Das Laecheln Deines Moerders
draußen. »Fahr vorsichtig.«
»Wie immer.« Er öffnete die hintere Tür und erstarrte wieder. »Scheiße«, sagte er erneut, diesmal aber flüsternd.
»Ich habe das gehört.« Helen spähte an ihm vorbei in den Wagen. »Oh. Wessen Tasche ist das denn?«
Er spürte, dass ihm schon wieder das Blut in die Wangen stieg. »Sie gehört Brads Lehrerin.«
Helen schwieg einen Sekundenbruchteil. »Jenna?«
Steven verdrehte die Augen und verfluchte sich, dass ihm der Vorname vorhin herausgerutscht war. »Ja, Jenna.« Er sollte die Tasche zurückbringen. Zurück zu ihrer gemütlichen kleinen Wohnung, in der sie jetzt vermutlich mit den zwei Hunden zu Füßen auf der Couch saß. Sie wäre ihm dankbar, dachte er. Sie würde mit diesen herrlichen Augen zu ihm aufschauen und mit den vollen Lippen lächeln. Er biss sich auf die Innenseite der Wange, doch es war zu spät. Sein Körper reagierte bereits auf das Bild, das er in seinem Inneren heraufbeschworen hatte. Er riss die Tasche heftiger, als nötig gewesen wäre, vom Sitz.
Dann legte er sie Helen in die Arme, und das unerwartete Gewicht ließ sie einen Schritt zurücktaumeln. »Bitte bring sie in mein Arbeitszimmer. Ich werde sie am Sonntag abliefern.«
»Aber—«
»Ich muss ins Büro.« Er legte seine Tasche auf den Rücksitz und warf schwungvoll die Tür zu.
Helen fuhr zusammen. »Aber—«
Steven stieg ein und schnallte sich mit einer geschmeidigen Bewegung an. »Warte nicht auf mich. Wir sehen uns morgen.« Dann fuhr er an. Bevor er auf die Straße einbog, warf er einen letzten Blick in den Rückspiegel. Helen stand da, hielt die Tasche fest und blickte ihm mit offenem Mund hinterher.
Steven verzog das Gesicht. Das hätte man vermutlich geschickter handhaben können. Unruhig rutschte er auf dem Sitz hin und her, bemüht, dem Druck in den unteren Körperregionen zu entgehen. Das war doch zu dumm. Jenna Marshall hatte hübsche Beine. Das war alles. Nein, das war noch lange nicht alles. Ihre Brüste waren auch hübsch. Er packte das Lenkrad fester. Und ihr Hinterteil. Er öffnete das Fenster einen Spaltbreit, um die kühle Nachtluft hineinzulassen. Diese Augen. Und das Lächeln. Wieder verlagerte er sein Gewicht, doch er spürte den Druck unvermindert. Okay, er konnte es sich ebenso gut eingestehen. Sie war ein leckeres Häppchen. Er fand sie ungemein attraktiv.
Er bog aus der Siedlung auf die Hauptstraße ein.
Sei ehrlich, Steven Thatcher. Dir läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn du an sie denkst.
Verärgert kniff er die Augen zusammen.
Sei
ganz
ehrlich, Thatcher. Du willst dieser Frau an die Wäsche.
Er schauderte, als das Bild nur allzu deutlich vor seinem inneren Auge auftauchte.
Es war bloß schon so lange her. Sehr, sehr lange her. Vielleicht musste er einfach nur den Druck loswerden. Ein bisschen aufrichtiger Sex ohne Erwartungen und langfristige Bindungen. Keine Versprechungen, keine Enttäuschung, wenn einer von beiden ging. Und er
würde
gehen, das stand fest.
Er hatte sich fast selbst überzeugt, dass schneller Sex mit Jenna Marshall die einfachste Lösung für das gegenwärtige Problem war, als ihm wieder einfiel, wie mitfühlend sie gewesen war, als sie von seinem Sohn gesprochen hatte, wie warmherzig ihr Blick, als sie erzählte, wie sie den Hundewelpen vor dem Einschläfern bewahrt hatte. Eine solche Frau war keine Kandidatin für One-Night-Stands oder rein aufs Sexuelle reduzierte Beziehungen. Sie war einfach kein solcher Typ Frau.
Steven seufzte. Und er war auch nicht dieser Typ Mann. Deswegen war es ja so lange her, dass er mit einer Frau im Bett gewesen war.
Und deswegen würde es noch eine lange Weile dauern.
Frustriert empfand er plötzlich eine Einsamkeit, die er nicht verdrängen konnte. Er zwang sich, sich auf Samantha Eggleston zu konzentrieren. Sie hatte ganz andere Sorgen. In der Hoffnung, dass Kent noch im Labor anzutreffen war, holte er sein Handy hervor und tippte die Nummer ein.
Freitag, 30. September, 23.00 Uhr
»Sie haben also verloren.«
Victor Lutz schaute von seinem fast leeren Glas auf und grinste höhnisch. Seine Frau stand im Türrahmen seines Arbeitszimmers. Sie trug dasselbe Nachthemd, das sie jede Nacht seit ihrer elenden Hochzeit getragen hatte. Nun, natürlich war es nicht immer genau dasselbe Nachthemd, aber eines von zehn identischen Stücken, die in ihrem Schrank hingen und sich von Jahr zu Jahr auf wundersame Weise vermehrten.
Bloß keine Veränderungen.
Abgesehen davon, dass sie hoffnungslos dumm
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