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Das Laecheln der Chimaere

Das Laecheln der Chimaere

Titel: Das Laecheln der Chimaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanowa
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eine große Geldsumme für den Kauf einer Wohnung gegeben hat«, sagte er.
    »Ja, das wollte er wohl tun«, sagte Shanna.
    »Und Philipp hat dieses Geld offenbar ohne Erlaubnis für einen teuren ausländischen Wagen ausgegeben und die Papiere auf den Namen seines Freundes ausstellen lassen . . .«
    Shanna schwieg.
    »Nun gut. Ich wollte Sie noch etwas fragen, Shanna Markowna . . .«
    »Ja?« Sie blickte auf, in ihren Augen erschien wieder dieser seltsame angespannt abwartende Ausdruck.
    »Können Sie schießen?«
    »Wie bitte?«
    »Na, mit einer Pistole?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich, schießen? Blödsinn! Ich habe noch nie in meinem Leben geschossen.«
    »Also, als Sie gegen halb neun am Abend des fünften Januar in die Herrentoilette im Vestibül gingen, um Zigaretten zu holen, war Teterin nicht dort?«
    Sie sah ihn an, ihre Augen funkelten zornig. Kolossow seufzte verstohlen – was für eine Frau! So ein Temperament, so ein Feuer – ein Vulkan!
    »Ich habe ihn nicht gesehen«, antwortete sie, jede Silbe betonend. »Und entschuldigen Sie, aber wenn Sie noch weitere Fragen dieser Art an mich haben, dann, fürchte ich, werden wir warten müssen, bis mein Anwalt kommt.«
    »Vorläufig habe ich keine Fragen mehr.« Kolossow lächelte sie strahlend an. »Ich danke Ihnen für das Gespräch, es war mir eine Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Bei sich dachte er: Nein, ich werde nicht auf das Vergnügen verzichten, persönlich bei der Gegenüberstellung dieser heißblütigen Dame mit dem Legionär anwesend zu sein. Letzteren musste man allerdings erst noch finden.
    Katja stand an der Rezeption im Foyer des »Planet Atlantis«. Die Angestellte vermerkte ihren Besuch auf der Karte. Von Marina Saljutowa hatte Katja sich bereits verabschiedet. Sie war in die Kinderkrippe gegangen, um ihren Sohn abzuholen. Die beiden kamen gerade wieder die Treppe herunter zur Garderobe: eine große, schlanke, schwarzhaarige Frau und ein Kind. Marina hatte Katja ebenfalls bemerkt und winkte ihr zum Abschied noch einmal zu. Da klingelte ihr Handy.
    »Ja, wir sind fertig und auf dem Weg nach unten«, teilte sie dem Anrufer laut und lebhaft mit.
    Katja holte ihre Jacke aus der Garderobe. Marina zog fürsorglich ihren Sohn an, der ihr atemlos den Inhalt eines Trickfilms erzählte, den er in der Krippe gesehen hatte. Lautlos glitt die Glastür auseinander, und ein massiver Mann in einem langen schwarzen Kaschmirmantel betrat das Foyer. Er nickte der Angestellten an der Rezeption lässig zu und begab sich dann zu Marina. Dem Aussehen nach mochte er gut fünfzig sein. Die kurzen dunklen Haare waren schon stark ergraut. Sein Gang war langsam und schwer – so gehen Menschen, die ihr ganzes Leben gewöhnt sind, im Auto oder in einem gepolsterten Chefsessel zu sitzen. Der Junge erblickte ihn als Erster – er riss sich von der Hand der Mutter los, stürzte dem Mann entgegen und warf sich in seine Arme.
    »Hallo! Ich hatte solche Sehnsucht! Wo warst du?«
    Der Mann hob ihn auf seine Arme und küsste ihn. In diesem Augenblick, mit dem Kind auf dem Arm, kam er Katja sehr alt und sehr müde vor . . .
    Marina Saljutowa ergriff ihre Tasche.
    »So, wir sind fertig, fahren wir.« Sie wandte den Blick nicht von dem Mann mit dem Jungen auf dem Arm.
    Der Mann nahm ihr die Tasche ab. Marina machte einen raschen Schritt nach vorn und legte ihm die Hände auf die Schultern. Wenn er sich nicht rasch abgewandt hätte, hätten ihre Lippen die seinen berührt. So aber traf ihr Kuss seine glatt rasierte, nach teurem Eau de Cologne duftende Wange.
    Sie verschwanden hinter der Glastür. Katja folgte ihnen langsam und sah, wie sie in einen schwarzen Jeep stiegen. Hätte sie sich besser mit ausländischen Automarken ausgekannt, hätte sie gewusst, dass es sich um einen »Toyota Cruiser« handelte. Der Wagen setzte sich in Bewegung. Katja stand noch immer auf den Stufen zum »Planet Atlantis«, ohne die Kälte und den stechenden Wind zu bemerken.
    Jemand rief sie halblaut beim Namen. Aus einem bescheidenen dunkelblauen Shiguli winkte man ihr zu: Steigen Sie ein.
    Katja ging auf das Auto zu und öffnete die Tür.
    »Ich habe Sie heute Morgen angerufen«, sagte der junge Mann, der neben dem Fahrer saß. »Ist alles gut gegangen? Setzen Sie sich, wir bringen Sie nach Hause.«
    »Und was ist mit Marina?«
    »Ihr folgt ein anderer Wagen.«
    »Wer war das, der sie abgeholt hat?«, fragte Katja, obwohl sie die Antwort schon kannte.
    »Saljutow. Ihr

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