt. Ich wette, dass seine Mutter geglaubt hat, Söhnchen sei unter Kontrolle. Aber das ist er nicht. Vielleicht war er es zeitweilig, aber jetzt garantiert nicht mehr.«
»Das könnte der Grund sein, warum er als Mörder eine Zeit von der Bildfläche verschwunden war«, überlegte Davies. »Nach seinem Umzug von Seattle hierher hat er die Pillen möglicherweise eine Weile genommen.«
»Und dieses private Lager hier erklärt, wieso er wieder begonnen hat. Er nimmt seine Tabletten nicht mehr, tut aber weiterhin, als sei er minderbemittelt, damit niemand die Veränderung merkt.«
»Ganz nach dem Vorbild von Claudius«, fügte Davies hinzu.
»Aber er muss die Deppen-Rolle satt gehabt haben«, sagte Steven nachdenklich. »Er hat Casey in der Englischarbeit über
Verbrechen und Strafe
deutlich gemacht, dass er sich mit dem Killer identifiziert. Sandra!«, rief er.
Sandra erschien im Türrahmen. Sie sah durch und durch angewidert aus. »Ich habe selten solche Massen an Pornografie in einem so genannten Jugendzimmer gesehen«, erklärte sie. »Schade, dass wir Rudy nicht allein dafür festnageln können.«
»Der tolle Rudy muss noch warten, Sandra. Jetzt brauchen wir unsere Mutter des Jahres hier oben. Bring sie bitte rauf. Ich will ihr Gesicht sehen, wenn sie die Tabletten ihres Kleinen entdeckt.«
Das Warten lohnte sich. Mrs. Lutz’ Gesicht wurde erst schneeweiß, dann tiefrot vor Zorn, als sie die Massen nicht geschluckter Medikamente sah.
»Sie dachten, Sie hätten ihn unter Kontrolle, nicht wahr, Mrs. Lutz?«, fragte Steven beinahe freundlich. »Oder wollen Sie lieber Mrs. Parker genannt werden?«
»Ich bin Mrs. Lutz«, sagte sie steif. »Ich habe keine Ahnung, was Sie von mir wollen. Und ich weiß nicht, wem die Tabletten gehören.«
Steven zog eine Braue hoch. »Und wir werden auch vermutlich keinen Arzt finden, der die Rezepte ausstellt, wenn wir intensiv ermitteln?«
Sie schürzte die Lippen und schwieg, was beredt genug war.
Steven beugte sich vor. »Wo ist Ihr Sohn, Mrs. Lutz? Wo ist Josh?«
Sie versteifte sich. »Ich weiß es nicht.«
»Hm. Das ist schade. Aber dann können Sie ihn wenigstens auch nicht warnen, dass wir hier auf ihn warten, oder? Das wäre wirklich gut, Mrs. Lutz, denn sehen Sie, ich will Ihren Sohn hinter Gittern sehen, und ich mag es gar nicht, wenn ich enttäuscht werde.«
Sie hob herrisch das Kinn. »Mein Sohn hat nichts Böses getan.«
»Erkennen Sie diese Mädchen wieder?«, fragte Davies und hielt den Vorhang aus Kleidern im Schrank zur Seite. »Vielleicht haben Sie sie ja schon in den Nachrichten gesehen. Drei davon sind tot. Ihr Sohn hat Bilder von den Leichen, doch die Polizei hat keine veröffentlicht. Und wenn wir etwas länger suchen, finden wir bestimmt auch Fotos der Mädchen, die damals in Seattle umgebracht worden sind.«
Sie öffnete den Mund, besann sich dann aber. »Ich rufe jetzt meinen Anwalt an.«
Steven warf ihr einen verächtlichen Blick zu. »Tun Sie das. Er wird Zeit brauchen, die Verteidigung vorzubereiten, wenn sein Mandant eine geringe Chance haben soll, der Todesstrafe zu entgehen. Sandra, du passt auf, dass sie wirklich nur ihren Anwalt anruft. Ich suche Joshs Dunkelkammer. Wo ist Kent?«
»Hier bin ich.« Kent steckte den Kopf durch die Tür.
»Gut. Ich will, dass sich alle darauf konzentrieren herauszufinden, wohin er seine Opfer bringt. Er hält Kelly Templeton nun schon fast drei Tage fest, aber Alev und Samantha waren noch länger in seiner Gewalt. Vielleicht lebt Kelly also noch. Er darf keine Chance haben, noch mehr Bilder in seinen Schrank zu hängen.«
Freitag, 14. Oktober, 19.00 Uhr
Jenna wachte mit scheußlichen Kopfschmerzen auf. Das schien ihr Schicksal zu sein, war sie doch mit ebensolchen Schmerzen in Allisons Gästezimmer aufgewacht.
Leider waren jetzt ihre Hand- und Fußgelenke mit Stricken gefesselt.
Und sie lag
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